Das Bildungswerk Raesfeld hatte am Donnerstagabend zu einer besonderen Veranstaltung eingeladen: Die bekannte Radiomoderatorin Steffi Neu stellte in der St. Sebastian-Schule ihr Buch Steffis Mutmacher vor. Rund 150 Besucherinnen und Besucher erlebten einen humorvollen und kurzweiligen Abend voller inspirierender Geschichten.
Ein humorvoller Einstieg
Bereits zu Beginn sorgte die Moderatorin für Lacher, als sie erzählte, wie sehr sie sich auf die Fahrt nach Raesfeld gefreut habe: „Schön, dass ich hier sein darf, schön, dass ich die B67 wieder reinfahren darf. Das ist ja meine Entspannungsfahrt. Wenn ich in Rees über der Brücke bin, dann fängt für mich eine neue Welt an.“ Sie komme nur selten auf die andere Rheinseite, umso mehr freue sie sich, wieder einmal hier zu sein.

Brömmel überall – Stammbäume in Raesfeld sind wohl rund
Steffi Neu ist in Raesfeld keine Unbekannte – bereits beim beliebten Kneipenquiz bei Brömmel-Wilms sorgte sie für unterhaltsame Abende. Sie staunte nicht schlecht über die zahlreichen Brömmels im Ort. „Ich komme hier an und sehe sofort Elektro-Brömmel. Und dann erfuhr ich, dass es auch noch viele andere Brömmels gibt. Der Stammbaum ist wohl rund in Raesfeld-Erle. Das habe ich schon bemerkt“, scherzte sie.

Sie richtete sich mit einer augenzwinkernden Begrüßung an das Publikum: „Ich freue mich sehr, einen Mann in der ersten Reihe zu begrüßen – ist selten! Ist heute kein Fußball, oder was?“ Mit dieser lockeren Art gewann sie sofort die Sympathien der Gäste. Außerdem stellte sie direkt zu Beginn eine Bitte: „Ich würde mich gerne mit euch auf das respektvolle Du einigen, wenn das in Ordnung ist.“ Das ist für mich dann ein bisschen einfacher, weil ich es in meinem Buch genauso handhabe.“

Vom Podcast zum Buch
Steffi Neu sprach an diesem Abend nicht nur über ihr Buch, sondern auch über die Entstehungsgeschichte dahinter. Ursprünglich war Steffis Mutmacher ein Podcast mit 50 Folgen, der in der Pandemiezeit entstand. Sie erzählte, wie sie sich 2021 inmitten der Corona-Krise in einer beruflich schwierigen Situation deutlich machte: Ihre geplante Steffis Kneipenquiz -Tour mit 25 Veranstaltungen musste abgesagt werden, und ihre Präsenz beim WDR 2 wurde reduziert. „Dann war ich traurig und ehrlich gesagt auch ein bisschen voller Existenzangst“, gab sie offen zu.
In dieser Phase entwickelte sich die Idee zum Podcast – initiiert durch ihre Vorgesetzten beim WDR, die ihr voller Vertrauen diesen neuen Weg ermöglichten. Der Podcast sollte Menschen zu Wort kommen lassen, die noch nie über ihre persönlichen Herausforderungen gesprochen hatten. „Ich wollte keine Leute, die schon auf Podien standen und Reden hielten. Ich wollte ganz einfache Menschen mit echten Geschichten.“ So wurden in den Radioaufrufen gezielt Personen gesucht, die bereit waren, ihre persönliche Erfahrungen erstmals zu teilen.

Geschichten, die Mut machen
Aus diesen Erzählungen entstand schließlich das Buch Steffis Mutmacher. „Das Schöne ist, dass man es nicht am Stück lesen muss“, erklärte Neu. „Jede Geschichte steht für sich. Und jeder findet sich in irgendeiner Form darin wieder.“ Besonders wichtig war ihr, dass das Buch mit Humor geschrieben ist: „Es wurde viel gelacht – das ist ganz wichtig. Sonst wäre es nicht mein Buch.“
Die Geschichten in ihrem Buch handeln von Menschen, die Krisen überwunden und neue Wege gefunden haben. „Es geht darum, wie Resilienz entsteht und wie wir alle aus schwierigen Situationen herauskommen können“, erklärte sie. Doch eine klassische Lesung gab es an diesem Abend nicht: „Ich werde übrigens aus meinem Buch nichts vorlesen, weil ich weiß, was drinsteht“, scherzte sie. Stattdessen erzählte sie frei aus ihren Erfahrungen.
Drei bewegende Geschichten aus dem Buch
Ein Beispiel aus Steffis Mutmacher ist die Geschichte von Daniel, einem katholischen Pastor. „Eine Frau im Arm, schön kuschelig, fragte ich ihn, was er denn für einen Beruf hat?“ „Ich bin katholischer Pastor.“ Daniel verliebte sich in eine alleinerziehende Mutter aus seiner Kommuniongruppe und entschied sich letztendlich gegen die Kirche und für die Liebe. Heute ist er mit seiner Frau verheiratet und weiterhin als Seelsorger tätig.
Silke
Auch Silke hat einen außergewöhnlichen Weg hinter sich. Nach dem Tod ihres Vaters geriet sie in eine Krise und fand sich plötzlich bei Scientology wieder. Sie erzählte, wie sie dort hineingeraten ist, mit welchen Tricks sie herauskam und wie die Organisation versuchte, sie zurückzuholen. Als Steffi Neu ihre Geschichte im Podcast veröffentlichte, erhielt sie eine Nachricht von Scientology: „Ich hätte Quatsch erzählt.“
Stefan – ein Gastronom
Ein weiteres Beispiel ist Stefan, ein Gastronom aus Essen, der offen über seine Privatinsolvenz sprach. „Gerade in der Wirteszene ist das ein mutiger Schritt“, so Neu. Seine wichtigste Erkenntnis aus dieser Zeit: „Du brauchst ja keine Post aufzumachen, aber wenn was von der Krankenkasse kommt, das wird teuer am Ende des Tages.“ Mittlerweile sei er schuldenfrei – und Steffi Neu wird mit ihrem Kneipenquiz zwei Abende in seiner Gaststätte verbringen.

Ein gelungener Abend
Das Publikum nahm die Veranstaltung begeistert auf. Die Mischung aus ehrlichen, inspirierenden Geschichten und humorvollen Anekdoten kam gut an und sorgte für eine angenehme Atmosphäre. Viele Besucher nutzen die Gelegenheit, sich ein Buch signieren zu lassen und noch ein paar persönliche Worte mit der Moderatorin zu wechseln.
Viel unterwegs mit Buch, Quiz und Radio
Steffi Neu ist eine viel beschäftigte Frau. „Mit meinem Buch mache ich ungefähr 20 Termine im Jahr, dazu kommen 25 Abende mit dem Kneipenquiz, 10 Veranstaltungen mit Steffi und ihren Radiofreunden und rund 130 Radiosendungen“, erklärte sie. Trotz des vollen Kalenders nehme sie sich immer wieder gerne Zeit für persönliche Begegnungen mit ihrem Publikum – so wie an diesem Abend in Raesfeld.
