„Dem Glücklichen schlägt keine Stunde“ – in Erle hat dieses Sprichwort nun eine besondere Bedeutung bekommen.
Abgesehen von der Erler Kirchturmuhr wird nun am St. Silvester-Haus die Zeit auf traditionelle Weise durch eine Sonnenuhr angezeigt. Die Voraussetzung? Sonnenschein. Dieser kulturelle Schatz ist nicht nur ein Symbol für die Vergangenheit, sondern auch ein Beleg für die technische Expertise und das Gemeinschaftsgefühl von Erle.

Die Ursprungsgeschichte
Die Idee für die Sonnenuhr kam Johannes Kempken während eines Urlaubs im Kloster Niederalteich an der Donau. Er sah eine Sonnenuhr, die sowohl im Sommer als auch im Winter präzise funktionierte. Mit Unterstützung des Heimatvereins Erle wurde die Idee umgesetzt, nachdem geografische Daten von Erle gesammelt und die Wandneigung berechnet wurden. Dieses Projekt wäre ohne die aktive Beteiligung und das Know-how der Gemeindemitglieder, insbesondere von Uli Schmelting, Ulrich Triptrap, der die Sonnenuhr anfertigte, und Carlo Behler, der erläuternde Texte dazu verfasste, nicht möglich gewesen.

Ein Gemeinschaftsprojekt
Die Sonnenuhr ist ein echtes Gemeinschaftsprojekt. Die Volksbank Raesfeld und Erle, sowie viele Mitglieder des Vereins, haben dazu beigetragen. Die Realisierung wurde durch die Zustimmung der Kirchengemeinde ermöglicht, welche die südausgerichtete Wand am St. Silvester-Haus bereitstellte, die auch öffentlich zugänglich ist.

Die Technik hinter der Tradition
Die Sonnenuhr nutzt den Schatten einer Kugel, um die Uhrzeit und das Datum zu bestimmen. Die verschiedenen farblichen Linien auf der Sonnenuhr haben jeweils ihre eigene Bedeutung und können eine kleine Abweichung aufweisen. Dieses traditionelle Zeitmessinstrument vereint Geschichte, Kunst und Wissenschaft in einem.

Die Einweihung
Pfarrer Dr. Fabian Tilling gab der Sonnenuhr bei der Einweihung den kirchlichen Segen. Er verriet, dass er sich die Funktionsweise der Uhr dreimal erklären ließ, sie aber dennoch faszinierend findet.

Die neue Sonnenuhr in Erle ist nicht nur ein Beispiel für Tradition und Technik, sondern auch für Gemeinschaft und Engagement. Es ist ein Denkmal, das zeigt, wie ein Dorf zusammenkommen kann, um ein Stück Geschichte lebendig zu halten und in die moderne Welt zu integrieren.
Geschichte der Sonnenuhr
- Eines der ältesten bekannten Zeitmessinstrumente.
- Erste Sonnenuhren: Bereits im alten Ägypten um 3500 v. Chr. verwendet.
- Antikes Griechenland: Weiterentwicklung der Sonnenuhr, Erfindung verschiedener Modelle.
- Römisches Reich: Weite Verbreitung und Nutzung in öffentlichen Plätzen.
Verschiedene Typen von Sonnenuhren:
- Horizontal: Traditionellste Form, flach auf dem Boden oder auf einer Plattform.
- Vertikal: Befestigt an vertikalen Flächen, z. B. an Gebäudewänden.
- Äquatorial: Die Ziffernplatte ist parallel zum Äquator ausgerichtet.
- Polar: Ziffernblatt ist parallel zur Erdachse ausgerichtet.
Vorteile:
- Umweltfreundlich: Keine Energiequelle notwendig.
- Historisch: Dient als Verbindung zur Vergangenheit und menschlichen Geschichte.
Nachteile:
- Abhängigkeit von Sonnenlicht: Nicht funktionell bei bewölktem Himmel oder in der Nacht.
- Standortgebunden: Entworfen für spezifische geografische Breiten.
Seit wann gibt es Sonnenuhren?
Die genaue Erfindung der Sonnenuhr und ihr ursprünglicher Erfinder sind nicht endgültig bekannt, da sie in verschiedenen antiken Zivilisationen unabhängig voneinander entwickelt wurde. Die Idee, den Schatten eines Objekts zur Zeitbestimmung zu nutzen, ist so alt und grundlegend, dass sie wahrscheinlich in verschiedenen Teilen der Welt unabhängig voneinander entstand.
- Ägypten:
- Eine der ältesten bekannten Sonnenuhren wurde in Ägypten gefunden und stammt aus dem Jahr 1500 v. Chr.
- Sie bestand aus einem flachen Boden und einem aufrecht stehenden Stab (oder Gnomon). Wenn die Sonne sich bewegte, warf der Stab einen Schatten, der die Tageszeit anzeigte.
- Babylon:
- Die Babylonier hatten ebenfalls sehr frühe Formen von Sonnenuhren. Es wird angenommen, dass sie bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. Sonnenuhren verwendet.
- Griechenland:
- Die Griechen entwickelten die Sonnenuhr weiter und führten verschiedene Typen ein.
- Einer der bekanntesten griechischen Astronomen, Anaximander (um 610 – 546 v. Chr.), wird oft als einer der Ersten erwähnt, der eine Sonnenuhr in Griechenland aufgestellt hat.
- Es ist auch schwer zu bestimmen, wo genau die „erste“ Sonnenuhr steht, da verschiedene Zivilisationen in der Antike ihre eigenen Variationen entwickelten. Es ist jedoch allgemein anerkannt, dass die ältesten bekannten Sonnenuhren aus dem alten Ägypten stammen.

