Im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Hals in der Scheiße steckte dieses Rindvieh. Durch eine Lücke auf dem Stallboden brach das Rind in den Güllekeller ein und konnte nur mit Hilfe der Feuerwehr Raesfeld aus seinem unfreiwilligen Gefängnis am Ortwinsweg befreit werden.
Ebenfalls „unter Deck“ waren auch Landwirt Tünte und sein Sohn, die mit Hilfe eines Seils im Vorfeld versuchten, das Rindvieh dingfest zu machen. Einsatzleiter Klaus Ostendorf fand dieses Manöver der zwei Landwirte nicht besonders amüsant und schickte beide Helfer auf den schnellsten Weg aus dem Güllekeller.
Abgelöst wurden die Landwirte von zwei freiwilligen Helfern der Feuerwehr die mit Pressluftatmung ausgestattet waren. Bedingt durch die giften Gase die von der Gülle ausgehen, ist Atemschutz absolut erforderlich. Schnell konnte dem verwirrten Tier der Haken von der Seilwinde umgelegt werden. Erst dann ging es ganz langsam Richtung Freiheit.
Unverletzt, aber doch sichtlich leicht von den Dämpfen der Gülle betäubt brauchte das Rind einige Minuten, um wieder auf die Beine zu kommen.
Eine Dusche für Mann und Vieh war dann höchstwahrscheinlich nötig, denn das Parfüm roch doch sehr streng.
Warum sind Gülledämpfe gefährlich?
Im Flüssigmist leben Mikroorganismen, die unter Ausschluss von Sauerstoff (anaerob) die organischen Bestandteile im Flüssigmist abbauen. Bei diesem Vorgang entstehen die Schadgase Schwefelwasserstoff (H2S), Kohlendioxid (CO2), Ammoniak (NH3) und Methan (CH4). Folgende Gefahren gehen von diesen Gasen aus:
● Schwefelwasserstoff (H2S): Es ist ein hochgiftiges Gas. In geringsten Konzentrationen riecht es übel, wie nach faulen Eiern. Schwefelwasserstoff ist farblos, brennbar und etwas schwerer als Luft.
● Kohlendioxid (CO2): Hohe Gehalte in der Atemluft sind gefährlich. Ab einer Konzentration von 6 % besteht die Gefahr der Bewusstlosigkeit, noch höhere Konzentrationen sind tödlich. Kohlendioxid ist farblos, geruchlos und schwerer als Luft und nicht brennbar.
● Ammoniak (NH3): Das Einatmen reizt und verätzt die Schleimhäute und Augen. Konzentrationen ab 1,5 bis 2,5 g/m3 Luft wirken bereits nach 30 – 60 Minuten tödlich.
● Methan (CH4): Es ist ein farbloses, geruchloses und brennbares Gas. Mit Luft bzw. Sauerstoff kann es hochexplosive Gemische bilden. Methan ist leichter als Luft.
Schwefelwasserstoff und Kohlendioxid sind schwerer als Luft und sammeln sich nach ihrer Entstehung in den Gruben und Kanälen der Ställe oder in sonstigen Vertiefungen. Die meisten tödlichen Unfälle durch Güllegase sind auf die Wirkungsweise von Schwefelwasserstoff zurückzuführen (mehr zu diesem Thema auf Land und Forst).
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