Besuch von Jens Spahn im Impfzentrum Kreis Borken wirft Fragen auf

„Es läuft sehr gut“ und „Hochprofessionell“- Im Nachgang hat der Besuch von Spahn bei einem Bürger in Raesfeld Fragen aufgeworfen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte am 14. März einen kurzen Aufenthalt in seiner westmünsterländischen Heimat dazu genutzt, dem „Impfzentrum Kreis Borken“ in Velen einen Besuch abzustatten. Nach dem Rundgang zeigte er sich vor der anwesenden Presse sehr beeindruckt, wie professionell und gleichzeitig einfühlsam die zu Impfenden betreut werden (wir berichteten).

In einem Leserbrief an die Redaktion fragt ein Raesfelder Bürger (Name ist der Red. bekannt) wieviele über 80jährige eigentlich im gesamten Kreis Borken und zwar explizit außerhalb von Alten- und Pflegeheimen leben? 

„Vielleicht verstehe ich das auch nicht mehr so richtig? Aber, wenn den Angaben zur Folge nach seit dem 8. Februar 850 Impfungen nach Prioritätenliste derzeit täglich durchgeführt werden und am Ende diesen Monats 1200 Impfungen erhöht werden sollen, dann frage ich mich schon, wieviel über 80jährige Menschen im Kreis Borken leben — zumal die in den Alten- und Pflegeheimen bereits alle „durchgeimpft“ worden seien sollen.

Fakt ist doch, und das zeigt das Beispiel meines Nachbarn, dass einige, vermutlich noch viele der über 80jährigen (aus der 1. Priorisierungs-Gruppe) vor Mitte des nächsten Monats nicht einmal ihren 1. Impftermin absolvieren bzw. realisieren konnten. 

Und wenn dem so sein sollte, dann stellt sich doch erst recht die Frage, warum weitere Priorisierungs-Gruppen zugelassen oder bereits vorgezogen werden, wenn nicht mal alle über 80jährigen an der Reihe waren?

Nix gegen die Impfbediensteten vor Ort. Aber die Aussagen der Politiker: „Es läuft sehr gut“ und „Hochprofessionell“ klingen doch wohl eher wie das Pfeifen im Walde. Und viele Ü80jährigen dürften mit dem ganzen Papierkram im Vorfeld und dem ausgedruckten e-Mail-Bescheid, den man zum Impftermin ebenfalls vorlegen soll, schlichtweg überfordert sein. Es mangelt offensichtlich an einer guten und verständlichen Kommunikation. Gesundbeten ist deshalb völlig Fehl am Platz, das verärgert die Leute zusätzlich.

Bei aller deutscher Gründlichkeit: Effizientes und unbürokratisches Handeln sieht halt anders aus. Die begriffliche Spannweite der Bewertungen für die Impfaktionen ist dabei fließend: Ausgehend vom „optimalen Betrieb“und „gut organisiert“, bis hin zu der Feststellung, „es ruckelt am Anfang“, es läuft suboptimal bis schlecht — oder „grottenschlecht“, wie Friedrich Merz es ausdrücken würde.“

1 Kommentar

  1. Ich stimme dem Verfasser vollinhaltlich zu. Nach meiner heutigen Erfahrung (Stand: 03-04-2021, ab 08:00 h) bei dem Versuch einer Anmeldung für die Vergabe eines Impftermins „Ü60“mit dem Vakzin „AstraZeneca“, lautet mein Fazit: Die Reservierung eines Wunschkennzeichens für die Anmeldung eines Kfz in der Kreisverwaltung Borken läuft wie geschmiert, sogar um Mitternacht!

    Sie erinnern sich an die vollmundigen Worte bezüglich Ü60/AstraZeneca? „Wer zuerst kommt, malt zuerst.“ Eine Frage hätte ich dazu noch: Was nützen alle Säcke voller Korn, wenn der Müller pennt?

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