Nicht mit meinem Geld
Leserbrief zur Causa Aelkeshof. Eine persönlich verfasste Stellungnahme von Reinhard G. Nießing
Machen wir uns doch nichts vor: Wo kein Wille ist, ist auch kein Weg. Das Schicksal des altehrwürdigen Aelkeshofs, zuletzt als “Niewerther Hof“ bezeichnet, war zu dem Zeitpunkt besiegelt, als die katholische Kirchengemeinde das Objekt gekauft hat.

Es steht zwar im Schatten der St.-Martin-Kirche, aber nicht im Schutzbereich der Kirchengemeinde. Kirche und Kegelbahn passen halt nicht mehr zusammen. Nachdem Verkäufer, Kommune und Kirchengemeinde eine „unheilge Allianz“ gebildet hatten, stand der weitere Bestand des Aelkeshofs unter keinem guten Stern, zumal auch der Raesfelder Heimatverein bedauerlicher Weise keine Veranlassung gesehen hat, sich für ein Ortsbild prägendes Haus innerhalb unserer Gemeinde einzusetzen oder gar dafür eine Lanze zu brechen.
Mittlerweile ist es doch auch ganz egal, wofür unser Geld verplempert wird: Ob aus Kirchensteuerbeiträgen Missbrauchsopfer entschädigt bzw. „ruhig gestellt“ werden oder aus den allgemeinen Steuermitteln der Hauptstadt-Flughafen wohl niemals zu Ende gebaut wird — die Zeche zahlt doch immer der brave Steuerzahler.

„Berlin ist arm, aber sexy“, lautet ein geflügeltes Wort. Bei der Kirche scheint es geradezu umgekehrt zu sein. Wenn also die Pfarrgemeinde als neue Eigentümerin für den Abriss des Gebäudes stimmt, warum beauftragt die politische Gemeinde noch ein Architekturbüro mit der Begutachtung der Gebäudefassade? Vielleicht um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen?
Keine weiteren „Silberlinge“ für ein Objekt, das längst verraten und verkauft wurde. Es käme einer weiteren Verschwendung von Steuermittel gleich. Die Pfarrgemeinde hat den Brocken geschluckt, jetzt sollte sie ihn auch selbst verdauen. Vielleicht könnte sie für die Finanzierung eines ihrer Wiesengrundstücke an der Marbecker Straße veräußern, keinen Steinwurf weit entfernt von der Sakristei der St.-Martin-Kirche, bevor womöglich ein neuerlicher Spendenverein, jetzt für den Bau eines Pfarrheims, ins Leben gerufen wird?

Ein Wort zu den Gutachtern: Brauchst du ein Ergebnis, das ein Projekt durchwinken soll, sind die geschätzten Kosten möglichst niedrig angesetzt, wohlwissend, dass das Budget um ein Vielfaches überschritten wird.
Beispiele dafür gibt es reichlich, wie einige aus jüngster Zeit belegen: NRW-Landesarchiv, BER-Flughafen, Stuttgart 21, Gorch Fock. Die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. Brauchst du ein Ergebnis, das ein Projekt versenken soll, dann werden die Kosten eben nach oben getrieben, siehe Aelkeshof. So funktioniert halt Politik. Bleib nur zu hoffen, dass sich kein Gutachter in der Schlossfreiheit verläuft und deren Gebäude unter seine Lupe nimmt. In Folge dessen könnten vielleicht weitere historische Gebäude „kaputt geschrieben“ werden.

Ich finde es nur traurig und ziemlich überheblich, wenn dem Wunsch einer engagierten Bürgerschaft mit so wenig Empathie begegnet wird — ja, ohne Verständnis und Gegenliebe widersprochen wird. Was soll ich von dem Appell unseres Bundespräsidenten noch halten, der sich eine mündige, eine streitbare Zivilgesellschaft gewünscht hat? Von den Worten unseres Bischofs, der dem Mitspracherecht innerhalb der Kirchengemeinde das Wort redet, uns ermuntert, Position und Haltung einzunehmen? Und hat nicht Papst Franziskus in seiner bildhaften Sprache mutig gefordert: „Seid Hirten mit dem Geruch der Schafe.“ Ein weiteres Zitat von ihm lautet: „Ach, wie sehr möchte ich eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen.“ www.kirche-und-leben.de
Viele Steuerzahler sind es mittlerweile leid, für alles doppelt und dreifach zur Kasse gebeten zu werden respektive für den Bockmist anderer Entscheidungsträger blechen zu müssen. Jeder Privatmann und jedes Unternehmen ist doch eigentlich verpflichtet, Rücklagen zu bilden, um im Bedarfsfalle darauf zurückgreifen zu können. Alles andere geht doch immer zu Lasten Dritter.
Deshalb ein klares Wort zur Causa Aelkeshof: Nicht mit meinem Geld! Und im Übrigen: Politiker und Kirchenführer sollten nicht am Volk vorbei regieren. Ansonsten laufen sie Gefahr, entweder das Wahlvolk oder ihre letzten Schäfchen auch noch zu verlieren. Spätestens dann wäre ein neues Pfarrheim zu nichts mehr nütze.