Zu der Veranstaltung „Regionale Baukultur“, die den Auftakt der Reihe „Wege in die Zukunft“ darstellte kamen am Donnerstag, 21. Juli, über 60 Interessierte nach Wesel-Bislich.
In der Kulturscheune des Neuhollandshofes, die aus der landwirtschaftlichen Nutzung herausgefallen und in der Folge eigens für Veranstaltungen und andere Zusammenkünfte hergerichtet wurde, entstand eine rege Diskussion über die Baukultur in der Region. Nach der Begrüßung durch Kerstin Jendrek, Regionalmanagerin des LEADER-Programms in der Region, setzte Architekt und Stadtplaner Friedrich Wolters (Wolters Partner Coesfeld) mit seinem Vortrag gezielt Impulse zur Diskussion über die Regionale Baukultur.
Mit seinem Vortrag weckte er unter den Zuhörern ein Gespür dafür, was unter Regionaler Baukultur zu verstehen ist und worauf es beim Bauen in regionaltypischem Kontext ankommt. Materialien, Maßstäblichkeit und der Blick auf die Besonderheiten der eine Baumaßnahme umgebenden Gebäude spielen dabei seiner Ansicht nach eine herausragende Rolle. Gabriele Podschadli vom Kulturdienst LWL- Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, erläuterte, welche Eigenheiten von Bauwerken dazu führen, dass sie unter Denkmalschutz gestellt werden. Anhand zahlreicher Beispiele erörterte sie verschiedene Maßnahmen zum Erhalt der regionaltypischen Bauwerke. Dr. Jörg Albert vom Sachverständigenbüro die-energieberater gab einen Überblick über die Fülle an möglichen Maßnahmen zur energetischen Sanierung von Gebäuden – immer unter der Maßgabe, das regionaltypische Gesicht eines Gebäudes nicht zu verändern. In einem vierten Impulsreferat stellte Thomas Michaelis stellvertretend für den Verein Dorfentwicklung Dingden e. V. das Projekt „BauKulturStelle“ vor, bei dem der Erhalt eines ehemaligen Lehrerhauses in Dingden eines von mehreren Zielen ist. Der Verein hat sich u. a. dem Erhalt regionaltypischer Bausubstanz verschrieben und wird sich mit dem Projekt bei der Regionale 2016 bewerben. Herr Michaelis verwies auch auf die Architekturwerkstatt Dingden, die der Verein im Jahr 2008 sehr erfolgreich durchgeführt hat und bei der bereits viele Ideen für eine sensible Ortsentwicklung Dingden entwickelt wurden.
Im Anschluss an die Impulsreferate entwickelte sich eine Diskussion, die auch im Anschluss an die Veranstaltung in Gesprächen der Teilnehmer untereinander noch fortgeführt wurde. Hierbei wurden mehrere Aspekte genannt, die in der weiteren Diskussion aufgegriffen werden sollten. Nach Ansicht einer Teilnehmerin sollten die Eigenheiten der Baukultur am Niederrhein noch stärker in den Fokus gerückt werden. Auch sollten Siedlungsstrukturen und Landschaftsbild Platz in der künftigen Diskussion über die Regionale Baukultur finden. Zusammengefasst besteht die Aufgabe der Akteure vor Ort darin, regionaltypische Elemente aufzugreifen bzw. zu erhalten und gleichzeitig den Anforderungen der heutigen Gesellschaft an die gebaute Umwelt gerecht zu werden. Eine Sensibilität für das Typische der Region sollte in breiten Kreisen der Bevölkerung geweckt werden. Dabei sollte nach Ansicht von Herrn Wolters u. a. in die Bildung investiert werden und bereits in den Schulen ein Bewusstsein z. B. für die Baumaterialien aus der Region gefördert werden. Auch an den Hochschulen sollte nach Ansicht eines Teilnehmers das „Bauen im Bestand“ in der Ausbildung der Architekten einen höheren Stellenwert bekommen. Das Engagement vor Ort, wie etwa des Vereins Dorfentwicklung Dingden e. V. sollte Unterstützung und möglichst viele Nachahmer finden. Die Veranstaltungsreihe „Wege in die Zukunft“ ist im Rahmen des Arbeitskreises „Dorfentwicklung und Kultur“ der LEADER-Region Lippe-Issel-Niederrhein entstanden und wird vom Büro Frauns aus Münster vorbereitet und durchgeführt. Sie beschäftigt sich mit Themen, die den Charakter der Städte und Gemeinden in der ländlichen Region Lippe-Issel-Niederrhein in Zukunft mit bestimmen und prägen werden. Die Reihe wird im Herbst 2011 mit den beiden Themen „Lebendige Dorfkultur“ und „Älter werden im ländlichen Raum“ fortgesetzt.