Stand heute inne Borkener Zeitung: Zwei 18-jährige Fahrradfahrer fahren nachts in Raesfeld Richtung Stadtmitte.
Als sie an einer Gruppe von drei Männern und einer Frau vorbeifahren, wird einer der beiden vom Fahrrad gedroschen und der andere, der seinem Kumpel zu Hilfe kommen will, kriegt auch noch gleich eins mit.
Nur mal so
Die Schläger waren blau, stellt die Polizei fest. Naja, da kann das ja schonmal passieren, daß man Leute, die da so vorbeikommen, einfach so zusammenschlägt. Nur mal so. Ist das einen Aufreger wert? Oder gar eine Notiz in der Tageszeitung?
Aber doch wirklich nicht!
Mit sowas muß man heutzutage doch jederzeit rechnen, oder? Auch hier, bei uns in Raesfeld, anscheinend. Gar nicht zu reden von anderswo, wo man einfach „nur mal so“ die Treppe auf dem U-Bahnhof runtergetreten wird, Knochenbrüche inklusive. Oder eins in die Fresse kriegt, weil man eben da ist, nach Hause fahren will oder die Omma besuchen oder was weiß ich. Was auch immer, da kriegst Du einen Schlag auf die Umme oder einen Tritt ins Kreuz oder was auch.
Nur mal so.
Passend dazu lief heute Abend ein Bericht im Fernsehen über eine Halloween-Party, in, wo auch immer, in „Little Saint Nowhere“ oder was weiß ich. Jedenfalls waren da nicht weniger als fünfundzwanzig (in Worten 25!) Angestellte einer Sicherheitsfirma aufgeboten, die den Zugang kontrollierten und auch sonst für Ordnung sorgten und die Karawallinskis, die nicht feiern, sondern Radau machen wollten, vom Hof jagen mussten. Weil die blau waren oder bekifft oder sonstwie psychopatisch oder was weiß ich.
Ich erinnere mich an unsere Semesterabschlussfeten von vor vierzig Jahren. Na gut, im Laufe des Abends waren viele von uns auch blau, einige auch bekifft und psychopatisch waren wir sowieso alle – immerhin waren wir Studenten, kein Wunder also.
Aber daß wir zwei Dutzend Gorillas einer Sicherheitsfirma gebraucht hätten, die uns einigermaßen auf dem Pfad der Tugend gehalten hätten, daran kann ich mich nicht erinnern. Und ich war einer von den Organisatoren, ich müsste es also wissen.
Okay, es kam vor, dass der eine Unsymp dem anderen Unsymp mal gelegentlich was in die Schnauze gehauen hat. Soll ja sein. Aber die haben wir dann umschichtig mit den Schädeln zusammengehauen, haben ihnen noch ein Bier verpasst, und dann waren die wieder friedlich.
Nachdem sie sich die Aggressionen aus dem Leib gekotzt hatten. Kam vor.
Aber eine Sicherheitsfirma mit Champions im Mittelschwergewicht, die da für Ordnung sorgen mußten, die haben wir nicht gebraucht. Und die Jungs von der staatlichen Ordnungsmacht kamen auch immer erst gegen halb drei am Morgen vorbei, um uns zu nötigen, den „Highway to Hell“ nicht gar so lärmig zu besingen, weil die Leute in den umliegenden Häusern auch irgendwann mal schlafen wollten.
Na gut, wir haben dann einen Gang runtergeschaltet, den Ordnungshütern einen ausgegeben, und gut war’s. Knöllchen gab’s nur für diejenigen, die hemmungslos auf den Bürgersteig gemacht haben. Weil, sowas macht man ja auch nicht.
In Raesfeld geht dieser Tage der Weihnachtsmarkt los. Angesichts der Ereignisse darf man gespannt sein, was da am Rande so abgeht. Schließlich, – so könnte ich mir vorstellen – wird da auch Glühwein ausgeschenkt. Und im Laufe dieses Glühweins… – naja, wer weiß, was diesbezüglich an üblen Vorkommnissen so alles in den Polizeiberichten, dem Heimatreport oder der örtlichen Tageszeitung zu lesen sein wird.
Nur mal so.
Einen friedlichen Advent
wünscht
DeWo
Ich sehe „Kuhdorf“ nicht als negativen Begriff an. Ich lebe äußerst gerne in einem Kuhdorf. Und politische Zusammengehörigkeit hebt nun mal keine geographischen Grenzen auf. Und das viele Leute die Gemeinde Raesfeld mit dem Dorf Raesfeld gleichsetzen ist deren Problem. Wir können unsere Unterhaltung gerne per eMail weiterführen. Wo meine digitale Heimat ist wissen Sie ja, hoffe ich. 🙂
Naja, also „Kuhdorf“ finde ich jetzt ein wenig harsch ausgedrückt; allerdings haben Sie natürlich nicht unrecht. Kühe gibt’s in Raesfeld tatsächlich so einige. (Solche mit vier Beinen. Welche mit zwei Beinen sind mir in meiner Kommune Raesfeld noch nicht begegnet.) Aber ein Vorschlag zur Güte: Vielleicht können wir uns ja statt auf „Kuhdorf“ auf „Kappes-Flecken“ einigen. Schließlich haben wir ja auch einen weithin bekannten und berühmten Kappesmarkt (keine Ahnung wieso, ich finde, das Zeugs stinkt widerwärtig, wenn’s gekocht wird).
Und daß die Femeiche in Erle steht, ist mir natürlich auch nicht verborgen geblieben. Allerdings gehört Erle ja nunmal per Definitionem Regulae zu Raesfeld und drum steht sie eben (auch) in Raesfeld. Das mag einigen Erler Eingemeindungswidersetzungsaltstalinisten nicht in ihren Flurplan passen, aber so isset nu ma. Ätsch! C’est la vie – c’est la ville.
Kuhdörfer haben per Definition keine „Stadt“-Mitte und wo Sie im Dorf Raesfeld eine Femeiche gesehen haben wollen ist mir ein Rätsel. Eine der noch existierenden Femeichen steht, wie jedermann bekannt sein dürfte, in Erle. So genau sollte man bei aller Satire schon sein, finde ich. 🙂
Naja, Herr Kleerbaum, wir wollen doch unser liebes, schönes Raesfeld mal ’n bißchen aufwerten. Und darum: „Stadtmitte“ – claque la bretelle. Immerhin haben wir ein Schloß und eine Femeiche und einen Kappesmarkt und einen Aelkeshof, der sich demnächst vermutlich in einen Haufen Straßenschotter verwandeln wird – never mind – aber immerhin. Und da kann man doch, angesichts vom Parkplatz rund um den REWE-Markt, das Rathaus und den Aldi doch schonmal von einer attraktiven „Stadtmitte“ reden, oder? Na gut, attraktiv?… – pffft!. Aber immerhin: „Stadtmitte“, oder?
„Stadtmitte“… der war gut! 🙂