Maria-Magdalena Nicole Giel ist eine fröhliche und charmante junge Frau, deren Zeugnis vor Einsen nur so strotzt. Ihre Ausbilder beschreiben sie als fleißig und zuverlässig, und sie möchte unbedingt ins Berufsleben starten.
Da müssten sich die Betriebe doch nur so um sie reißen, oder? Leider ist es nicht so einfach. Die junge Schermbeckerin trägt nämlich ein Handicap mit sich, von dem man im normalen Gespräch kaum etwas merkt. Hier ein flotter Spruch, da eine fröhliche Anekdote – Maria ist eine angenehme Gesprächspartnerin. Nur ab und zu klingt etwas ungewöhnlich, wenn sie spricht. Vielleicht ein Dialekt?
Dysgrammatisch, nicht dumm
Niemand würde darauf kommen, dass die sympathische 21-Jährige als Kind kaum zu verstehen war. „Im Kindergarten musste ich immer übersetzen“, erinnert sich ihre Mutter, Manuela Giel, „ich wusste, was sie meinte, aber die Wörter purzelten einfach so durcheinander.“ Ein Termin beim Kinderarzt brachte die Klärung: Dysgrammatismus. Darunter verbirgt sich eine kindliche Spracherwerbsstörung, die mit Schwierigkeiten beim richtigen Satzbau einhergeht.
Früher dachte man oft, dass solche Kinder weniger klug oder gleich unrettbar geistig behindert seien. Diesem alten Denken begegnete auch die Familie Giel. „Ach, besser wird das nicht mehr“, oder „Das wird sie nie lernen“ waren solche herabwürdigenden Sprüche, die sich Mutter und Tochter anhören mussten.
Die richtige Unterstützung zähmte das Problem
Davon ließ sich die Familie aber nicht entmutigen, denn mit der richtigen Unterstützung bekommt man den Dysgrammatismus gut in den Griff. Maria besuchte eine Grundschule, in der sie besonders gefördert wurde, und auch in der weiterführenden Schule erhielt sie dahingehend Unterstützung.
Mit hörbarem Erfolg, denn im normalen Gespräch ist von der Einschränkung kaum noch etwas zu spüren. So konnte sie ihre Ausbildung zur Verkäuferin in einem Möbelhaus machen, wo sie auch viel mit den Kunden sprechen konnte. Und da war sie so beliebt, dass sich viele Kunden auch gerne etwas ausführlicher von ihr beraten ließen.
„Manchmal kam dann die Frage, ob ich aus Österreich stammen würde“, erzählt Maria lächelnd. Die Kunden hatten die gelegentliche Sprachfärbung bemerkt, und sie als charmanten Akzent einsortiert. Auch die Arbeitgeber waren sehr zufrieden. Maria war fleißig, zuverlässig und pünktlich – was man leider nicht von allen ihren Altersgenossen behaupten kann.
Der unsichtbare Stempel ist schnell zur Hand
Doch jetzt nach der Ausbildung hakt es – und zwar meistens im Bewerbungsgespräch. Die Förderschule im Lebenslauf lässt die Personaler nämlich schnell aufhorchen, und in dieser Stresssituation kommt es schon mal vor, dass Maria sich verhaspelt. Dann kommt schnell der unsichtbare Stempel „Behindert“ ins Spiel, und führt zu einer Enttäuschung. Meistens heißt es dann, man möchte sie vor Mobbing bewahren, und sie sollte sich woanders umsehen.
„Ich will zeigen, was ich kann!“ sagt Maria
„Dabei möchte ich gerne zeigen, was ich kann“, sagt die junge Schermbeckerin. Es muss ja nicht unbedingt die Verkäuferin sein. Auch eine Laufbahn als Tischlerin, Lokführerin oder LKW-Fahrerin könnte sie sich vorstellen. Sie packt gerne an, ist kreativ und einfallsreich, und dabei als ehemalige Fußballerin auch eine echte Teamplayerin. „Das merkt man auch, wenn sie sich mit ihren Freunden unterhält“, erklärt ihre Mutter Manuela Giel. Maria gibt Nachhilfe, unterstützt ihre Freunde oder baut sie nach schlechten Tagen wieder auf mit ihrer fröhlichen Art.
Jetzt wünscht sie sich, dass sie auch im Berufsleben eine Chance bekommt – zudem ja viele Betriebe doch händeringend gute Leute suchen. Kontakt zu Maria Giel erhält man unter [email protected]