125 Jahre Brömmel-Wilms: Direkt in der Erler Dorfmitte, im Schatten der Kirche und der benachbarten Brennerei, steht der Gasthof Brömmel – ein Ort, der für Einheimische und Besucher weit mehr als nur ein Gasthaus ist. Es ist ein Stück Heimat, eine Institution, die von Generationen von Dorfbewohnern geliebt wird.
Der Geist dieses Ortes ist heute Arno Brömmel, liebevoll bekannt als „unser Arno“ – ein Mann, dessen Leben eng mit der Geschichte und den Herzen der Erler verwoben ist. So langsam sei es auch an der Zeit, an den Ruhestand zu denken, so Arno Brömmel, der am 2. Mai seinen 65. Geburtstag feiert.
Fest steht für ihn, dass er die Dorfkneipe mit angeschlossenem Hotel, die er bislang führte, nicht weiter betreiben wird. Dieser Schritt ist für Anfang des nächsten Jahres geplant. Einen ersten Schritt in Richtung eines neuen Lebensabschnitts hat Arno Brömmel bereits unternommen, indem er nach 33 Jahren die Präsidentschaft des Bürgerschützenvereins niedergelegt hat.
125 Jahre Brömmel-Wilms – Familientradition endet nächstes Jahr
Als Kind einer Gastronomen-Familie wurde Arno in eine Welt hineingeboren, in der die Grenzen zwischen Heim, Arbeit und Freizeit fließend waren. Arno wuchs als siebtes von neun Kindern in einer Familie auf, die nicht nur die Dorfkneipe, sondern auch das Leben vieler Erler prägte.
Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des Gasthofs Brömmel rückt nicht nur die lange Familientradition in den Fokus, sondern auch Arno, der Dorfwirt, der seit seit Jahrzehnten, und besonders nach der Übernahme im Jahr 1996, hinter der Theke steht und stets ein offenes Ohr „für seine Gäste“ hat. Er blickt nun schon – etwas vorausschauend – auf seinen wohlverdienten Ruhestand.
Leben zwischen Zapfhahn, Familienleben, Schule und Jugend, wie war das?
Meine Kindheit war geprägt von der ständigen Betriebsamkeit eines geschäftigen Gasthauses und dem lebhaften Treiben eines großen Familienlebens. Meine Eltern hatten ja den Betrieb und deshalb nie so viel Zeit. Erzogen haben wir uns als Geschwister gegenseitig, wobei die Älteren natürlich mehr Verantwortung übernommen haben.
Langeweile gab es als Kind nicht. Die Zeit als Kind war gefüllt mit dörflichen Abenteuern in den umliegenden Wäldern, Spielen am Löschteich von Schierenberg und dem Naschen von Kuchenresten aus der „Kuchen-Schnibbelkiste“ bei Bäcker Funke. Diese prägenden Jahre waren eine Zeit der Freiheit, des Entdeckens und wir haben, wir haben partizipiert von einer ganz tollen Dorfjugend und Dorfgemeinschaft.
Was brachte dich dazu, den Betrieb deiner Eltern zu übernehmen?
Meine Geschwister hatten nicht das Bedürfnis, den Betrieb zu übernehmen. Tief in meinem Herzen wusste ich schon immer, dass ich Wirt werden und das Familienunternehmen weiterführen wollte. So machte ich dann auch eine Kochlehre im ‚Haus Hecheltjen‘ in Schermbeck.
Gab es auch Generationskonflikte?
Doch als ich etwa 20 Jahre alt war, machte ich einen Rückzieher. Ein Grund war, dass oft Widerstand leistete, gegen bestehende Strukturen und kämpfte mit dem Generationskonflikt innerhalb unserer Familie. Ich sah mich einfach immer gegen den Strom schwimmen. Ein gutes Beispiel dafür ist der spätere Biergarten. Ich hatte schon lange den Wunsch, etwas Neues zu wagen, wie eben diesen Biergarten einzuführen. Es war eine echte Herausforderung und harte Arbeit, meinen Vater Franz von dieser Idee zu überzeugen. Er hatte stets den Standpunkt: ‚Wer ein Bier trinken möchte, der soll herein kommen‘.
Welche Werte haben deine Eltern dir vermittelt?
Meine Eltern waren sehr christlich orientiert und waren auch immer bestrebt, dass wir Kinder unseren Weg machen, und etwas werden. Und das haben wir alle getan.“
Welchen Satz aus deiner Kindheit mochtest du nicht?
Das wäre ‚Mach mal ebend‘. Das hat immer bedeutet, dass etwas länger dauert, als man „ebend“ dachte. Den Satz mag ich bis heute nicht.
Hat sich das Kneipenleben verändert?
Die Blütezeit einer Kneipe war sicherlich in der Ära, bevor der Fernseher in jedes Wohnzimmer einzog. Dann kam die Zeit, wo sich hier viele unterschiedliche Gruppen und Cliquen regelmäßig trafen, und es herrschte ein starker Zusammenhalt. Heute sieht das leider anders aus, da viele junge Menschen, vor allem wenn sie wegen Schule, Studium oder Arbeit umziehen, ihren Lebensmittelpunkt woanders finden – es sei denn, sie bleiben durch ein Engagement in einem lokalen Verein mit dem Ort verbunden.
Wie wichtig ist eine Dorfkneipe für das heutige Dorfleben?
Trotzdem bleibt die Dorfkneipe ein wichtiger Ort – besonders auch für Neubürger und Fremde, die hierherkommen, um Kontakte zu knüpfen. Hier kann man sich treffen, sich austauschen, vor allem, wenn man sich einsam fühlt. Der eigentliche Sinn einer Dorfkneipe liegt ja auch darin, ein sozialer Treffpunkt zu sein – ein Ort, an dem sich Menschen begegnen, austauschen und auch Alleinstehende der Einsamkeit entfliehen können.
Wie stellst du dir deinen Ruhestand vor?
Ich freue mich darauf, entspannte Abende im neuen Biergarten zu verbringen (schmunzelnd). Deshalb drücke ich der Bürgergenossenschaft und dem neuen Wirt von HUB Erle Christian Lipfert. Ich drücke fest die Daumen und hoffe, dass ich demnächst gemütlich in der neuen Gastronomie, im Sommer im Biergarten, mit Freunden sitzen und meinen Altersabend genießen kann. Vielleicht übernehme ich den Biergarten als Hobby im Ruhestand.
Ein Blick in die Vergangenheit
Ein Gasthaus trotzt dem Trend: Die Geschichte von „Brömmel-Wilms“ in Erle
In einer Zeit, in der viele Dorfgaststätten schließen, erzählt das Gasthaus „Brömmel-Wilms“ in Erle eine andere Geschichte. Klaus Werner vom Heimatverein Erle hebt die Bedeutung dieser traditionsreichen Stätte für die Dorfgemeinschaft hervor.
Früher gab es in Erle fünf Gasthäuser, die als soziale Treffpunkte dienten. Das Gasthaus „Alte Eiche“, heute bekannt als „Brömmel-Wilms“, ist das historisches Herzstück des Dorfes. Gegründet im 19. Jahrhundert von Franz Wilms, einem ehrgeizigen Händler, hat es seither viele Veränderungen und Ereignisse miterlebt.
Wichtige Meilensteine
- 1895: Franz Wilms erwirbt ein Nachbargrundstück und errichtet auf den Ruinen eines abgebrannten Hauses das Gasthaus. Dies markiert den Beginn einer Ära, in der das Gasthaus zu einem wichtigen Handels- und Kommunikationszentrum im Dorf wird.
- 1909: Aufgrund des florierenden Geschäfts entschließt sich Franz Wilms, den Saal und eine Gartenveranda anzubauen. Diese Neuerungen machen das Gasthaus zu einem beliebten Ziel für Ausflügler und stärken seine Rolle als sozialer Mittelpunkt in Erle.
- 1911 – 1913: Nach dem Tod seines Vaters übernimmt Johann Wilms das Gasthaus. Er richtet eine Bäckerei ein und verbessert die hygienischen Bedingungen durch den Bau neuer Toiletten. Johann versucht auch, das Gasthaus als Ort für öffentliche Feste und Feiern zu etablieren.
- 1918: Das Ende des Ersten Weltkriegs bringt Soldatenmassen nach Erle, die auch das Gasthaus nutzen. Diese Zeit ist geprägt von Handel und regem Treiben, welches dem Gasthaus eine zentrale Rolle in der Gemeinde verleiht.
- 1920: Während des Kapp-Putsches wird das Gasthaus ein zentraler Ort im Dorf, an dem wichtige Versammlungen und Entscheidungen stattfinden.
- 1925: Johann Wilms verstirbt, und seine Witwe Theresia übernimmt den Betrieb. Trotz persönlicher Herausforderungen gelingt es ihr, das Gasthaus weiterzuführen und zu modernisieren, indem sie ein neues Wirtshaus errichtet.
- 1929: Das Gasthaus profitiert erheblich von den Motorsportereignissen in der Erler Heide, die Tausende von Besuchern anziehen. Theresia Wilms nutzt diese Gelegenheit, um das Gasthaus als attraktives Ziel für Rennsportfans zu bewerben.
- Zweiter Weltkrieg: Trotz der Kriegswirren bleibt das Gasthaus ein zentraler Ort in Erle, dient als Zufluchtsort und Treffpunkt für die Dorfbewohner und Durchreisende.
- Nachkriegszeit: Nach dem Krieg nutzt die Familie Wilms ihre Findigkeit, um einen Neuanfang zu starten, indem sie frische Bauernmilch und Bier verkauft.
- 1948: Maria Wilms übernimmt das Gasthaus nach dem Tod ihrer Mutter Theresia und führt Neuerungen durch, darunter die Modernisierung der Fassade und die Erweiterung des Saals.
- 1996: Arno, in der vierten Generation, übernimmt und renoviert das Gasthaus, wobei er den traditionellen Charakter bewahrt und einen Biergarten hinzufügt.