Kreis legt Demographiebericht 2009 vor / Prognosen reichen bis ins Jahr 2030
Kreis Borken (pd). Bis 2030 wird die Bevölkerung im Kreis Borken weiter wachsen. Dabei wird der Anteil der Hochbetagten allerdings deutlicher steigen, als bisher angenommen. Das sind zwei Ergebnisse des Demographieberichtes 2009, den der Kreis Borken jetzt vorgelegt hat. Das 90 Seiten starke Papier beleuchtet, wie sich die Zusammensetzung der Gesellschaft verändern wird und welche Auswirkungen in Wirtschaft, Bildung und vielen weiteren Bereiche zu erwarten sind. Erarbeitet haben den Bericht Fachleute der Kreisverwaltung, der kreisangehörigen Städte und Gemeinden, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken, des Vereins Netzwerk Westmünsterland e. V. und des Netzwerks „Freiwillig engagiert“.
Die aktuelle Bevölkerungsprognose des Landesbetriebes Information und Technik für das Land Nordrhein-Westfalen geht davon aus, dass der Kreis Borken bis zum Jahr 2030 um 2,9 Prozent wachsen wird. Grund dafür ist der anhaltende Zuzug von Bürgerinnen und Bürgern. Die Prognose rechnet bis zum Jahr 2029 mit einem Plus von 14.800 Personen, das sind 4,0 Prozent der Bevölkerung. Demgegenüber wird die Geburtenrate weiter sinken. Die Statistiker rechnen damit, dass bis 2029 im Kreis Borken 4.200 Menschen mehr sterben als geboren werden, macht ein Minus um 1,1 Prozentpunkte.
Kreisdirektor Werner Haßenkamp betont, dass die Veränderungen in der Altersstruktur noch deutlicher ausfallen werden, als bisher erwartet. Der Anteil der jungen Altersschichten sinkt, der Anteil der älteren Menschen steigt stark. So gibt es bis zum Jahr 2020 insgesamt 20 Prozent weniger Kinder im Grundschulalter. Im gleichen Zeitraum wird die Zahl der hochbetagten Kreisbürgerinnen und -bürger, die älter als 80 Jahre sind um ca. 80 Prozent anwachsen.
„Der Kreis Borken wird zukünftig nicht mehr das niedrigste Durchschnittsalter aller Kreise und kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen aufweisen“, erklärt Haßenkamp. „Vielmehr werden die Kreise in Zukunft stärker altern als die kreisfreien Städte.“ Deshalb werde es immer wichtiger, in enger und partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden sowie anderen Akteuren, familienfreundliche Strukturen aufzubauen und die Lebensqualität in der Region langfristig zu sichern.
Dass der Kreis Borken dabei auf dem richtigen Weg sei, zeige die Entwicklung der vergangenen Jahre. So wurden die Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren in Tageseinrichtungen und Tagespflege weiter ausgebaut und alle Städte und Gemeinden im Kreis Borken verfügen über mindestens eine offene Ganztagsgrundschule. Aktuell nutzen 1.770 Mädchen und Jungen im Kreis Borken offene Ganztagsangebote. Das sind 10,2 Prozent der Grundschulkinder.
Für die ältere Generation ist die Versorgung mit Altenheimplätzen durchweg gut. Gleichzeitig nimmt die Belegungsquote in Altenheimen ab. „Ältere Menschen finden im Kreis Borken vielfältige Möglichkeiten, ihr Leben selbständig und eigenverantwortlich zu gestalten“, weist Haßenkamp auf Angebote für ein selbständiges Wohnen mit bedarfsgerechten Hilfen hin, die in den vergangenen Jahren entwickelt wurden.
Der Demographiebericht 2009 macht auch die zukünftigen Herausforderungen sichtbar: So bleibt die Verbesserung der Bildungs- und Qualifizierungschancen im Kreis Borken ein zentrales Thema. Immer noch verlassen überdurchschnittlich viele junge Menschen die Schule ohne einen Abschluss. Die Quote der Schulabgängerinnen und -abgänger ohne Hauptschulabschluss ist im Kreis Borken seit 2005 auf 7,4 Prozent gestiegen, auf Regierungsbezirks- und Landesebene war im gleichen Zeitraum ein Rückgang auf 6,4 Prozent zu verzeichnen. Gleichzeitig ist der Anteil der Kinder, die zur Hauptschule wechseln, kontinuierlich zurückgegangen und der Anteil der Gymnasiasten gestiegen. Die Zahl der Studierenden aus dem Kreis Borken hat sich seit 1975 fast verdoppelt, im Landesvergleich ist sie aber dennoch weiterhin unterdurchschnittlich.
Weiter auf der Tagesordnung steht auch die Versorgung mit Hausärztinnen und -ärzten, die im Kreis Borken unterdurchschnittlich ist. Dem steigenden Bedarf an medizinischer Versorgung stehen in Zukunft nicht mehr genügend niedergelassene Ärztinnen und Ärzte gegenüber. Diese Entwicklung zeichnet sich auch für den Personalbestand in Krankenhäusern ab. Verschärfend wirkt, dass bereits in den nächsten fünf Jahren viele Mediziner aus Altersgründen aus dem aktiven Berufsleben ausscheiden.
Kreisdirektor Werner Haßenkamp sieht den Kreis Borken beim Umgang mit dem demographischen Wandel dennoch auf einem guten Weg, „Die entwickelten Ansätze befinden sich in der Umsetzung, neue Projekte und Aktivitäten sind gestartet und laufende Maßnahmen werden kontinuierlich weiterentwickelt.“ Mit dem Handlungsprogramm Demographie, das im Entwurf vorliegt, will der Kreis Borken den begonnenen Demographieprozess in der Region verankern, definierte Schwerpunktsetzungen weiter voran treiben und neue demographierelevante Themenstellungen aufgreifen. Konkret will er sich unter anderem um die Stärkung der Familienfreundlichkeit, die Förderung einer alternsgerechten Arbeitswelt und die Gestaltung eines selbständigen Lebens im Alter kümmern. Das Handlungsprogramm wurde gemeinsam mit vielen Akteurinnen und Akteuren aus der Region erarbeitet und soll Anfang 2010 politisch verabschiedet werden.
Der Demographiebericht 2009 für den Kreis Borken ist im Internet unter www.kreis-borken.de/demographie abrufbar. Dort gibt es auch weitere Informationen. Druckexemplare sind kostenlos erhältlich bei Birgit Schwering, Tel.: 02861/82- 1172, E-Mail: [email protected].