Einen ganzen Sonntag opferten 22 Mitglieder der Löschzüge Erle und Raesfeld, um in Münster auf dem Außengelände des Instituts der Feuerwehr (Landesfeuerwehrschule) ein realitätsnahes Sondertraining zu absolvieren.
Der Leiter des Außengeländes Bernhard Selting, Brandamtmann, hatte den Brandschützern kurzfristig diesen Termin zur Verfügung gestellt und stellte auch persönlich die Aufgaben, denn er kennt das Gelände mit seinen unzähligen Übungsmöglichkeiten wie kaum ein Anderer.
„Man lernt nie aus, selbst mit langer Einsatz-Erfahrung“, das war die Schlussfolgerung von Brandinspektor Siegbert Nagel. „Hier können wir in einem geschütztem Raum extrem realitätsgetreu Brandbekämpfungs-Maßnahmen oder technische Hilfeleistungen üben“, stellte Nagel anerkennend fest.
Brandinspektor Arno Rüb: „Es gibt hier sogar große Hallen, in denen die Übungen bei schlechtem Wetter durchgeführt werden können. Ein großartiges Projekt des Instituts der Feuerwehr.“
So lernten die Beteiligten zum Beispiel eine „Crash-Rettung“ (sofortige Rettung bei großer Gefahr) bei einem Tiefbau-Unfall, bei dem ein Arbeiter durch Methan-Gase (Faulgase) ohnmächtig geworden war. Die schnellste Methode: Einen C-Schlauch um die Füße schlingen und das Unfallopfer daran herausziehen! Gesagt, getan, gerettet und nicht geborgen! Denn nur Tote werden geborgen!
Ebenso höchst interessant war ein Einsatz-Szenario an einem Bahngleis. Der Zugangsweg war anscheinend einfach und einladend. Zur Menschenrettung und zum Brandeinsatz mit Beteiligung von Gefahrgut gingen die Feuerwehrleute quer über die Bahngleise auf dem kürzesten Weg vor. Reingefallen! Brandamtmann Bernhard Selting: „Wir verlegen nie Schläuche quer über mehrere Gleise. Was lernen wir daraus: Der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste und richtige!“ Der Gruppenführer hätte bei der Erkundung einen Überweg finden und Mannschaft und Gerät komplett von der gegenüberliegenden Seite einsetzen müssen.
Der Ausbilder der Höhenretter, Christian Baumeister, sorgte dafür, dass sich die Feuerwehrleute aus dem 3. Obergeschoss zur Selbstrettung abseilen konnten. Dazu wurden sie zusätzlich durch ein Rettungsgeschirr mit Leine aus dem 4. Obergeschoss gesichert. Alle Kanten am Fenster wurden mit Decken versehen, damit die Seile nicht Schaden nehmen konnten. Den Abschluss bildete eine Zugübung (zwei Gruppen, je 9 Feuerwehrleute gleichzeitig im Einsatz), bei der mehrer Personen aus dem 2. und 3. Obergeschoss zu retten waren. Hier kamen die 4-teilige Steckleiter und die dreiteilige Schiebeleiter zum Einsatz. Diese Rettungsmittel stehen bei den Brandschützern nicht besonders „hoch im Kurs“, da sie unter Umständen recht schwierig einzusetzen sind.
Aber auch diese Aufgabe wurde bewältigt. Nach jeder Aufgabe gab es eine konstruktive Kritik, die Bernhard Selting ruhig und souverän leitete.
Der Höhepunk der Unterweisung von Bernhard Selting: Die Rolle des in Panik geratenen Patienten der Praxis Dr. Milchzahn, der im ersten Obergeschoss eines Hauses, vor dem Rauch fliehend, in einem Außenfester auf die aufgestellte Leiter zu springen drohte. Damit hatte niemand gerechnet. Aber: „Life is live!“
Ein „Übungsabend“ der besonderen Art, der trotz aller Mühen sehr gut bei allen Beteiligten ankam.
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