Gemeinde plant Klimaschutzkonzept für 2022, will aber „nichts über Nacht verändern“- Bürgermeister Tesing auch die Bürgerinnen und Bürger in die Pflicht, weil der Klimaschutz bei jedem persönlich anfange.
Bürgermeister Martin Tesing wirbt in seiner Haushaltsrede beim Thema Klimaschutz für Weitsicht, ohne die Gegenwart aus dem Blick zu verlieren. Nachhaltigkeit müsse „das zentrale Element der Klimaschutzaktivitäten der Gemeinde sein“.
Ob Tesing dabei nicht genug aufs Gaspedal tritt oder einfach nur eine besonnene Geschwindigkeit einhält, liegt im Auge des Betrachters. Fest steht wohl nur: auf der Überholspur wird der Bürgermeister mit der Gemeinde nicht fahren. Man habe in Raesfeld „gewachsene Strukturen (…), die wir nicht über Nacht verändern können“, erklärt er.
Raesfelder Stromnetz nicht für Mobilitätswende ausgelegt
Gemeint ist damit zum Beispiel die Umstellung auf E-Autos. Tesing: „Unsere Stromversorger schlagen bei den Gedanken (…) die Hände über den Kopf zusammen, weil das gegenwärtige Stromnetz in der Gemeinde überhaupt nicht für diese Mobilitätswende ausgelegt ist.“
Förderung nicht hinterherlaufen, aber gezielt abrufen
Der voraussichtlichen Ampel-Koalition in Berlin wirft er vor, „hinsichtlich der inhaltlichen wie auch finanziellen Ausgestaltung der vom Staat verordnete Klimaschutzmaßnahmen Unsicherheiten zu schüren“. Für Tesing mache es daher „keinen Sinn, jedem Klimaschutz-Förderprogramm hinterher zu laufen“. Dies hätte wenig mit Nachhaltigkeit zu tun. Dennoch werde die Gemeinde „jedes einzelne Förderprogramm in den Blick nehmen, um gegebenenfalls gezielt Klimaschutzfördermittel abzurufen“.
In 2022 Grundlagen für örtlichen Klimaschutz legen
Konkrete Klimaschutzaktivitäten hat Tesing in seiner Rede zum Gemeindehaushalt 2022 nicht benannt. Nur so viel: „Wir wollen im kommenden Jahr die Grundlagen für den örtlichen Beitrag zu den weltweiten Klimaschutzbemühungen schaffen, in dem wir ein Klimaschutzkonzept aufstellen. Die Fördermittel hierfür sind beantragt. Darüber hinaus haben wir weitere Kosten für den Eigenanteil sowie für externe Beratung im Haushalt eingeplant.“ Die Frage nach zu langsamer oder besonnener Geschwindigkeit dürfte auch hier im Auge des Betrachters liegen.
Nicht nur auf die Gemeinde zeigen
Außerdem nimmt Tesing auch die Bürgerinnen und Bürger in die Pflicht, weil der Klimaschutz bei jedem persönlich anfange. „Nur auf die Gemeinde zu zeigen, geht am Thema vorbei, entspricht aber dem immer mehr um sich greifenden gesellschaftlichen Verhalten das man mit den Worten ,Wasch mich, aber mach mich nicht nass’ nicht besser umschreiben könnte“