Pädagogischer Zirkus Lollipop darf Raesfeld in Zeiten der Coronakrise nicht verlassen
Es hätte schlimmer können. Zumindest, was den Stellplatz anbelangt. Da ist sich der Chef der Zirkustruppe Lollipop Patrick Brumbach sicher.
Seit Beginn der Coronakrise Anfang März hat der pädagogische Zirkus Lollippop in Raesfeld, auf der Wiese gegenüber der St. Sebastian-Schule, Quartier bezogen.
Wie für alle Schausteller und Zirkusse gab es auch für Brumbach die offizielle Auflage vom Schaustellerverband und dem Ministerium NRW, dass sie nicht mehr weiterziehen dürfen.
Glücklich über diesen schönen Platz
„Wir sind aber alle sehr glücklich darüber, dass wir hier in Raesfeld auf so einem schönen Platz stehen können“, so der Zirkusdirektor. Das ländliche Leben gefalle allen sehr gut. „Der Bürgermeister ist unheimlich nett und hat immer ein offenes Ohr. Es ist eine super tolle Gemeinde. Alle Menschen grüßen alle freundlich“.
Geplant war eigentlich, nach dem Training in der ersten Märzwoche mit den Grundschülern vier Aufführungen für Eltern und Verwandte zu machen getreu dem Motto „Manege frei“. Das fiel allerdings ins Wasser und die Generalproben fanden ohne Zuschauer statt. „Die Kinder hatten dennoch viel Spaß und wir haben alles in einem Video festgehalten“.
Der Bürgermeister ist unheimlich nett und hat immer ein offenes Ohr.
Zirkus in sechster Generation
Die zwölf Mitglieder der Zirkustruppe, die aus Bulgarien, Tschechien, Österreich stammen, haben sich derweil gemütlich eingerichtet. Ein Kräuterbeet steht auf der Wiese. Sie haben ihre kleine Welt geschaffen. Bleiben unter sich. „Das sind wir aber gewohnt, denn wir alle kommen aus Artistenfamilien, teilweise schon in sechster Generation“, so der 39-jährige Zirkusdirektor aus Dillingen an der Donau und zweifacher Weltmeister im Messerwerfen.
Um die Kosten niedrig zu halten, seien alle Fahrzeuge des Fuhrparks abgemeldet und es wurde Kurzarbeit angemeldet. Eigentlich war als nächste Station Essen geplant.
Schlechtes Gewissen gegenüber der Gemeinde
Einen Plan, wie es in nächsten Monaten weitergeht, hat der sympathische Artist und Familienvater nicht. Ein zweites Zelt des Zirkus liege ebenfalls in Dinslaken still. „Wir haben rund 42 Projektwochen in ganz Deutschland. Jetzt muss ich schauen, wie sich die Situation in den nächsten Monaten mit den Schulen entwickelt. Bis Ende Dezember waren wir ausgebucht“.
Vielmehr belasten Brumbach die Tatsache, dass sie jemanden, wie er sagt, auf der Tasche liegen. „Das wir hier seit mehreren Wochen stehen müssen, fällt uns schwer. Wir sind es nicht gewohnt, Umstände zu machen und jemanden zur Last zu fallen“.
Häusliche Quarantäne sinnvoll nutzen
Die Zeit in Raesfeld, und um sich sportlich fit zu halten, vertreiben sich die Artistenfamilien mit Training, Jonglage, Joggen oder Radtouren. Darunter ist auch der Trapez-Künstler und Supertalent-Kandidat Anthony Wandruschka mit Frau und Kind. „Wir leben hier wie eine kleine Familie zusammen. Wichtig ist für uns, dass wir unsere gute Laune nicht verlieren und uns als Team gegenseitig respektieren“, betont Brumbach.
Hoffen auf Soforthilfe
Um die häusliche Quarantäne sinnvoll zu nutzen, habe seine Frau angefangen, neue Kostüme zu nähen. Der Fuhrpark und das Zelt werden ebenfalls auf Vordermann gebracht. Allerdings, fügt Brumbach lachend hinzu, habe er schon ein paar Kilo mehr auf den Hüften, da ihm das Auf- und Abbauen der Zelte fehle.
Brumbach hofft nun, dass er schnellsten Soforthilfe bekommt, um sein Truppe über Wasser halten zu können und, „dass alles schnell wieder normal wird und wir weiterhin alle gesund bleiben“.
Petra Bosse