Flüchtlinge stehen für ein eigenes Fahrrad Schlange

Schlange stehen für ein Fahrrad. Im Fahrradkeller der Flüchtlingsunterkunft in Raesfeld geht es einmal die Woche zu wie in einem Taubenschlag. Alle die hier her kommen wollen nur eins – einen fahrbaren Untersatz. Die Warteliste ist aber so groß, dass die meisten am Dienstagabend unverrichteter Dinge wieder den Heimweg antreten mussten und zum Bedauern aller – leider zu Fuß.

Reges Treiben herrscht einmal wöchentlich im Raesfelder Fahrradkeller. Wer Glück hat, kann mit einem eigenen Rad wieder nach Hause fahren.
Reges Treiben herrscht einmal wöchentlich im Raesfelder Fahrradkeller. Wer Glück hat, kann mit einem eigenen Rad wieder nach Hause fahren.

Mittlerweile sind sechs ehrenamtliche Helfer damit beschäftigt, die gespendeten Räder einmal wöchentlich im Keller aufzuarbeiten und verkehrssicher zu machen.
Angefangen hatte das im März diesen Jahren mit wenigen Spendenrädern. „Es gab weder einen Unterstellplatz noch eine Werkstatt. Wir hatten auch noch keine Idee, wie wir das mit Fahrradübergabe händeln können“, erinnert sich Stefan Terhart an die Anfänge. Das gehört der Vergangenheit an, denn in dem Keller gibt es mittlerweile einen Zwischenlagerraum sowie eine kleine Werkstatt, aber auch eine lange Warteliste, wo sich jeder eintragen muss. 120 Rädern wurden in den letzten Monaten vermitteln, aber immer noch stehen 30 Personen in der Warteschleife.

Sechs ehrenamtliche Helfer arbeiten einmal wöchentlich im Akkord im Fahrradkeller, um die gespendeten Räder aufzuarbeiten und verkehrssicher zu machen. Wer will, darf ein wenig mitschrauben und helfen.
Sechs ehrenamtliche Helfer arbeiten einmal wöchentlich im Akkord im Fahrradkeller, um die gespendeten Räder aufzuarbeiten und verkehrssicher zu machen. Wer will, darf ein wenig mitschrauben und helfen.

Ein herzlicher Ton untereinander

Da es bei den jungen Männern mit der Schrauberei noch nicht so klappt, arbeiten die sechs Helfer im Akkord. „Hier ist noch Aufbauarbeit angesagt, aber dazu haben wir leider keine Zeit und zuwenig Helfer, die erklären können, wie ein Rad repariert wird“, meint lachend Stefan Terhart. Dennoch ist der Ton untereinander sehr herzlich, auch wenn es schon mal lange Gesichter gibt, dass jemand immer noch kein Fahrrad bekommt. „Finanzielle Unterstützung haben wir noch nie in Anspruch genommen. Wir finanzieren uns dadurch, dass wir für jedes Rad was wir vermitteln eine Nutzungsgebühr von zehn oder zwanzig Euro, je nach Zustand, erheben. Wenn das Fahrrad wieder zurückgegeben wird, bekommen sie dann auch ihr Geld wieder“, so Terhart.

Kleine Reperaturarbeiten am Rad können mittlerweile einige Flüchtlinge selber durchgeführt. Ansonsten ist hier noch viel "Aufbauarbeit" nötig.
Kleine Reparaturarbeiten am Rad können mittlerweile einige Flüchtlinge selber durchgeführt. Ansonsten ist hier noch viel „Aufbauarbeit“ nötig.

Der Service hat sich selbst über Raesfelds Grenzen rumgesprochen. Ein junger Eritreer kam extra aus Borken in der Hoffnung, wieder mit einem eigenen Rad, egal ob Herren- oder Damenrad nach Hause fahren zu können. Die Enttäuschung war groß, als er hörte, dass nur Raesfelder und Erler hier ein Fahrrad bekommen. Langes Gesicht auch bei dem 28-jährigen Leo aus Erle. Er ist bereits zum dritten Mal für ein Rad nach Raesfeld gelaufen. Musste aber erneut feststellen, dass er auf Listenplatz 34 steht und mindestens noch eine Woche warten muss. „Uns gehen so langsam die Räder aus und wir brauchen dringend neue Spendenräder“, so Stefan Terhart.
Wer ein Fahrrad für den „Fahrradkeller Raesfeld“ spenden möchte, egal ob Herren-, Damen- oder Kinderrad, oder wer sich selber als ehrenamtlicher Helfer einmal wöchentlich mit einbringen möchte, kann sich bei der katholischen Kirchengemeinde St. Martin Tel. 02865/7276 melden. Petra Bosse

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