Heimat ist keine Selbstverständlichkeit

Jahreshauptversammlung des Heimatvereins Erle

„Heimat ist keine Selbstverständlichkeit. Heimat will bewahrt werden, sie will erkundet und weitergegeben werden.

Man will sie nicht verlieren, man will zu ihr zurückkehren oder man will in ihr ankommen.“ Mit diesen Worten begrüßte der Vorsitzende Norbert Sabellek ca. 60 Besucher der Jahreshauptversammlung des Heimatvereins Erle.


Dieses Motto aus dem Jahresprogramm des Vereins umreißt recht genau, worauf es heutzutage in der Vereinsarbeit eines Heimatvereins ankommt: Heimat leben durch Bewahrung und Dokumentation von Traditionen aller Art und durch Bereitstellung der Identifikationsmöglichkeiten mit der Heimat für Alteingesessene und Neubürger jeglicher Couleur. Sabellek dankte allen im Verein für die interessante und erfolgreiche Zusammenarbeit in seinem ersten Jahr als Vorsitzender und resümierte die vielfältigen Veranstaltungen und Aktionen dieses Jahres im Überblick. Die Teilnahme am Westfalentag des Westfälischen Heimatbundes in Bad Lippspringe und am Innovationswettbewerb „Nachwuchs in der Heimatpflege“ mit dem Projekt der Plattdeutsch-AGs für Kinder und Jugendliche sticht hier besonders heraus.

Berichte über Projekte
Carlo Behler stellte die Arbeit an der neuen Homepage des Heimatvereins vor. Sie wird demnächst nicht nur Hinweise auf Geschichtliches und Museales bieten, sondern fortlaufend über die Arbeit in den einzelnen Gruppen und Projekten sowie über aktuelle Veranstaltungen berichten. Hier ist besonders dem medienkundigen Wenzel Schierenberg zu danken, der den technischen Aufbau der Homepage übernommen hat. Der Flyer über die Geschichtsstationen in Erle, der im Oktober herauskam, stößt auf großes Interesse. Ca. 800 Exemplare haben an den Ablagestellen und Flyerboxen bisher Abnehmer gefunden.

Sketche und Märchen

Ingrid Horstmann berichtete von der Arbeit in den beiden Plattdeutsch-AGs. Die „Brejpottspöllers“ spielen ihre Sketche und Märchen mittlerweile vor mehreren Seniorengruppen und auf Brauchtumsveranstaltungen in Erle und Umgebung. Die Gruppe der älteren Schüler schreibt schon ihre eigenen lustigen Texte auf Platt (z. B. Märchen im modernen Gewande).

Der Medienfachmann Stefan Demming aus Südlohn hat mit den Kindern plattdeutsche Sketche aufgenommen, die unter dem Stichwort „Platte Filmkes“ im Internet zu finden sind. Die „Brejpottspöllers“ prägten als Märchenfiguren vergangenes Jahr auch den Beitrag des Heimatvereins zum Erntedankumzug: „Erle eenfach märchenhaft“. Die beiden AGs haben fortwährend großen Zulauf ohne die geringste Nachwuchswerbung. Horstmann betonte insbesondere den Wert des Theaterspielens für die Ausprägung des Selbstbewusstseins der Kinder.

Gespendet

Hannes Kempken führte in seinem Bericht über die Aufführungen der plattdeutschen Theatergruppe an, dass diese in den letzten 20 Jahren ca. 20.000 € für soziale und karitative Zwecke gespendet hat. Hildegard Gülker erzählte von der Veranstaltung der Fotogruppe „Koffieköppkes“ mit den Senioren.

Diese sollten unter der Moderation von Karl-Heinz Tünte aus einer Reihe von Fotos aus Kindertagen die Personen namentlich erraten, was für viele heitere Momente sorgte. Die Gruppe arbeitet zurzeit daran, unter der Fragestellung „Wie war das vor 50 Jahren in Erle?“ einschlägige Fotos und Texte zusammenzustellen.

Ausstellung

Andreas Cluse forderte die Besucher auf, für die geplante Ausstellung des Heimatvereins „Vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg“ Erinnerungsstücke aus dieser Zeit zur Verfügung zu stellen, z. B. Feldpostbriefe und Karten, Todesanzeigen und Totenzettel gefallener Soldaten, Bilder und Gebrauchsgegenstände.

Norbert Sabellek betonte in seinem Bericht über die Natur- und Vogelschutzgruppe, dass ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen sei, z. B. durch Nistkästenbau mit Kindern im Kindergarten und in der OGS. Zudem konnten 19 Mädchen und Jungen für den Aufbau einer Naturschutzgruppe für Kinder gewonnen werden. Diese wird sich mit Naturbeobachtung und ökologischen Fragen sowie praktisch mit dem Bau von Kästen für Wildbienen und Fledermäuse und die Errichtung von Schutzzäunen für die Krötenwanderung beschäftigen.

Babywiese

Die Erler „Babywiese“ hat mit der Errichtung eines Torelements und eines Zaunes sowie der Anpflanzung von 32 Obstbäumchen durch Kinder Gestalt angenommen. Bisher hat der Verein 5000 € für dieses Projekt ausgegeben. Für den weiteren Ausbau stehen noch Spendengelder zur Verfügung. Am 5. Mai findet auf der Wiese ein Frühlingstreff für alle Bäumchenbesitzer statt.
Zum Schluss ließ Sabellek das vergangene Jahr noch einmal in einer Diaschau Revue passieren.

Das neue Jahresprogramm

Zum ersten Mal ist das Jahresprogramm 2018/19 dank Wenzel Schierenberg in einer ansprechenden Flyerform erschienen. Es sieht neben den jährlich wiederkehrenden Veranstaltungen wie der Mitgestaltung des Maikranzaufhängens durch die „Brejpottspöllers“, dem plattdeutschen Theater und dem plattdeutschen Nachmittag einen Schnatgang mit dem Heimatverein Raesfeld, einen Ausflug zum Schloss Anholt, ein offenes Singen und einen Vortrag über Sprichwörter vor.

Heimat ist das große Thema dieser Tage. Was die Politik neuerdings durch Schaffung von Heimatministerien und Veranstaltung von Heimatkongressen in den Blick nimmt, leisten die Heimatvereine vor Ort im Bereich der Heimatpflege als Heimatgestalter schon seit langem und erwecken damit wieder neu das Interesse der Öffentlichkeit.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein