Nach einem regelrechten Schießmarathon holte mit dem 492. Schuss am Samstag um 19.15 Uhr Paul Lehmbrock den Vogel in Pastors Busch von der Stange.
Über sieben Stunden zog sich das Vogelschießen an der Vogelstange der Junggesellenschützen in Raesfeld hin. Gleich so, als wenn die Raesfelder an diesem Tag alles nachholen wollte, was sie seit eineinhalb Jahren versäumt hatten.

Alles stimmte an diesem Tag. Selbst das Wetter spielte mit. Die Herbstsonne strahlte kräftig, gleich so, als wollte sie die Schützen mit Licht und Wärme unterstützen.
Nachdem pünktlich um 12 Uhr die ersten Ehrenschüsse abgefeuert wurden, dachte derzeit noch niemand daran, dass sich der Schießwettbewerb bis in die Abendstunden hinzieht. Anfänglich ging es beim Schießen auf die Insignien noch zügig voran.

Den linken Flügel sicherte sich Simon Becker, der rechten Flügel ging an Robin Klein-Ridder. Der Schwanz fiel bei Sebastian Meyering, Leonard Suer schoss dem Vogel das Zepter, Fabian Kölking den Kopf und Lukas Höing den Schwanz ab.
Mehr als nur „gut“ besucht war Pastors Busch bei dem einzigen regulären Schützenfest in Raesfeld. Nicht nur das junge Volk genoss die Schützenfeststimmung bei den Junggesellen unter den Klängen der Fanfaren und der Burgmusikanten. „Ich bin sehr froh, dass es heute stattfindet. Irgendjemand muss anfangen und somit gehören wir in Raesfeld auch mit zu den Ersten“, sagte Bürgermeister Martin Tesing gut gelaunt.

Besonders glücklich und zufrieden an diesem Tag war auch Präsident Leonard Suer. „Wir haben als Junggesellenschützen das Problem, dass unsere Zeit der „Junggesellen“ sehr schnell vergänglich ist. Deshalb sind drei Jahre Pause für uns, für das Vereinsleben und für die Tradition auch eine lange Zeit. Es ist uns wichtig, dass wir die Schützenfesttradition bewahren und aufrecht erhalten“, so Suer.
Motivierte Thronanwärter
Gab es anfänglich noch fünf hoch motivierte Thronanwärter mit Milan Hoffmann, Lukas Höing, Pascal Becker, André Strothmann und Paul Lehmbrock, so blieben zur späteren Stunde nur noch Lehmbrock Höing und Becker bis zum Ende übrig. Motiviert waren alle drei, jedoch hatten alle drei Anwärter nicht das richtige „Zielwasser“ an diesem Tag getrunken. Alles was sie in den letzten zwei, drei Stunden trafen, war hauptsächlich viel Styropor, aber kaum den Vogel.

Dieser war aber eigentlich schon im Vorfeld so gut auf den Königsschuss vorbereitet worden, sodass mit einer gewissen Treffsicherheit das Schießen garantiert hätte verkürzt werden können. Das blieb nicht unbemerkt bei den Zaungästen und was für scherzenden Zurufe sorgte. „Lukas, wenn du jetzt triffst, gebe ich dir ein Bier aus“, oder „Du musst weiter rechts schießen“, und „Was wäre, wenn du mal auf den Vogel zielst und nicht ständig den Fang?“ Alle Tipps verrauchten wie die Munition, die zwischenzeitlich ausging und Nachschub besorgt werden musste.

Die Abendsonne war nur noch schwach hinter den Bäumen zu sehen. Die Musikvereine hatten schon so gut wie alle Instrumente eingepackt. Nur der Vogel blieb unverändert und standhaft auf der Stange sitzen. Zweimal wurde der Vogelfang heruntergeholt. Beim ersten Mal wurde die Distanz der Schützen zum Ziel verkürzt, beim zweiten Mal wurde auch ein bisschen die Säge angesetzt, um den Vogel etwas zu lockern. Und die Sonne verschwand mittlerweile immer mehr hinter den Bäumen, und so langsam wurde es auch dunkel im Pastors Busch. „Das ich hier mal an der Vogelstange übernachten werde, habe ich im Leben nie dran gedacht“, sagte Ralf Bruns von den Allgemeinen Schützen und lachte.

Erst nachdem Lukas Hönig fast König geworden wäre, bereitete Lehmbrock dann dem Schießen ein endgültiges Ende. Der neue Thron der Raesfelder Junggesellenschützen stand schnell fest: Alina Kerkhoff, Sebastian Kormann, Fabian Kölking und Lana Höbing werden neben König Paul Lehmbrock und Königin Pia Woeste nun das Raesfelder Junggesellenschützenvolk regieren.

Mit Blick auf die Planung des Festes sei diese, so Suer, relativ einfach gewesen. Der Grund: Der Verein bewegte sich voll im legalen Rahmen. So war es auch nicht verwunderlich, dass alle, die ins Festzelt wollten, vorab von der Security auf gesundet, geimpft plus aktueller Coronaschnelltest kontrolliert wurden. Und auch an der Vogelstange gab es Kontrollen. Das DRK Raesfeld war hier für Schnelltests vor Ort.

Große Parade
Bei der großen Parade am Sonntag präsentierten sich das alte sowie das neue Königspaar dem Volke. So voll wie in diesem Jahr, war es schon lange bei einer Parade nicht mehr gewesen. Eingeladen zur Parade waren auch die Nachbarschützenvereine Erle und Homer.
Aber auch hier zeigte sich, dass sich die Menschen sich mit den Schützen gemeinsam freuten, dass es in diesem Jahr doch noch mit dem Schützenfest 2021 geklappt hat.