Der Heimatverein Erle stellte am Samstag seine 14. Geschichtsstation an der Rhader Straße auf.
Ein Standort, den der Heimatverein hintergründig als Mahnmal gegen Inhumanität und Gewalt ansieht.
„Beides gab es auch bei uns vor fast 96 Jahren während des Ruhrkampfes.“, so Carlo Behler vom Erler Heimatverein.
Die neue Geschichtsstation berichtet über Ereignisse, die vielen Bürgern heute weitgehend unbekannt sind. „Sie könnte auch als Gedenktafel für fünf Opfer eines Bürgerkrieges stehen, die zwar nicht aus Erle, sondern aus dem Ruhrgebiet stammten, aber am 25. März 1920 an dieser Stelle erschossen wurden“, weiß Carlo Behler zu berichten. Hierbei handelte es sich um Angehörige der sogenannten Roten Armee, kommunistisch eingestellten Arbeitermilizen, die man auch allgemein als Spartakisten bezeichnete. Arbeitermilizen hatten sich im Ruhrgebiet gegen den rechtsgerichteten Militärputsch in Berlin (Kapp-Lüttwitz-Putsch) erhoben, um die Weimarer Republik zu verteidigen, während die Reichswehr sich weigerte, gegen ihre putschenden Kameraden vorzugehen. Rotarmisten waren am 24. März bis Raesfeld vorgedrungen, wo es gegen militärisch weit überlegene Freikorpssoldaten zu heftigen Kämpfen kam, bei denen über 50 Rotarmisten, aber nur ein Soldat fielen.
„Die hier getöteten Männer waren zwei Tage zuvor aus dem Ruhrgebiet kommend bis Raesfeld vorgedrungen und befanden sich nach den heftigen Kämpfen gegen Freikorpssoldaten, rechtsradikal eingestellten Freiwilligenverbänden, auf der Flucht nach Süden. Die Flucht endete aber in Erle, wo einer der Männer von Schüssen auf dem offenen Feld getötet wurden. Die vier anderen Männer verstecken sich in einem Kanalrohr, welches damals unter der Rhader Straße herging und die beiden Chausseegräben miteinander verband“, so Carlo Behler. Die Männer wurden aber letztendlich doch entdeckt, aus dem Rohr hervorgezerrt und durch Kopfschüsse sofort ermordet“, so Behler. Die toten Spartakisten wurden von einem Erler Bauern 600 Meter nordwestlich an der Wegkreuzung Lechtenbrink/Osterlandwehr begraben.
Die Gräber sind heute nicht mehr zu sehen, dennoch hat die neue Geschichtsstation für die Nachbarschaft „Platz“ eine große Bedeutung, denn sie ist eine Verbindung zu den Geschehnissen von 1920. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Nachbarschaft „Platz“ auf ihren Nachbarschaftsfesten Geld sammelte um damit die Geschichtsstation zu sponsern. Petra Bosse
Foto: privat