Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Das neue Pfarrheim, oder besser gesagt, das neue Bürgerhaus in Raesfeld wird nun doch gebaut. Nach einem passenden Namen wird noch gesucht.
Der offizielle Startschuss zum Bau fiel am Montagvormittag (5. Dezember) im Pfarrheim Raesfeld. Gut ein Jahr hat es gedauert. Doch nach dem Architektenwettbewerb für das neue Bürgerhaus in Raesfeld sind nun alle Pläne in „trockenen Tüchern“. Die Verträge und die Baugenehmigung gehen nun an den Kreis Borken.
Am Montag wurde das neue Bauvorhaben durch Bürgermeister Martin Tesing, Pastor Dr. Fabian Tilling, den Kirchenvorstandsvorsitzenden Georg Badurczyk und Heinz Nienhaus, der Architektin Charlot Otte und Thomas Vestrick von der Zentralrendantur Borken offiziell besiegelt.

Richtige Raumplanung für Raesfeld
„Das Raumprogramm war für mich neben den Kosten das wichtigste Ziel bei der Planung“, so die Architektin Charlot Otte vom Architektenbüro Hartig-Meyer-Wömpner aus Lüdinghausen. Die Entscheidung der Auslobung fiel bereits im September 2020, bei der sich acht Architekten beteiligt hatten.
„Wir haben jetzt das positive Signal aus Münster bekommen, dass wir mit dem Bau beginnen beginnen können“, freut sich Pastor Dr. Fabian Tilling.
Was aber soll nun gebaut werden? Dazu Fabian Tilling: „Wir bauen ein offenes Haus in Raesfeld, welches für jedermann zugänglich ist und als kirchliche, kommunale und zivilgesellschaftliche Einrichtung zur Verfügung stehen soll. Das neue Bürgerhaus wird ein wichtiger Beitrag zur Belebung des Raesfelder Ortskern leisten.“
Das „Forum der Begegnung“ in der Ortsmitte soll gleichermaßen religiösen und weltlichen Vereinen zur Nutzung zur Verfügung gestellt werden.

Corona hat neue Bedingungen geschaffen
Im Unterschied zur ursprünglichen Planung vor zwei Jahren wird es einige Änderungen geben. So verzichten die Planer auf eine Unterkellerung, um Kosten zu sparen. Dafür erhält das Haus rund 92 Quadratmeter mehr Fläche, als anfänglich geplant. Der allgemeine Bauplan habe sich zeitlich fast um ein Jahr durch Corona verzögert. Zudem habe Corona habe auch andere Bedingungen geschaffen, so Fabian Tilling.
Erdgeschoss wie geplant
Das Erdgeschoss bleibt, wie mit der Gemeinde abgesprochen und geplant, unverändert. Verzichtet wird auf einen großen Bürotrakt. Änderungen gibt es im Obergeschoss. Hier soll es drei Arbeitsplätze geben. Diese können unterschiedlich genutzt werden. Hinzu kommt ein Pfarrbüro. Das Büro im Pfarrhaus soll weiter genutzt werden. Das Foyer mit Nebenräumen im Erdgeschoss soll multifunktional nutzbar sein. Die erste Etage ist laut Charlot Otte so geplant, dass hier verschiedene Veranstaltungen stattfinden können. Die Räume werden dabei über eine Außentreppe erreichbar sein.
Gemeinde beteiligt sich anteilig an den Baukosten
Laut Kooperationsvertrag beteiligt sich die Gemeindeverwaltung an den Baukosten anteilig pro Quadratmeter am großen Saal sowie an den notwendigen Nebenräumen. „Fakt jedoch ist, dass der Saal nicht so groß geworden wäre, wenn sich die Gemeinde nicht daran beteiligt hätte“, so Thomas Vestrick. Mit Blick auf die Kosten äußerte sich aktuell weder die Kirchengemeinde, noch die Gemeinde. Dazu Heinz Nienhaus: „Die Finanzierung ist gesichert. Erst wenn die Zahlen stabil und gesichert sind, werden diese bekanntgegeben“.

Multiflexibel und behindertengerecht
Der große Saal mit einer Gesamtgröße von 185 Quadratmeter bietet insgesamt für 199 Menschen Platz. Aufgeteilt werden kann dieser in drei Räume von jeweils 76, 58 und 48 Quadratmeter für verschiedene Gruppen und Veranstaltungen. Eine Bühne für Theateraufführungen sei ebenfalls geplant, ebenso eine kleine Küche mit einer Durchreiche. Das ganze Haus ist komplett barrierefrei, mit einer frei zugänglichen und behindertengerechten Außentoilette, welche von der Klümperstraße aus erreichbar ist. Eine Nutzungsfläche von 230 Quadratmetern steht hier zur Verfügung.
Bürgerhaus in Raesfeld wurde an Dorfentwicklung angepasst
Das Bürgerhaus in Raesfeld sei ein Projekt, was für die Raesfelder sehr wichtig sei, so Tesing. Nach dem Wegfall von Epping habe die Verwaltung bereits seit 2014 nach einer Nachfolgemöglichkeit gesucht, die nach städtebaulichen Aspekten an die Dorfentwicklung angepasst werden kann, sagt Martin Tesing. Besonders die Lage sei neben den Blick auf die Kosten und der Barrierefreiheit für Menschen mit Handicap sehr wichtig gewesen.
Nach einem passenden Namen, der alles für ein „offenes Haus“ beinhalten soll, werde noch gesucht, so Pastor Tilling. Beispielsweise könnte es könnte es ein Name wie „St. Silvesterhaus Erle“ sein. Ein Name, der mittlerweile für jeden Bürger ein Begriff sei.
Rahmenbedingungen beschlossen
In der letzten Woche wurden die Rahmenbedingungen beschlossen. „Wir sind jetzt froh, dass nach all den Diskussionen – die Kirche zieht sich aus dem Immobiliengeschäft zurück – wir nicht betroffen sind“, ergänzt Tesing.
„Es gibt noch viele Vorbereitungen, aber wir möchten die beiden alten Häuser zeitnah abreißen lassen“, so Georg Badurczyk. Ein weiterer Schritt werde nun die Ausschreibung sein.

Ein offenes Haus
Seit 2016 waren sowohl die Politik als auch die Pfarrgemeinde bestrebt gewesen, gemeinsam und in Kooperation ein offenes Bürgerhaus in Raesfeld zu bauen.
Nach der Schwerter Erklärung sei durch die Kooperationsvereinbarung sowie der Regelung zwischen der Gemeinde Raesfeld und der Katholischen Kirchengemeinde St. Martin zur Nutzung der neuen Gemeinschaftseinrichtung ein neuer innovativer Weg beschritten worden, um den Menschen in der Region erreichbare staatliche, kommunale und kirchliche Angebote zu ermöglichen.
Schwerter Erklärung
Die Vereinbarung ist an durch diverse vertragliche Regelungen und Bedingungen abgesichert worden.
- So soll das Haus für alle kirchlichen und kommunale Angebote offen sein und für kirchliche und weltliche Veranstaltungen zur Verfügung stehen, unabhängig von Religionszugehörigkeit und Glaubensausrichtung.
- Zusätzlich konkretisiert wird, dass durch den Betrieb keine Konkurrenz zur Gastronomie entstehen darf, die Veranstaltungen also keinen privaten Charakter haben dürfen.
- Es darf keine Limitierung hinsichtlich der Anzahl der im Jahr durchgeführten Veranstaltungen festgelegt werden.
- Weiter festgelegt wurde, dass die Bewirtung durch vereinseigenes Personal zu erfolgen hat und keine monetären Gewinne erzielt werden dürfen.
- Die Vergabe der Räumlichkeiten werden durch den sogenannten Windhundprinzip erfolgen. Das „Forum der Begegnung“ muss für jedermann zugänglich gemacht werden.