Impfen statt Schimpfen, oder besser gesagt: Die Pandemie ist kein Spaziergang. Im Blick hatten am Freitagabend die Vertreter der Raesfelder SPD die 327 an Corona verstorbenen Menschen im Kreis Borken.
Organisiert und angemeldet wurde die Mahnwache auf dem Rathausplatz von der Raesfelder SPD. Um die Mahnwache im Rahmen des Infektionsschutzes klein zu halten, hat laut Ortsvereinsvorsitzender Thorsten Hansen der Ortsverein bewusst im Vorfeld auf eine öffentliche Bekanntgabe verzichtet.
In Kenntnis gesetzt wurden auf die Mahnwache auch die anderen Raesfelder Fraktionen. Allerdings habe es aber aus unterschiedlichen Gründen nur Absagen gegeben, unter anderem wegen Einhaltung des Infektionsschutzes und es sei auch die Bekanntgabe des Termins für viele sehr kurzfristig gewesen, erklärte Hansen. Nur von den Grünen waren zwei oder drei Vertreter, unter anderem der ehemalige Fraktionsvorsitzende Holger Lordieck, vor Ort.
Solidarität mit medizinischem Personal
„Wir möchten uns hiermit auch mit dem medizinischen Personal solidarisch erklären. Impfen schützt vor der Infektion. Impfen schützt vor einem schweren Krankheitsverlauf. Der jüngste Corona-Tote im Kreis Borken war gerade mal 14 Jahre alt. Es kann jeden treffen“, so Hansen. Für ihm sei es jedoch wichtig, dass die Maßnahmen der Regierung zum Infektionsschutz eingehalten werden. „Auch uns fallen die persönlichen Einschränkungen und Kontaktbeschränkungen nicht leicht, aber wir kommen nur solidarisch durch die Pandemie“.
Wichtig sei, dass schnell und solidarisch gehandelt werde, müsse, um das „alte Leben“ zurückzubekommen. „Nicht nur hier im Kreis Borken sind die Inzidenzen derzeit sehr hoch. Die Krankenhäuser stehen vor einer großen Überlastung. „Deshalb ist das Impfen so wichtig. Impfungen reduzieren die Gefahr von schweren Corona-Verläufen“, sagte Hansen.
327 Lichter für die Corona-Toten im Kreis Borken
Gegen 18 Uhr sowie im Laufe der kommenden weiteren Stunde versammelten sich rund 25 Teilnehmer/Innen am Stand der SPD. Gleichzeitig leuchteten für alle 327 Corona-Tote im Kreis Borken ein LED-Kerzenlicht auf dem Rathausplatz.
Ein stiller, aber eindrucksvoller Anblick, wodurch einige Raesfelder Bürger sowie politische Vertreter und Befürworter des Impfens und der Corona-Maßnahmen aufgewacht sind, um unter dem bundesweiten Motto den Impfgegner und den Kritikern der Corona-Maßnahmen die Stirn zu bieten und denen nicht das alleinige Feld überlassen.
Fußgänger-Gruppe marschierte ums Rathaus
Denn auch diese gab es an diesem Freitag. Seit geraumer Zeit zieht eine kleine Raesfelder Gruppe und Gegner der Corona-Maßnahmen, teilweise maskenlos und in regelmäßigen Abständen, durch die Straßen. Diesmal rotteten sich auch rund 50 Schermbecker Querdenker und Impfgegner – fast alle ohne Masken – unter die Raesfelder „Walking-Gruppe“.
Begleitet wurden die „Läufer/Innen“ von der Polizei, da diese sogenannten Spaziergänge angemeldet werden müssen, erklärt Reinhard Höing, Leiter der Borkener Polizeiwache. Das sei jedoch erneut nicht passiert, was ein Strafbestand darstellt. Deshalb seien auch zwei Strafanzeigen gegen unbekannt gestellt worden, fügt Höing hinzu.
Maskenpflicht wird nicht eingehalten
Und auch der Raesfelder Ordnungsamtsleiter Norbert Altrogge war vor Ort. Er war für die Durchsetzung der Corona-Schutzverordnung verantwortlich. Bei dem Umzug der Demonstranten, die in der Dunkelheit der Raesfelder Straßen jedoch bei den Raesfelder Bürger kaum Beachtung fanden, hätten sich mehrere Teilnehmer laut Altrogge nicht an die Maskenpflicht gehalten. Diese ist jedoch nach der aktuellen Coronaschutzverordnung für alle Teilnehmer an einer solchen öffentlichen Versammlung auch im Freien vorgeschrieben.
Hinweis
„Corona-Spaziergänge“ sind nicht nur einfach eine gemeinsame Freizeitgestaltung. Und diese sind natürlich von den Teilnehmern auch nicht so gemeint. Rechtlich gelten die Umzüge als Versammlungen unter freiem Himmel. Auch wenn sie spontan stattfinden. Der Gesetzgeber erkennt nämlich, dass sie als örtliche Zusammenkünfte zur öffentlichen Meinungsbildung und Präsentation der Meinung ausgerichtet sind. Damit sind sie per se anzeigepflichtig. Verabredet wird sich dazu in diversen Telegram-Gruppen.