Zecken in Deutschland: Ein Überblick – Kreisgesundheitsamt Borken rät zu umsichtigem Verhalten
Zecken sind in Deutschland weit verbreitet. Ihr bevorzugter Lebensraum umfasst Gebüsche am Waldrand und Wegrand sowie hohes Gras. Auch in Siedlungen und Städten sind sie anzutreffen, insbesondere in Hausgärten und Grünanlagen. Zecken benötigen hohe Luftfeuchtigkeit und halten sich daher meist in feuchten oder schattigen Bereichen auf. Sie sind hauptsächlich nachtaktiv.
Lebensweise und Verbreitung
Zecken gehören zu den Milben und damit zur Klasse der Spinnentiere. Sie erklimmen Pflanzenstängel oder Grashalme und warten, bis ein Säugetier oder Mensch vorbeikommt, um sich festzuhalten. Zecken ernähren sich durch das Anstechen der Haut und Blut saugen. Diese „Blutmahlzeit“ kann mehrere Tage dauern, bevor sich die Zecke wieder auf die Erde fallen lässt. Die Zeckensaison erstreckt sich von März bis Oktober, kann aber bei milder Witterung länger dauern. Selbst im Winter sind Zecken nicht ausgeschlossen.
Gesundheitsgefahren durch Zeckenstiche
Zecken können Krankheitserreger übertragen, warnen die Fachärztinnen Rita Welberg und Karin Barenberg vom Gesundheitsamt des Kreises Borken. Die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit in Deutschland ist die Borreliose, verursacht durch Bakterien namens „Borrelien“. Diese Erkrankung lässt sich mit Antibiotika behandeln.
Eine weitere von Zecken übertragene Krankheit ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die durch Viren ausgelöst wird. In Deutschland besteht die Gefahr einer FSME-Infektion hauptsächlich in bestimmten Risikogebieten, vor allem in Süddeutschland. Gegen FSME ist eine Schutzimpfung möglich, die für Bewohner und Reisende in Risikogebieten empfohlen wird.
Vorsichtsmaßnahmen und Empfehlungen
Die Ärztinnen des Gesundheitsamts raten, nach einem Aufenthalt in der Natur Kleidung und Körper sorgfältig nach Zecken abzusuchen. Besonders bei Kindern, die oft im Freien spielen, sei dies die sicherste Methode, Zeckenstiche zu vermeiden. Zecken stechen nicht sofort zu, sondern krabbeln zunächst auf der Körperoberfläche, um eine geeignete Stelle zu finden.
Wer durch Büsche oder hohes Gras geht, sollte helle, geschlossene Kleidung tragen – lange Hosen und Ärmel sowie festes Schuhwerk. Die Hosenbeine sollten in die Socken gesteckt werden, um Zecken das Eindringen zu erschweren. Abwehrsprays bieten zusätzlichen, aber zeitlich begrenzten Schutz.
Entfernung und Nachsorge
Karin Barenberg vom Kreisgesundheitsamt erklärt: „Finden sich am Körper Zecken, sollten diese so bald wie möglich entfernt werden. Die Gefahr einer Übertragung von Krankheitserregern steigt mit der Dauer des Saugvorgangs an, sodass eine rasche Entfernung das Risiko einer Infektion senkt.“ Die Zecke wird mit einer Zeckenkarte, Zeckenzange oder Pinzette möglichst hautnah gegriffen und vorsichtig herausgezogen. Man sollte dabei vermeiden, die Zecke zu zerquetschen. Barenberg betont: „Bitte keine ‚Hausmittel‘ wie Öl oder Klebstoff verwenden!“ Nach der Entfernung ist die Stichstelle mit Hautdesinfektionsmittel zu behandeln.
Rita Welberg rät zudem: „Beobachten Sie die betroffene Hautstelle in den nächsten Tagen. Wenn sie sich stark rötet oder sich ein rötlicher Ring bildet, ist ein Arztbesuch dringend notwendig, da dies auf eine Borreliose hindeuten könnte.“
Bitte keine ‚Hausmittel‘ wie Öl oder Klebstoff verwenden!
Weiterführende Informationen finden sich auf der Website des Robert-Koch-Instituts (RKI) unter www.rki.de. Dort gibt es auch einen Überblick über die Risikogebiete für FSME.
Spezielle Tipps für Kinder gibt die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung unter www.kindergesundheit-info.de (dort unter Suche „Zecken“ eingeben). Für Fragen rund ums Thema Zecken und die FSME-Impfung sind die Haus- und Kinderärzte die richtigen Ansprechpartner.
Die zehn kuriosesten Fakten über Zecken: Wissen über die Blutsauger
1. Zecken haben ihre Nase am Vorderbein
Zecken können ihre Opfer wittern, obwohl sie keine richtigen Nasen haben. Sie besitzen ein besonderes Organ am Vorderbein, das sogenannte „Hallersche Organ“. Es registriert im Schweiß enthaltene Stoffe wie Buttersäure, Ammoniak sowie Kohlendioxid aus dem Atem. So können Zecken ihre Opfer erkennen.
2. Zecken sitzen gern auf Grashalmen und wedeln mit den Vorderbeinen
Um ihre Opfer besser erreichen zu können, klettern Zecken auf Gräser und Büsche, manchmal bis zu 1,50 Meter hoch. Meistens sind sie jedoch in Knie- bis Hüfthöhe zu finden. In ihrer Jagdposition strecken sie oft ihre Vorderbeine in die Höhe, um mit dem Hallerschen Organ alle Duftstoffe besser wahrzunehmen. Streift ein Wirt die Zecke, greift sie blitzschnell mit den starken Krallen an den Vorderbeinen zu und hält sich fest. Dafür reicht eine Berührung von wenigen Sekundenbruchteilen aus.
3. Zecken können 10 Jahre ohne Nahrung auskommen
Zecken sind Überlebenskünstler. Mit einer einzigen Blutmahlzeit können sie sehr lange auskommen. Im Labor überlebten Zecken, die vorher Blut gesaugt hatten, bis zu zehn Jahre ohne weitere Nahrung. In der Natur lebt der Holzbock im Durchschnitt drei bis fünf Jahre.
4. Zecken können über Wälder und sogar Meere „wandern“
Zecken sind keine Langstreckenläufer, können aber kurze Distanzen schnell überwinden. Obwohl sie nach wenigen Metern erschöpft sind, verbreiten sie sich über Länder und Kontinente. Sie reisen als blinde Passagiere bei Holztransporten mit oder überwinden längere Strecken mit ihren Wirten, wie Vögeln oder Rehen.
5. Zecken sind nach einer Mahlzeit 200-mal schwerer als zuvor
Erwachsene Weibchen können bei einer einzigen Mahlzeit ihr Körpergewicht um das 100- bis 200-fache erhöhen. Wollte ein Mensch das nachmachen, müsste er so lange Pizza essen, bis er etwa so viel wie ein Lastwagen wiegt.
6. Zeckenkinder haben 2.000 Geschwister
Ein Zeckenweibchen kann auf einmal zwischen 2.000 und 20.000 Eier legen. Eine Wachsschicht schützt die Eier und verbindet sie miteinander. Aufgrund der großen Anzahl werden sie auch „Zeckenkaviar“ genannt.
7. Zecken haben „Betäubungsmittel“ und „Klebstoff“ im Gepäck
Damit der Wirt den Stich nicht bemerkt, gibt die Zecke mit dem Speichel ein Betäubungsmittel ab. Dies verhindert, dass der Wirt den Stich sofort spürt, obwohl der Zeckenstachel viel dicker und gröber ist als der einer Stechmücke. Zusätzlich produziert die Zecke nach 5-30 Minuten eine Art Klebstoff, um sich fest mit dem Wirt zu verbinden.
8. Zeckenmännchen sterben sofort nach der Paarung
Das Zeckenmännchen ist kleiner als das Weibchen. Zur Paarung klettert es unter den Bauch des Weibchens, während dieses Blut saugt. Das Männchen stirbt nach der Paarung, während das Weibchen weiter Blut saugt, um Kraft für die Eiablage zu sammeln.
9. Wie sich Nashörner und Giraffen vor Zecken schützen
Auch in Afrika gibt es viele Zeckenarten. Nashörner werden oft von Zecken geplagt, haben aber einen Helfer: die Sumpfschildkröte. Diese sucht die Nashörner im Schlamm nach Zecken ab. Giraffen hingegen stoßen einen Geruch aus, den Zecken nicht mögen, weshalb man an ihnen kaum Zecken findet.
10. Zecken überleben in der Waschmaschine
Zecken haben generell kein Problem mit Feuchtigkeit, daher überleben sie oft in der Waschmaschine. Erst bei besonders heißem Waschen oder im Trockner wird es für sie kritisch. Quelle: NABU