Rund 50 ehrenamtliche Frauen engagieren sich in ihrer Freizeit täglich im Seniorenhaus St. Martin in Raesfeld
RAESFELD. Im Seniorenhaus St. Martin fehlt der Nachwuchs an ehrenamtlichen Helferinnen. Ehrenamt ist „viel Amt und wenig Ehre“. Das weiß auch Anne Eversmann, die bis seit 19 Jahren als Hausleiterin im Seniorenhaus St. Martin, mit Unterbrechungen, tätig ist. „Im Laufe der Jahre habe ich, was das Ehrenamt anbelangt, einen sehr gut Überblick darüber bekommen.

Basteln, Rollstuhl schieben und Gottesdienste
Zwar können wir uns momentan noch nicht beklagen, aber Fakt ist, dass uns definitiv der Nachwuchs fehlt“, so Eversmann. Rund 50 ehrenamtliche Frauen engagieren sich in ihrer Freizeit täglich in unterschiedlichen Bereichen. Sie begleiten die Bewohner zum Gottesdienst, schieben die Rollstühle bei Spaziergängen, helfen in der Seelsorge, beim Sitztanz oder beim Basteln. Sie sind die Ansprechpartner und Vertrauenspersonen für die 48 Seniorinnen und Senioren. „Ohne unsere Freiwilligen könnten wir viele Aktionen gar nicht machen“, weiß Eversmann. Mit Sorge schaut die erfahrene Hausleiterin Richtung Zukunft. „Viele unserer Helferinnen sind seit Beginn bei uns tätig und teilweise mittlerweile über 70 Jahre alt. Sie sind mit uns alt geworden und einige waren in den 19 Jahren seit Bestehen unsere Hauses selber anschließend Bewohnerin“, resümiert Eversmann.
Freiwillige ab 50 Jahre
Obwohl das Raesfelder Haus an Ehrenamtlichen noch gut aufgestellt, bleibt es nicht verborgen, dass Nachwuchs fehlt. „Wir reden nicht über 20-Jährige, sondern was wir dringend brauchen, sind Freiwillige ab 50 Jahre“, so Anne Eversmann. Dass besonders das Arbeitsfeld mit pflegebedürftigen Demenzkranken, verbunden mit Tod und Sterben, eine große Herausforderung ist, daraus macht Eversmann keinen Hehl. „Wir erleben häufig, dass Angehörige, die ihre Eltern hier anmelden, zum ersten Mal überhaupt Kontakt zu einer stationären Alteneinrichtung haben. Darüber ist es heute nicht mehr so selbstverständlich, seinen Teil zum Gemeindewohl beizutragen“, meint Eversmann.
Mehr Mut und Offenheit
Berufstätigkeit, aber auch unsere Gesellschaft, die auf Jugend eingestellt ist, seien mit ein Grund für diesen Engpass. Allerdings wird vergessen, dass Alter und Tod zum Selbstverständnis dazu gehören. „Sobald Angehörige nicht betroffen sind, ist es ein Leichtes, dies auszuklammern. Ich wünsche mir für die nächsten Jahre, mehr Offenheit und Mut, auch von jüngeren Menschen, sich dieser Aufgabe zustellen“, erhofft sich Anne Eversmann für die Zukunft. Petra Bosse