Dorfgemeinschaftshaus Erle – Wie geht es weiter?

Wie geht es zukünftig weiter mit der Planung des Dorfgemeinschaftshauses in der Erler Dorfmitte? Aufsichtsrat und Vorstand klärten bei der ersten Versammlung über den Stand der Dinge auf

Es wird weitergehen: Dieses klare Zeichen setzten die Verantwortlichen der Erler Bürgergenossenschaft am Freitagabend bei der ersten Generalversammlung im Festzelt an der Marienthaler Straße.

Nach der Gründung klärten erstmalig im Festzelt Aufsichtsrat, Vorstand, Architekten und Steuerberater gemeinsam über die aktuelle Situation des Dorfgemeinschaftshauses auf. Vorsitzender Andreas Grotendorst, Oliver Jahnich (stell. Vorsitzender) und Michael Weddeling von der Volksbank stellten sich anschließend den Fragen der Genossen.

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Vorstand, Aufsichtsrat, Architekten und Steuerberater bei der ersten gemeinsamen Versammlung im Festzelt von „Wir in Erle“

Aktueller Stand der Dinge

Die Versammlung wurde von vielen Genossinnen und Genossen herbeigesehnt. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass 383 der rund 1800 Mitglieder den ersten öffentlichen Termin zum Anlass nahmen, sich über den aktuellen Stand der Dinge des Dorfgemeinschaftshauses zu informieren. Unter den Anteilszeichner waren nicht nur Erler, sondern auch Leute aus Schermbeck, Borken und Dorsten.

Tatsache ist, dass es aktuell und nach der überraschenden Absage von André Wachtmeister noch keinen neuen Pächter gibt, sagte gleich zu Anfang der Versammlung der Vorsitzende der Bürgergenossenschaft Andreas Grotendorst.

383 der rund 1800 Mitglieder kamen am Freitagabend ins Festzelt zur ersten offiziellen Versammlung. Foto: Bosse

Corona und Ukraine-Krieg

Fakt sei auch, dass die Pläne für den Baustart im Frühjahr 2022 durch verschiedene Gegebenheiten, unter anderem die Corona-Pandemie, den Ukrainekrieg und die Absage von André Wachtmeister als Pächter, massiv behindert worden seien, so die allgemeine Aussage der Vorsitzenden und der Aufsichtsratsmitglieder. Bedingt dadurch, dass es aktuell keinen Pächter gebe, stehen nun alle Aktivitäten praktisch wieder am Anfang.

Bautechnische Veränderungen

Dennoch seien bereits in den letzten Monaten viele weitere Dinge auf den Weg gebracht worden. So werde unter anderem die Baugenehmigung in Kürze erwartet. Auch bautechnisch habe es einige Änderungen gegeben. Welche, darüber informierten die Architekten Tobias Göbel und Andreas Müller. Nicht mehr aktuell seien auch die auf Wachtmeister zugeschnittenen Pläne der Küche. Und einen „Münster-Land-Wirt“ wird es auch nicht mehr geben. Zu der neuen Namensfindung laufen schon Überlegungen. Diese sollen später mit dem neuen Pächter abgestimmt werden. Etliche Vorschläge seien auch schon dazu eingegangen, sagte Grotendorst.

Thema Pächter

„Nicht alles läuft so, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir hatten nur einen Plan A, aber keinen Plan B in der Tasche“, gestand Grotendorst und hob erneut die Einmaligkeit dieses Projektes hervor: 1800 Genossen besitzen an der Genossenschaft 1,8 MIO. Euro Anteile. Das sei schon eine enorme Leistung, die da geschaffen wurde. Deshalb seien jetzt auch die Genossen gefragt, das Thema „Pächter“ überall zu verbreiten.

Dorfgemeinschaftshaus Erle Versammung Genossen

Projekt bekannt machen

Die Buschtrommeln könnten, um die Pächtersuche breitflächig zu streuen, jetzt tatsächlich nützlich sein. „Vielleicht kennt jemand, der jemanden kennt und der auch wiederum jemanden kennt, der Interesse an das Projekt hat“, fügt Grotendorst hinzu. Darüber hinaus sei das Projekt in regionalen und überregionalen Börsen registriert.

Oliver Jahnich betonte, dass er immer noch davon zu 100 Prozent überzeugt sei, dass dieses Dorfprojekt einmalig sei.

Brömmel-Wilms wird nicht umgebaut

Der Vorstand habe sich zwischenzeitlich auch Gedanken über eine eventuelle Neuorientierung gemacht und sich nach Alternativen umgehört. So habe es auch in jüngster Vergangenheit Vorschläge gegeben, dass Geld nicht in einem Neubau, sondern in den Gasthof Brömmel-Wilms zu investieren. „Mit diesem Thema haben wir und sehr ausgiebig beschäftigt und alle Richtungen der Machbarkeit besprochen und abgewogen. Wir sind aber mit Arno Brömmel gemeinsam zu dem Ergebnis gekommen, dass wir das nicht machen werden“, so Grotendorst. Zusammengefasst heißt das: Das Objekt steht dafür nicht zur Verfügung.

Dorfgemeinschaftshaus Erle Versammung Genossen

Wie geht es weiter?

Und wie geht es nun weiter? Das war an diesem Abend die zentrale Frage überhaupt: „Wird mit dem Bau des Dorfgemeinschaftshauses auch dann gestartet, wenn es noch keinen Pächter gibt?“.

Dazu Andreas Grotendorst: Falls bis zum Frühjahr kein Pächter gefunden wird, werde es voraussichtlich eine außerordentliche Mitgliederversammlung geben, wobei dann weitere Entscheidungen getroffen werden sollen.  

Dorfgemeinschaftshaus Erle Versammung Genossen
Die Fragen der Genossinnen und Genossen beantworten Andreas Grotendorst, Oliver Jahnich und Michael Weddeling. v.r.

Fragen und Antworten

Frage: Wer ist auf den Gedanken gekommen, so ein riesiges Gebäude zu bauen? Das ist keine Dorfkneipe.

Andreas Grotendorst: Das gastronomische und touristische Konzept ist nicht nur auf Gäste aus Erle, sondern auch auf auswärtige Touristen abgestimmt. Wir haben die Brennerei und die Femeiche. Wenn wir die Leute einmal im Dorf haben, dann wäre es auch schön, wenn sie sich hier länger aufhalten und das Geld gleich im Ort lassen.

Darüber hinaus gibt es rund 400 Hochzeiten in Raesfeld. Viele Gäste müssen weggeschickt werden, da es keinen Saalbetrieb gibt. Ich bin überzeugt davon, dass der Saal mit Hochzeiten, Beerdigungen, Karneval, Taufen und plattdeutsches Theater immer ausgebucht sein wird. Das gesamte Konzept ist auch in Absprache mit dem Pächter gelaufen.
Oliver Jahnich: Die Planungen sind auch schon von Anfang an bekannt gewesen.

Frage: Kosten zur Lüftungsanlage?

Andreas Grotendorst: Bei der Lüftungsanlage haben wir uns, was die Kosten anbelangt, gehörig verschätzt. Die Kosten für den Einbau der Anlage in der Küche und im Saalbetrieb liegen deutlich im 6-stelligen Bereich. Neu ist, dass wir keine Brandmeldeanlage brauchen und somit die laufenden Kosten niedrig halten.

Frage: Höhe der Pacht?

Oliver Jahnich: Die Höhe der Pachtkosten ist kein Thema für die Öffentlichkeit. Wir als Genossenschaft wollen aber keine großen Gewinne durch die Pachteinnahme erzielen. Die Dorfkneipe ist bereits ein Gewinn für Erle.

Frage: Statt Pächter eventuell neue Überlegungen einer Vereinsgründung?

Oliver Jahnich: Auch hier müsste der Pächter/Verein für die Abschreibung Gewinne erwirtschaften, um keine Verluste zu machen. Der Verein müsste dann auch jemanden anstellen, der das alles koordiniert und nicht ehrenamtlich dort arbeitet. Wenn sich Leute für die „Bürgerkneipe“ finden, die sie als GmbH. gründen wollen, können sie sich gerne bei uns melden.

Frage: 1.8 MIO. Euro Mitgliedsbeitrag. Reicht die Summe für den Bau aus?

Oliver Jahnich: Nein. Die Summe reicht nicht aus. Wir werden einen Baukredit benötigen. Nach den Berechnungen von Anfang des Jahres werde das Investitionsvolumen – ohne die Kücheneinrichtung – rund 2,2 Millionen Euro betragen. Mit Blick auf die Inflation in der Baubranche müssen wir abwarten, wie hoch die Summe sein wird, denn wir können nicht in eine Glaskugel blicken. Die geplante Höhe steht nicht fest. Sie könnte rund 600.000 bis 700.000 Euro betragen. Aktuell jedoch können wir keine genauen Angaben dazu machen. Wir haben auch keine Prognose, wie es Weihnachten aussieht.

Frage: Bautermin. Wird auch dann gebaut, wenn es noch keinen neuen Pächter gibt?

Andreas Grotendorst: Die Baugenehmigung ist noch nicht da. Der Plan jedoch ist, erst einen Pächter zu suchen und dann darauf die Baupläne für Küche etc. abstimmen, denn jeder Pächter möchte seine eigenen Vorstellungen einbringen. Darüber hinaus wird es sicherlich mit einem neuen Pächter eine neue Personalsituation ergeben, die dann neu bei den Plänen überarbeitet werden muss. Kurz gesagt: Der Pächter wird Einflussnahme auf die Baupläne nehmen.

Frage: Wie weit kann ein neuer Pächter Einfluss auf die Pläne nehmen? Wie wir wissen, hat es dadurch schon reichlich Verzögerungen gegeben?

Andreas Grotendorst: Momentan gibt es mehr Kneipen, die wegen Pächtermangel schließen, als geöffnet haben. Wenn wir jedoch einen Pächter haben oder finden, der in dieser Zeit schon Mangelware ist, dann werden wir ihn auch in Watte packen. Das war von Anfang an so ausgemacht.

Oliver Jahnich: Geht es dem Pächter gut, geht es auch der Genossenschaft gut. Dass es nun so weit gekommen ist, darüber sind wir alle traurig.

Frage: Ist die Pacht gestaffelt oder umsatzorientiert?

Oliver Jahnich: Es ist alles möglich: Fixpacht und umsatzabhängige Pacht.

Frage: Dorfgemeinschaftshaus ist eine riesige Chance für Erle. Wenn wir keinen Pächter finden, was dann?

Andreas Grotendorst: Die Frage werden wir dann im nächsten Jahr bei der Generalversammlung diskutieren. Nichts ist schlimmer, als nichts zu tun. Deshalb werden wir auch alle Vorschläge abwägen. Die Antwort jedoch werden wir davon abhängig machen, wie sich die Lage entwickelt.

Frage: Ist eine Rückabwicklung möglich?

Michael Weddeling: Ja, die Bürgergenossenschaft kann wieder aufgelöst werden. Wir haben aber das klare Ziel: Wir wollen bauen.

Frage: Sind die Planungskosten transparent? Wie sieht das Geschäftsjahr aus? Kann jeder in die Unterlagen reinschauen?

Andreas Grotendorst: Jeder kann auf Nachfrage in der Bank in die Unterlagen schauen. Sie stehen allerdings nicht an einer Litfaßsäule oder in der Zeitung.

Weitere Fragen:

  • Toiletten im Keller verlegt. Wird es einen Fahrstuhl geben? Ja.
  • Gibt es eine Nachschusspflicht für Mitglieder? Nein, das sei nicht geplant.
  • Verkehrsberuhigung Schermbecker Straße. Was ist geplant? Ziel ist es, dass da etwas passieren muss hinsichtlich einer Verkehrsberuhigung. Das ist jedoch Sache der politischen Gemeinde.
  • Gibt es Ruhestörung für die Mieter im Neubau von Böckenhoff? Nein. Die Dorfgaststätte erhält eine gute Klimaanlage und Lärmschutzdämmung. Die Raucherecke befindet sich auch nicht auf dem Platz, sondern an der Silvesterstraße.

Zitate

Johannes Böckenhoff: Ich finde, dass hier schon etwas hervorragendes sowie eine sehr gute Arbeit geleistet wurde. Da sollte jeder Pächter glänzende Augen bekommen.

Charlotte Meiners: Es wäre doch gelacht, wenn wir hier kein Dorfgemeinschaftshaus bekommen. Das müssen wir schaffen!

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