Höchste Auszeichnung für Klimaschutz in Kommunen
Kreis Borken (pd). Im Jahr 2012 hat sich der Kreis Borken auf den Weg zum „European Energy Award“ gemacht: Jetzt hat er das Ziel erreicht: Bei einer Feierstunde in Leipzig wurde dem Kreis Borken nun der European Energy Award in Gold verliehen. Damit werden Kommunen ausgezeichnet, die sich sich aktiv um den Klimaschutz bemühen und Maßnahmen zur Energieeinsparung sowie zur Förderung erneuerbarer Energien umsetzen. Kreisbaudirektor Hubert Grothues und die Klimaschutzbeauftragte des Kreises Borken, Edith Gülker, nahmen in Leipzig die Auszeichnung entgegen. „Die Marschroute war von Anfang an klar: Wir wollten den ‚European Energy Award‘ in Gold“, sagt Landrat Dr. Kai Zwicker. Die Auszeichnung unterstreiche den Willen, die vom Kreistag gesteckten Klimaschutzziele zu erreichen. „Klimaschutz ist Teil der Regionalentwicklung. Deswegen sind auch Kommunen und Kreise die richtige Ebene für Klimaschutzarbeit“, ergänzt Hubert Grothues.
Bereits die Bestandsaufnahme zu Beginn des Prozesses war erfreulich: Damals überschritt der Kreis Borken bereits deutlich die 50-Prozent-Marke, die mindestens für eine Auszeichnung erreicht werden muss. Inzwischen sind die Bedingungen für die höchste Auszeichnungsstufe in Gold erfüllt worden. Dazu hat ein eigens hierfür gebildetes „Energieteam“, bestehend aus Mitgliedern des Kreistages und Fachleuten der Kreisverwaltung unter Leitung von Kreisbaudirektor Hubert Grothues aktiv an einer nachhaltigen kommunalen Energiepolitik gearbeitet. In den Blick genommen hat das Energieteam dazu unter anderem kreiseigene Liegenschaften und Anlagen sowie die Themen Ver- und Entsorgung, Mobilität sowie neue Formen der Kooperation.
Im Jahr 2012 wurde rein rechnerisch schon 48 Prozent der im Kreisgebiet benötigten Strommenge aus erneuerbaren Energien erzeugt, damit liegt der Kreis weit über dem Bundesdurchschnitt. Bis 2030 soll dieser Anteil auf 80 Prozent, bis 2050 auf 100 Prozent steigen. Der CO2-Ausstoß soll bis 2015 um 50 Prozent gesenkt werden. Unterm Strich hat sich der Kreis Borken das Ziel gesetzt, 2050 energieautark zu sein. Dafür muss der Energiebedarf mehr als halbiert und der Anteil der erneuerbaren Energien (Wind, Solarenergie, Umweltwärme) mehr als verfünffacht werden. „Um diese Klimaschutzziele zu erreichen, gibt es zwei Haupthebel: die Energieeinsparung in Unternehmen und privaten Haushalten und ein umweltgerechter Ausbau der erneuerbaren Energien“, erläutert Edith Gülker.
Innerhalb des energiepolitischen Arbeitsprogrammes ist dabei die Kreisverwaltung selbst Vorbild beim Einsatz von erneuerbaren Energien – beispielsweise mit der Wärmeversorgung des kreiseigenen Berufskollegs Borken durch ein Blockheizkraftwerk mit Biogasversorgung. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass am Standort Gescher der kreiseigenen Entsorgungsgesellschaft Westmünsterland durch Windkraft und Photovoltaik – rein rechnerisch – der Strombedarf aller Gebäude der Kreisverwaltung schon zu über 100 Prozent gedeckt wird. Zukünftig erfolgt die Beheizung des Kreishauses mit Kraft-Wärme-Kopplung über die Deponiegasnutzung.
Der Kreis Borken kann schon zahlreiche umgesetzte Maßnahmen vorweisen: So verlaufen beispielsweise inzwischen an mehr als 80 Prozent der Kreisstraßen Radwege. In den kreisangehörigen Kommunen und im Kreisgebiet insgesamt sind die Akteure im Klimaschutz ebenso wie die Kommunen beispielhaft vernetzt, darüber hinaus auch im Münsterland und in ganz NRW. Etabliert haben sich inzwischen die vielfältigen Beratungsangebote, „AltBauNeu“ für Bürgerinnen und Bürger etwa oder „Ökoprofit“ für Unternehmen sowie die „Klimawoche“, mit zahlreichen Veranstaltungen. In den vergangenen Wochen lief eine kreisweite Mobilitätsbefragung des Fachbereichs Verkehr mit einer „Modalsplit-Erhebung“. Im Bereich Mobilität ist innerhalb der „Regionale 2016“ ein innovatives Projekt geplant: Der Radschnellweg „Regio.Velo“ soll mithilfe des Landes NRW realisiert werden. Ebenfalls als Regionale-Projekt unter Einbeziehung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) für den Kreis Borken ist ein energieoptimiertes Gewerbegebiet in Vreden-Gaxel geplant.
Zum Hintergrund: European Energy Award
Beim European Energy Award handelt es sich zum einen um eine Auszeichnung für Kommunen, die ihre umweltpolitische Verantwortung wahrnehmen und Maßnahmen zum Klimaschutz umgesetzt haben. Zum anderen ist er ein Managementsystem, mit dem die Kommunen die Qualität ihrer Energieproduktion und -nutzung bewerten und regelmäßig überprüfen können. So erkennen und erschließen sie Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz. Erfolge bei der Energieeinsparung, der rationellen Energieverwendung und der Nutzung erneuerbarer Energieträger werden zertifiziert. Den European Energy Award GOLD erhält eine Kommune, wenn sie mindestens 75 Prozent der möglichen Maßnahmen umsetzt.
Insgesamt erhielten 33 Kommunen aus Deutschland, Italien, Luxemburg, Österreich und der Schweiz in Leipzig den Gold-Award, 16 davon zum ersten Mal. Damit sind 104 europäische Gemeinden, Städte und Regionen Träger der Auszeichnung. Sie alle arbeiten mit dem eea-Qualitätsmanagement-System, um weniger Energie zu verbrauchen und erneuerbare Energien zu fördern. Mindestens 75 Prozent der möglichen Maßnahmen haben sie beschlossen oder bereits umgesetzt.
Das Energieteam bilden:
– Vertreterinnen und Vertreter der Kreistagsfraktionen und –gruppen: Heinz-Josef Elpers, Magdalene Garvert, Otger Harks, Felix Ruwe, Maria Strestik und Gerd Welper
– Vertreterinnen und Vertreter der Kreisverwaltung: Hubert Grothues, Edith Gülker, Dr. Gerd Eckstein, Antje Lask, Claudia Lübberling, Peter Sonntag, Ludger Stienen und Burkhard Venhues
– Kathrin Bonhoff (WFG), Andreas Brinkhues (egw) und Reiner Tippkötter (infas enermetric)