Ausstellung im Borkener Kreishaus präsentiert bis zum 14. Juni Ausschnitte aus dem Lebenswerk des Raesfelder Fotografen
Kreis Borken (pd). Über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren hat Ignaz Böckenhoff als Amateurfotograf die Menschen und Zustände seiner Heimatdorfes Raesfeld mit großer Hingabe porträtiert. Rund 40 dieser Bilder sind vom 27. Mai bis zum 14. Juni 2013 unter dem Titel „Menschen vom Lande“ im Borkener Kreishaus zu sehen. Die Ausstellung stellte das LWL-Medienzentrum für Westfalen gemeinsam mit dem LWL-Museumsamt zusammen.
„Böckenhoffs Bilder sind ein großer Schatz“, betont Landrat Dr. Kai Zwicker. „Sie geben einen Einblick in eine in weiten Teilen vergangene Lebenswelt.“ Die Fotografien dokumentieren die traditionelle Gesellschaftsordnung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Anlass für die Präsentation im Kreishaus ist das Jubiläum „10 Jahre Runder Tisch Demenz im Kreis Borken“, das mit Aktionstagen vom 5. bis 12. Juni gefeiert wird. „Die Bilder lassen bei vielen Seniorinnen und Senioren sicher Kindheits- und Jugenderinnerungen wach werden“, ist Zwicker überzeugt.
Böckenhoff, 1911 als Sohn eines Bauern geboren, war fotografisch gesehen Autodidakt. Seine erste Kamera kaufte der 15-Jährige 1926, in einer Zeit, in der die Beschäftigung mit ländlichen und bäuerlichen Themen im Zuge der populären Heimatfotografie einen ersten Aufschwung erlebte.
Ignaz Böckenhoff fand seine Motive auf den Höfen der großen wie der kleinen Bauern, in den Werkstätten der Handwerker sowie in den Läden der Gewerbetreibenden. Er fotografierte die Alten ebenso wie die Jungen, die Erwachsenen und die Kinder, die einfachen Leute und die Sonderlinge und Außenseiter, die jede Dorfgemeinschaft kennt. Genauso wendete er sich den Honoratioren zu: dem Pastor, dem Gendarmen und den Fabrikanten. Familienfeiern fanden in gleichem Maße sein Interesse wie die Dorf- und Schützenfeste und die kirchlichen oder die politischen Manifestationen im öffentlichen Raum.
Die zweite Hälfte der 1930er und die 40er Jahre waren für ihn in fotografischer Sicht besonders fruchtbar. Er dokumentierte mit seinen Kameras die schleichenden politischen Veränderungen, die zunehmende Ideologisierung und Militarisierung des dörflichen Lebens, den Aufbau der nationalsozialistischen Gliederungen im Ort und schließlich, kurz vor Beginn des Krieges, die Einquartierungen von Wehrmachtseinheiten.
80.000 Negative Böckenhoffs hat der LWL archiviert. Weitere 1.500 stehen online unter www.fotosammlung-boeckenhoff.raesfeld.de zur Verfügung. Die Ausstellung im Borkener Kreishaus ist während der Öffnungszeiten der Kreisverwaltung, montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 16 Uhr, zu sehen.