Zusammenleben mit Menschen mit Demenz

Veranstaltung am Dienstag im Pfarrheim St. Walburga in Velen-Ramsdorf: „Therapieansätze zur Vermeidung von Mangelernährung“ / Aktionswoche

Borken/Velen-Ramsdorf (cpg-press). In der Beratungsstelle für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen der Caritas Pflege & Gesundheit des Caritasverbandes für das Dekanat Borken geht Dorothea Rinke einfühlsam auf die Probleme der Ratsuchenden ein. Neben der Klärung von Sachfragen gibt sie den pflegenden Angehörigen vor allem das Gefühl, mit ihren Sorgen und Nöten ernst genommen zu werden.

Im Rahmen der Caritas-Aktionswoche „Kompetent. Zuverlässig. Immer.“ heißt es am Dienstag, 11. Oktober, in der Abendveranstaltung im Pfarrheim St. Walburga in Velen-Ramsdorf, Ravendyk 11: „Therapieansätze zur Vermeidung von Mangelernährung bei Menschen mit Demenz“. Referent des Abends ist der Mediziner Dr. Rainer Wirth. Beginn ist um 19 Uhr, Der Eintritt beträgt fünf Euro, teilte der Caritasverband Borken als Veranstalter mit.

„Gestresst, belastet und tief traurig über die Persönlichkeitsveränderung“ sei mancher Angehörige, der die Beratungsstelle aufsucht, berichtet Dorothea Rinke weiter. Durch zunächst unverständliche Verhaltensweisen des Erkrankten, etwa ein veränderter Tag-Nacht-Rhythmus oder eine wirre Kommunikation, könnten pflegende Angehörige bereits kurz vor einem Zusammenbruch stehen. Durch unverständliche Verhaltensweisen des Erkrankten wie beispielsweise ziellose Unruhe, Anschuldigungen, ständiges Suchen und Verstecken oder wiederholtes Fragen könnten Angehörige bereits erheblich belastet sein. Ziel der Beratung sei es, das veränderte Verhalten des erkrankten Angehörigen verstehen zu lernen und für Entlastung zu sorgen.

Dementiell erkrankte Menschen bräuchten vor allem Lob und Anerkennung für ihr Selbstwertgefühl sowie liebevolle Anleitung und Beschäftigung. „Diese Anforderungen sind für gestresste Angehörige aber nur schwer zu erfüllen“, weiß Dorothea Rinke. Daher sollten Angehörige – ohne schlechtes Gewissen – die Betreuungsangebote auswählen, von denen sie sich am meisten entlastet fühlten, rät sie.

„Angehörige müssen sich bei den Leistungen der Pflegeversicherung gut auskennen, um eine optimale Betreuung zu gewährleisten“, sagt Dorothea Rinke. Dazu sei es günstig, frühzeitig in die Beratungsstelle zu kommen. Wenn die Diagnose feststehe, könne ein Antrag bei der Pflegekasse gestellt werden. Dorothea Rinke hilft bei der Antragstellung wie auch bei der Vorbereitung auf die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK).

Mit einem Bündel von Leistungen der verschiedenen Fachdienste könne sich die Pflegefamilie ein Gerüst bauen, um mit der Situation zurecht zu kommen. Neben der ambulanten Pflege könne das etwa der Zeitintensive Betreuungsdienst (ZIB), die Tagespflege oder das Demenzcafé sein. Auch die Teilnahme an Pflegekursen und Gesprächskreisen für pflegende Angehörige erziele entlastende Effekte.

(Ihre Beratung müsse zu einer Balance zwischen Nächstenliebe und Selbstliebe führen, um die Pflegesituation nachhaltig zu verbessern, meint Dorothea Rinke. „Wenn Angehörige sich mit ganz viel Liebe dem Demenzkranken und sich selbst zuwenden, kann das Zusammenleben mit Menschen mit Demenz gelingen.“)

„Der Entwicklung einen Schritt voraus“

„Mein Mann erzählte immer das Gleiche und suchte für alles eine Ausrede“, erinnert sich Therese Schneider an die Anfangszeit der Erkrankung. Sie konnte ihren Mann gegen erhebliche Widerstände bewegen, sich beim Facharzt vorzustellen, der die Diagnose Demenz stellte. Daraufhin sei ihr Mann ausfallend geworden, „weil er davon nichts hören wollte“. Beim zweiten Mal in der Arztpraxis war die Demenz schon weiter fortgeschritten und der Widerstand war gebrochen.

Dorothea Rinke habe in der Beratung die Angehörigen ermutigt, eine Pflegestufe zu beantragen „Wir haben viele Gespräche geführt, damit sich Frau Schneider entscheiden konnte.“ Die Erstellung eines Gutachtens und die Beantragung der Pflegestufe sei „ein furchtbarer Kampf“ gewesen, erinnert sich Therese Schneider. Aber durch den gestörten Tag-Nacht-Rhythmus ihres Mannes war sie mir ihren Kräften am Ende und brauchte dringend Entlastung, um einem Zusammenbruch zuvor zu kommen. Während ihr Mann eine Zeit in der Kurzzeitpflege verbrachte, ließ sie das Haus umbauen und das Bad pflegegerecht einrichten, um ihren Mann im Rollstuhl unter die Dusche fahren zu können. „Damit waren wir der Entwicklung einen Schritt voraus.“

Mittlerweile wählt sie gezielt Pflegemaßnahmen und Betreuungsleistungen aus dem Leistungsspektrum der Fachdienste aus. Morgens und abends kommt der Pflegedienst, der ihren Mann wäscht und versorgt. Der ZIB kommt zwei Mal zwei Stunden die Woche, währenddessen sie Besorgungen erledigen kann. Einmal in der Woche gibt sie ihren Mann in die Tagspflege. Die Kurzzeitpflege nahm sie in Anspruch, als sie zehn Tage im Spessart Urlaub machte. „Das hat uns beiden richtig gut getan. Ich konnte abschalten und genießen.“

„Das Schwierigste für meine Mutter war, sich Hilfe zu holen“, erinnert sich die Tochter an den Einstieg einen kontinuierlichen Beratungsprozess. Mittlerweile sei sie sehr selbstständig geworden und wisse ihre Ansprüche bei den Behörden und anderen Institutionen durchzusetzen. Dabei habe Dorothea Rinke geholfen, etwa Pflegeanträge auszufüllen oder einen Widerspruchstext zu formulieren. „Wenn ich jetzt noch Fragen habe, weiß ich, wo ich hingehen kann“, sagt Therese Schneider.

Foto: Dementiell erkrankte Menschen brauchen Lob und Anerkennung: Dorothea Rinke vom Caritasverband Borken berät pflegende Angehörige.

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