…oder jedenfalls den Teil, dem ich beiwohnte, ehe ich die Geduld verlor.
Regnum Christi in kontroverser (Podiums-)Diskussion
Bitte, was war das noch gleich? – Eine Podiumsdiskussion? – Und die sollte auch noch zum Beseitigen einiger Mißstände in der Pfarrei St. Martin beitragen?
Kam mir gar nicht so vor, irgendwie.
Aber gut. Zuerst stellten sich die Protagonisten vor. Die saßen alle auf einer Seite. Die Gegenseite konnte nach den Angaben des Pfarrgemeinderatsvorsitzenden nicht besetzt werden. Es hatte sich keiner dazu bereitgefunden. Nicht mal der „Religiöse Verbraucherschützer“, der ja für Diskussionen nicht zur Verfügung steht – oookay! Anscheinend hat sich da keiner so richtig aus der Deckung getraut. Oder das angebliche Problem ist gar keines. Was weiß ich.
Dann war da das Einprügeln auf den Pressesprecher des Regnum-Christi-Vereins wegen der Verbrechen, die der Gründer begangen hat, der sich allerdings bereits irgendwann 2008 in ein besseres Jenseits davongemacht hat. Und es hörte und hörte nicht auf. Irgendwann, nach so anderthalb Stunden, hab ich mich dann gefragt, was das alles mit irgendwelchen (tatsächlichen oder eingebildeten) Problemen in unserer Pfarrgemeinde zu machen gehabt hat. Auch der Hinweis darauf, wie tröstlich in dieser, unserer verfahrenen Gemeindesituation doch die Lektüre des jüngsten Buches von Karl Kardinal Lehmann sei, brachte keine Erleuchtung in der Frage, was denn nun an dieser, unserer aktuellen Gemeindesituation so schrecklich verfahren ist, daß man deswegen sogar zum Bischof petzen gehen muß?
Jedenfalls hat’s mir dann gereicht, und ich bin schreiend davongelaufen (also, sehr leise schreiend, notabene). So ein Theater bin ich nicht gewöhnt. In meinem Berufsleben hat es zahllose Konflikte gegeben. Aber die wurden auf den Tisch geknallt, und dann hat man sich darüber solange (unter Umständen auf’s Gröbste) verbalgeprügelt, bis die Sache entweder gemeinsam erledigt war (und dann ist man zusammen ein Bier trinken gegangen und hat sich die Wunden geleckt). Oder, wenn das nicht klappte, hat irgendeiner von einer höheren Trittstufe aus entschieden, wie die Causa beendet wird, alle haben derbe was an die Ohren gekriegt, womit die Sache dann auch durch war (und dann ist man auch ‘n Bier trinken gegangen).
Aber eine Diskussion anzufangen an dem Punkt, wo am Anfang das Wort war und daß es bei Gott war, sich danach stundenlang auf irgendwelchen Nebenkriegsschauplätzen zu verlustieren, um dannach eventuell irgendwann mal auf den Punkt zu kommen, sowas kenne ich nicht, und das ist mir auch zu blöd. Mal ganz abgesehen davon, daß ich in dieser Gemeinde auch gar kein Problem habe. Jedenfalls keines, das stellvertretende Generalvikare und/oder „Religiöse Verbraucherschützer“ auf den Plan rufen müßte.
Andererseits habe ich so das unbestimmte Gefühl, daß es in erster Linie gar nicht um Regnum Christi oder ähnliche Organisationen geht, sondern darum, den Pfarrer zum Abschuß freizugeben. Aus welchem Grund auch immer. Aber, liebe Leute, mit Petzen beim Bischof funktioniert das nicht. Kein Vorgesetzter, der noch ganz bei Trost ist, wird auf so eine Intervention hin seine Leute im Stich lassen. Das würde ja nur zeigen, daß er seine Personalabteilung nicht im Griff hat und es zuläßt, daß in seinem Laden der Schwanz mit dem Hund wedelt. Mal ganz abgesehen davon, daß er sich das bei der angeblich ziemlich angespannten Personalsitualtion auch gar nicht wird leisten können (und wollen).
In meinem Job habe ich über viele Jahre gelernt: „If you go for a kill, make sure you shoot dead!“ Den Gegner nur zu verletzen hilft nicht. Im Gegenteil. Und jetzt mal ehrlich, Leute: Wollt Ihr das wirklich? Als katholische Christen???