Heute wäre Schützenfest in Erle, aber bereits zum zweiten Mal fällt das Fest coronabedingt aus.
Fest auf dem Thron sitzen König Ewald Grotendorst mit seiner Königin Birgit Kuhmann. Nicht nur, dass 2020 die große Jubiläumsfeier des Bürgerschützenvereins ausfiel, sondern auch die für dieses Jahr geplante Nachholung der Jubiläumsfeierlichkeiten wird es nicht geben. Dass darüber das amtierende Königspaar traurig ist, daraus machen sie keinen Hehl.

Was 2019 so großartig nach dem Königsschuss anfing, verblasst allmählich und hat bis heute kein Ende gefunden. „Wir alle wünschen uns, dass wir den Schützenfestmontag 2019 klonen könnten, um dort weiterzumachen, als wenn Corona nie da gewesen wäre“, gesteht Grotendorst bedrückt, wohlwissend, dass dies nicht möglich ist.

Dabei gehörte der Tag, als Grotendorst 2019 den Vogel von der Stange holte, mit zu seinen emotionalsten und schönsten Momenten im Leben. „Für mich war es ein unbeschreiblicher Jubel und ein sehr schönes Gefühl, wie sich ganz Erle mit mir gefreut hat, als das Glück nach acht – nicht erfolgreichen Jahren – endlich auf meiner Seite war. Mir fiel ein Stein vom Herzen“, resümiert der König heute.

Dann kam Corona
In den Monaten danach und vor der Pandemie gab es sogar noch so einige Termine, unter anderem die offiziellen Besuche der Schützenfeste bei den Nachbarvereinen in Homer und Raesfeld, der Königsball vom Dirigenten der Erler Jäger Oliver Jahnich in Dorsten-Altstadt, das Üfter Klumpen-Schützenfest sowie das vereinsinterne Porestavogelschießen.
Die letzte gemeinsame Feier der Throngemeinschaft sei das Bergfest gewesen, dass auf dem Raesfelder Weihnachtsmarkt gebührend gefeiert wurde, zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnend, dass dieser Termin längst nicht die Halbzeit der Regentschaft sein sollte. Denn dann kam Corona.

Die Feierlichkeiten wurden überschaubar. Die Vorfreude auf das Festjahr zerplatzte wie eine Seifenblase. Statt der ursprünglich geplanten vier Tage Jubiläumsschützenfest im Juni, blieb den Erler Schützen nur ein eingeschränkter Samstagabend mit Kranzniederlegung und Schützenfestparty im Autokino-Format.
Ausgefallene Schützenfeste drücken auf das Gemüt
Nicht nur die zwei ausgefallenen Schützenfeste drücken der Throngemeinschaft auf das Gemüt, auch die strengen Kontaktbeschränkungen seien ein weiterer Tiefpunkt in der laufenden Regentschaft gewesen. So gab es in den eineinhalb Jahren der Pandemie fast keine gemeinsamen Ausflüge, keine gemütlichen Treffen, keine Versammlungen und keine Feiern. „Ich hätte nie gedacht, dass ich die Geselligkeit und unser Dorfleben jemals so vermissen werde“, fügt Grotendorst hinzu.

Geplant war, ein Jahr Vollgas zu geben und nicht, sich drei Jahre in Zurückhaltung zu üben. „Wir werden in Zeiten von Corona nicht gefordert, also gibt es auch wenig Möglichkeiten, in Erscheinung zu treten. Da ist es schon ein Highlight, wenn jemand im Dorf einem von der anderen Straßenseite ‚Hallo König oder Königin‘ zuruft“. Die Throngemeinschaft wünsche sich nichts sehnlicher, als dass nun endlich wieder Normalität einkehrt und, sie die Bretter des Festzeltes unter unseren Füßen fühlen. „Das ist Dorf. Das ist Dorfgemeinschaft“.

Die Hoffnung von Grotendorst sei, dass es im kommenden Jahr normal weitergeht, er das Zepter seiner Königswürde an einem Nachfolger weitergeben kann und dass wieder ein ganzes Wochenende lang gefeiert werden darf. „Wir freuen wir uns auf den Schützenfestmontag, an dem wir Königskette und Krone weitergeben können, denn dann wissen wir, dass Corona vorbei ist und wir alle zusammen bereits einen ausgelassenen Schützenfestsamstag und -sonntag hinter uns haben.“
Kranzniederlegung am Samstag am Ehrenmal
In einer kleinen und beschaulichen Runde fand am Samstagabend die Kranzniederlegung am Ehrenmal statt. Im Fokus der Rede von Präsident Arno Brömmel stand das „Vergessen“.
„Wir stehen hier an unserem Ehrenmal, was auch gleichzeitig Mahnmal gegen das Vergessen ist“.
