Der ausgelobte Architekten-Wettbewerb „Neubau Pfarrheim St. Martin“ in Raesfeld ist entschieden – Den 1. Platz machte das Büro Hartig-Meyer-Wömpner aus Lüdinghausen.
Acht Architektenbüros, acht unterschiedliche Entwürfe. Welche Planung ist die Beste? Welches Pfarrheim ist am funktionalsten oder, welches Pfarrheim erfüllt alle Vorgaben?
Am Mittwoch wurden die drei Gewinner mit den besten Entwürfen des neuen Pfarrheim der St. Martin-Kirche vorgestellt. Entstehen soll das neue Gebäude auf der Fläche in unmittelbarer Nähe der Kirche an der Klümperstraße (Aelkeshof).
Der Architekten-Wettbewerb „Neubau Pfarrheim St.“ in Raesfeld ist entschieden. Eine achtköpfige Jury hat am 8. September es sich nicht leichtgemacht und mehrere Stunden über die einzelnen Pläne gesessen und diskutiert.
Die drei Preisträger des Architektenwettbewerbs zum Neubau Pfarrheim, der von Kirchengemeinde St. Martin ausgelobt wurde, stehen nun fest.
Sandra Treller vom Büro „compar“ erklärte eingangs, warum und wieso es so einen Wettbewerb gibt und wie er abläuft.
Das Gebäude soll, bis auf Teile des Untergeschosses (Keller), zurückgebaut werden. Entstehen wird auf dem Grundstück ein neues Pfarrheim inklusive Pfarrverwaltung. Zwar haben die Architekten, die alle anonym ihre Projekte in der vergangenen Woche vorstellten, hier ihrer Fantasie freien Lauf lassen können, aber die Vorgaben waren sehr eindeutig. Alleine schon deshalb, da die Grundstücksgröße sehr begrenzt ist.
Die Vorgaben
Die Vorgaben für das Vorhaben, welches die Kirchengemeinde und die Gemeinde Raesfeld gemeinsam realisieren möchte, waren unter anderem, dass das neue Gebäude sich den historischen Gegebenheiten anpasst und sich in das Ortsbild durch die Fassadengestaltung einfügt.
Im Vorfeld konnten Vereine und Verbände ihre Wünsche mitteilen und sollten bei der Planung berücksichtigt werden. Da die Gemeinde für gemeindliche Veranstaltungen den Pfarrsaal, großer Saal, als Gruppenraum mitnutzen wird, beteiligt sie sich an den Kosten.
All diese Vorstellungen setzten acht Architektenbüros um. Sie waren eingeladen, sich der Aufgabe zu stellen und in einem anonymen Verfahren von 13 Wochen das Raumprogramm sowie die Wünsche und Anforderungen der Kirchengemeinde umzusetzen. Alle Entwürfe erstellten die jeweiligen Architekten kostenlos.
Zwei Entscheidungsrundgänge
Die eingereichten Entwürfe sind durch die Wettbewerbskoordinatoren, compar-strategien für Architektur und städtebau-, nach den Regeln für die Auslobung von Wettbewerbern vorgeprüft und vorgestellt worden. In zwei Entscheidungsrundgängen hat die Fachjury die verbliebenen drei Arbeiten schriftlich beurteilt und einstimmig dann drei Preise verliehen. „Hierbei habe ich viele gelernt, denn es ging hier nur um optische, sondern auch um funktionale Dinge “, so Bürgermeister Andreas Grotendorst.
Die Gewinner
Den 1. Preis erhielt das Architektenbüro Hartig-Meyer-Wömpner aus Lüdinghausen.
Der 2. Preis geht an die Architekten Winkelmann und Matzken aus Bocholt.
3. Platz belegt Thesing und Tesing aus Heiden.
Vertreter der Gemeinde Raesfeld, des Bistums Münster sowie der Kirchengemeinde St. Martin legten bei dem Wettbewerb klare „Spielregeln“ vor, erklärt der Architekt und Preisrichter Ellermann aus Lüdinghausen. Er stellt am Mittwoch die drei Gewinner-Entwürfe vor.
Eine Besonderheit
„Die Vorgaben für dieses Bauvorhaben ist in jeder Hinsicht eine Besonderheit, denn das Gebäude muss der Kirche angepasst werden und mit dieser im Einklang sein. Der Denkmalschutz und auch das Bistum Münster hat im Vorfeld schon großen Wert darauf gelegt. Allerdings waren auch die wirtschaftlichen Aspekte für das Gebäude nicht unerheblich“, so Christoph Ellermann vom Preisgericht.
Auf 430 qm pro Ebenen sei es wirklich schwierig gewesen, alles komplett durchzuplanen und die Vorgaben, viel Masse auf kleinstem Raum, wie ein multifunktionaler Saal für 199 Personen, Jugendräume, Küche, ein Pfarrsekretariat sowie weitere Büroräume in der unteren Etage, auf diesem kleinen Raum unterzubringen, so Trelle.
Schnell habe sich laut Trelle auch gezeigt, dass das jetzige Gebäude Aelkeshof nicht 1:1 nachgebaut werden könne. Was die alten Backsteine anbelange, sollen diese, wenn überhaupt, nur einzeln verbaut werden. „Alles was erhalten bleiben kann, haben wir im Vorfeld intensiv geprüft. Wenn es auch schwerfällt, ist es häufig besser, neue Lösungen und Wege zu finden, um die Funktionalität und die wirtschaftlichen Aspekte zu berücksichtigen. Sonst kann eine Kirchengemeinde so einen Bau nicht stemmen“, fügte Ellermann hinzu.
Büroräume im Obergeschoss
Sehr sympathisch sei der 3. Platz von Thesing und Tesing bei den Juroren rübergekommen. Die Besonderheit hier sei gewesen, dass alle Büroräume sich im Obergeschoss befanden. Gut angekommen sei hier der schöne Eingangsbereich gewesen, lobte Ellermann den Entwurf. Unpassend jedoch sei die zweigeschossige Wand zum Kirchengebäude hin gewesen.
Alle Funktionen sehr sauber gelöst
Die strenge, fast rigide Architektur des 2. Platzes habe, so Ellermann, sehr überzeugen können. Alle Funktionen sind sehr sauber gelöst. Jedoch ist das Gebäude nur mit einem Flachdach geplant. Dies entsprach nicht der Vorgabe.
Den 1. Platz machte das Büro Hartig-Meyer-Wömpner aus Lüdinghausen. Sie waren bereits schon öfter erfolgreich und haben einige Wettbewerbe gewonnen.
Vorgaben geschickt umgesetzt
Außerdem haben sich die Architekten sich an den Vorgaben gehalten und diese sehr geschickt umgesetzt, ergänzt der Architekt.
Die Dachlandschaft und das Gesicht zum Kirchplatz sei sehr differenziell gestaltet, erklärt Ellermann die positiven Aspekte des Entwurfes. Die Jugendlichen können die Gruppenräume über eine Außentreppe erreichen und haben eine eigene Terrasse.
Das Foyer und der Flur gehen ineinander über, was gut für Feste sei. Das gesamte Gebäude spiegelt von den Proportionen, auch durch die roten Backsteine und Dachziegeln, nur mit einem neuen Gesicht, den Aelkeshof wider. Hinzu komme zum Kirchplatz hin das leicht schiefe Dach. „Es sieht wirklich auch wie ein Pfarrheim aus“, lobte Ellermann den Entwurf.
Hinzu komme, dass jede Räumlichkeit eine Freizone hat. Auch sei von außen erkennbar, was im Inneren des Gebäudes passiert. „So ein Pfarrheim direkt an der Kirche hat etwas Besonderes. Gleich so wie das Pfarrheim in Erle. Der ‚Geist‘ des Gebäudes bleibt erhalten“, freut sich Bürgermeister Grotendorst.
Wie geht es weiter?
Mit dem Bistum Münster wird nun die Finanzierung geklärt. Die Stellschrauben für die Feinarbeiten der Planung werden umgesetzt und die Entwürfe mit den Architekten gemeinsam verfeinert.
Bis es fertiggestellt ist, sei noch ein langer Weg und, „in meiner Amtszeit als Bürgermeister werde ich das nicht mehr erleben“ fügt Grotendorst hinzu und lacht.
Info
Ab Donnerstag, 17.09. ist die Ausstellung täglich für zwei Stunden für alle Interessierten geöffnet.
Es wird um eine Anmeldung im Pfarrbüro unter Tel. 609890 oder per Mail an [email protected] gebeten.
Eine Mund-Nase-Bedeckung ist Pflicht.
Petra Bosse