Neuer Kinderkarten mit vier Gruppen soll im Wohnbaugebiet Stockbreede entstehen
Erhöhte Geburtenrate in Raesfeld stellt die Gemeindeverwaltung vor neuen Problemen. Eine neue Kita mit vier Gruppen muss binnen kurzer Zeit geschaffen werden, sagt der Kindergartenbedarfsplan des Kreises Borken
Einfach mal so auf die Schnelle, für die Raesfelder Verwaltung schon fast wie aus heiterem Himmel, legte der Kindergartenbedarfsplan des Kreises Borken fest, dass für die kommenden Jahre die Gemeinde, besonders im Ortsteil Raesfeld einen hohen Bedarf an Betreuungsplätzen hat. „Die Nachricht schlug bereits im Fachausschuss schon wie eine Bombe ein“, so Tesing.
Die Rede hier ist von locker mal weiteren vier Gruppen (23 Ü3 Plätze sowie 24 U3-Plätze), welche die Verwaltung planen und die in kurzer Zeit aus dem Boden, oder besser gesagt aus dem Acker gestampft werden müssen.
Das sorgte am Montag im Gemeinderat für reichlich Unmut und Kritik der einzelnen Fraktionen an das Vorgehen des Jugendamtes des Kreises Borken.
Bestehende Kitas reichen nicht aus
Raesfeld war schon einmal vor Jahren die kinderreichste Gemeinde im Kreis. Und so, wie es das Kreisjugendamt Borken mit Blick auf die nächsten Jahre sieht, bestehe erneut großer Bedarf an einer Kindertagesstätte, welcher nicht durch Erweiterung und Überhangplätze in den bestehenden Einrichtungen gedeckt werden könne.
Somit sei laut Kreisjugendamt die Errichtung einer neuen Kindertagesstätte in Raesfeld kurzfristig erforderlich. Fakt sei auch laut Bürgermeister, dass bereits zum jetzigen Zeitpunkt feststehe, dass die benötigten Kindergartenplätze zum 1. August 2021 nicht zur Verfügung gestellt werden können. Um die fehlenden Plätze aber schnellstmöglich dauerhaft errichten zu können, regte die Verwaltung an, auf dem Acker an der Stockbreede an, Baurecht auf der vorgesehenen Fläche für eine neue Kindertagesstätte zu schaffen.
Das Wohngebiet Stockbreede sei dafür geeignet, betonte Martin Tesing. Der Grund: In den politischen Diskussionen der vergangenen Jahre sei wiederholt angeregt worden, im Bereich des Wohnbaugebietes Stockbreede Flächen für eine Kita vorzusehen.
Hierbei handele es sich laut Planung um eine zurzeit noch landwirtschaftliche genutzte Fläche, die direkt an der Stockbreede angrenzt.
Tesing bemängelt besonders die Kurzfristigkeit, mit der das Kreisjugendamt damit um die „Ecke“ kam. Das sei laut Tesing ein mächtiges Ärgernis. Volker van Wasen (UWG) verwies darauf, dass vielleicht damals schon, bei der Planung der Stockbreede die Verwaltung sich hätte einen Teil der Fläche für eine Kita zulegen sollen. „Vor zwei Jahren war es noch nicht absehbar gewesen, dass wir hier in Raesfeld, besonders nach der letzten Erweiterung vom Purzelbaum, vier weitere Gruppen planen müssen. Das sahen wir noch als unrealistisch an“, so Tesing.
Auch Johannes Lüft (UWG) beklagte die kurze Vorlaufzeit, welche vom Kreis vorgegeben wurde zum Bau einer neuen Kita-mit vier Gruppen. „Die Kurzfristigkeit ist für uns ein großes Ärgernis“ so Tesing.
Karl-Heinz Tünte (CDU) monierte den Bau einer Kita in ein Wohngebiet wie in der Stockbreede als ein grundsätzliches Problem. Seiner Meinung nach gehören diese nicht in ein reines Wohngebiet. Am Rande des Wohngebietes sei dies ein vernünftiger Kompromiss. Karl-Heinz-Tünte bemängelt jedoch harsch die Vorgehensweise des Kreisjugendamtes. „Was mir mal wichtig erscheint, ist, dass wir mal dem Kreis Borken die gelbe oder rote Karte zeigen müssen, dass man es mit uns in Raesfeld nicht so weitermachen kann“.
Mit einer Gegenstimme der FDP einigte sich der Rat darauf, dass die geplante Fläche an der Stockbreede ins Baurecht für eine neue Kindertagesstätte aufgenommen wird. Alles Weitere, wer beispielsweise Träger der neuen Kita werden soll, werden in den nächsten Ausschüssen besprochen.
Wunder, oh Wunder, es werden Kinder geboren..
46% aller Ein-und Zweijährigen gehen in eine Kita, bei den Zwei- bis Dreijährigen sind es sogar 87 Prozent, bei den Unter-Einjährigen seien es noch 13 Prozent. Basierend auf diesen Zahlen muss es dem Kreisjugendamt doch möglich sein, den Bedarf an Kita-Plätzen annähernd genau zumindest ein Jahr im voraus zu planen und zu kommunizieren.
Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen, statt an drei bestehenden Kitas je eine Gruppe
„anzubauen“ muss neu gebaut werden, die Anbauten würden nicht ausreichen. Die Entscheidung, die baurechtlichen Voraussetzungen direkt im Gemeinderat zu schaffen und nicht erst im Ausschuss beraten zu lassen zeigt – Eile tut Not. Diese Eile wäre nicht notwendig gewesen, hätte das Kreisjugendamt seine Hausaufgaben gemacht. Aber anstatt für die Zukunft Besserung zu geloben, weist der Kreis die (angebrachte) Kritik zurück. Vielleicht wäre es besser gewesen, in sich zu gehen und zu überlegen, wie man solche Fehleinschätzung zukünftig vermeiden kann – zum Wohle der Kinder und der Erzieherinnen und Erzieher, die diese Fehleinschätzung schlussendlich ausbaden müssen..
Ausdrücklich gut empfinde ich die Wahl des Standorts im Wohngebiet „Stockbreede“. Eine neue Kita in einem Neubaugebiet, in dem sicherlich viele Kita-interessierte Eltern wohnen bedeutet kurze Wege, mindert den Verkehr und schont die Umwelt – gute Wahl.