Pünktlich zum Beginn zeigte sich der Himmel von seiner besseren Seite – als hätte jemand den Sonnenschalter rechtzeitig umgelegt.
So konnte am Mittwochabend in Erle ganz offiziell gefeiert werden: das Richtfest für das neue Dorfgemeinschaftshaus, das künftig unter dem Namen „HUB Erle“ zum Treffpunkt mit Kneipe und Restaurant werden soll.
Die Bürgergenossenschaft Erle zelebrierte gemeinsam mit Gästen, Handwerkern und Unterstützern einen wichtigen Meilenstein – inklusive symbolisch „geklautem“ Sparren, Zimmermannsspruch und einem guten Schuss Lokalstolz.

Der Himmel öffnete seine Schleusen – und dann die Sonne
Noch bis kurz vor Beginn goss es wie aus Eimern. „Fast wie eine Segnung von oben“, meinte Pastor Dr. Fabian Tilling, der ebenfalls vor Ort war. Doch pünktlich zur Eröffnung riss der Himmel plötzlich auf – und ließ die Sonne über dem Gelände am ehemaligen Gasthof Brömmel-Wilms scheinen. Im Hintergrund ragte der Kirchturm von St. Silvester wie eine Kulisse aus dem Bilderbuch.

Balken weg – und wieder da
Ohne Sparren kein Richtfest. Das dachten sich wohl auch die Erler Schützen und griffen zu einem alten Brauch: Der symbolische Balken war plötzlich verschwunden. Ganz so aufwendig wie sonst wurde die Suche allerdings nicht gestaltet.
Die ehemaligen Schützenkönige und ihr Kaiser Manfred Gerbersmann überreichten den „gestohlenen“ Balken kurzerhand gegen eine alkoholische Auslöse. Der wurde dann traditionell von den Zimmermännern am Dachstuhl befestigt. „Aber ich sag mal so: Das haben sich unsere Erler Könige schon fein ausgedacht“, kommentierte Arno Brömmel augenzwinkernd.

Erinnerungen, Dank und ein stiller Moment
Brömmel, Aufsichtsratsvorsitzender der Bürgergenossenschaft Erle eG., begrüßte die Gäste – darunter zahlreiche Ratsmitglieder – mit einer persönlichen Ansprache. Besonders bewegend war seine Erinnerung an einen Unterstützer der ersten Stunde: „Ich möchte einen nicht vergessen: Herbert Meier.
Er war ein Freund und Enthusiast dieses Projekts.“ Gemeinsam hätten sie damals sogar ein ähnliches Haus besichtigt. Meier ist leider inzwischen verstorben, doch seine Spuren blieben, so Brömmel. Die Gäste gedachten ihm mit einem stillen Moment.

„Wir haben es geschafft“ – Rückblick und Ausblick auf dem Dach
Ex-Bürgermeister Andreas Grotendorst und Vorsitzender der Bürgergenossenschaft ließ es sich nicht nehmen, auf dem Dach des HUBs ein paar sehr persönliche Worte zu sagen. Mit Blick auf das Projekt und seine Entwicklung erklärte er: „Das ist ein ganz besonderer Moment, heute hier stehen zu dürfen.
Als wir vor fünf Jahren angefangen haben, war das ein Traum. Vor drei Jahren haben viele gesagt: Das schafft ihr nie. Und vor einem Jahr haben wir uns selbst gefragt: Schaffen wir das wirklich? Heute wissen wir: Wir haben es geschafft.“
Dann wurde er ernst – und auch ein wenig stolz: „Alle Genossen, die sich hier eingebracht haben, sind nicht nur Unterstützer. Sie sind Pioniere. Gründer. Denn ein Projekt dieser Größenordnung, getragen von einer Bürgergenossenschaft, gibt es in Deutschland kein zweites Mal.“ Grotendorst betonte auch , dass die Umsetzung ohne die tatkräftige Hilfe des Prokuristen Peter Stöbel kaum möglich gewesen wäre.
„Peter ist unser Feuerwehrmann. Immer wenn’s irgendwo gebrannt hat – bei Kosten, bei Plänen, bei Genehmigungen – hat er einen Eimer genommen und gelöscht. Und das meistens mit einer Idee, auf die sonst keiner gekommen wäre.“

Mit einem Augenzwinkern ergänzte er: „Wenn etwas teurer wurde – und irgendwas wird ja immer teurer – dann hat Peter wieder irgendwo einen Stein umgedreht und plötzlich war Geld da. Ich weiß nicht, wie er das macht, aber ich will’s auch gar nicht wissen.“
Zum Abschluss wandte sich Grotendorst wieder an die Gäste: „Ich habe nur eine Bitte: Seid heute Abend vernünftig – aber habt auch richtig Spaß. In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen schönen Festtag!“

Ein Haus für Erle – und darüber hinaus
Auch Bürgermeister Martin Tesing fand klare Worte zum Richtfest – und zu dem, was der HUB für die Gemeinde bedeutet: „Was hier entsteht, ist mehr als nur ein Gebäude. Es ist ein Haus für Erle, ein Ort für Begegnung, Gemeinschaft und Zukunft“, sagte Tesing vor den zahlreich versammelten Gästen. „Ich freue mich wirklich sehr, dass wir hier heute gemeinsam stehen – und dass das, was lange geplant wurde, nun sichtbar Form annimmt.“

Er richtete seinen Dank besonders an die Menschen hinter dem Projekt: „Mein Dank geht an alle, die hier mitgezogen haben: die Bürgergenossenschaft, die Handwerker, die Planer, der Gemeinderat – und nicht zuletzt die vielen Bürgerinnen und Bürger, die durch ihren Anteil an der Genossenschaft gezeigt haben, dass ihnen ihr Dorf nicht egal ist.“
Dann wurde der Bürgermeister auch ein wenig nachdenklich: „Es wäre leicht gewesen, zu sagen: Das ist zu groß, das ist zu schwierig. Aber Erle hat Mut bewiesen. Und heute sehen wir: Es hat sich gelohnt.“

Was das Gebäude für die Zukunft bedeute, brachte Tesing auf den Punkt: „Dieses Haus wird nicht nur ein Ort zum Essen und Trinken – es wird ein Treffpunkt für alle Generationen. Ein Zentrum im besten Sinne.
Und es wird ein Ort sein, der von den Menschen lebt, die ihn mit Leben füllen.“ Abschließend lobte er den zügigen Fortschritt: „Ich bin beeindruckt, wie schnell das alles gegangen ist. Und ich bin sicher: Das hier wird noch viele schöne Geschichten schreiben.“

„Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell geht“
Johannes Böckenhoff, ehemaliger Hofbesitzer und Betreiber der benachbarten Kornbrennerei, verfolgte den Baufortschritt mit großem Interesse – und sichtlich Freude. „Natürlich freue ich mich“, sagte er.
„Wir konnten den Platz zur Verfügung stellen – und dass hier so schnell gebaut wird, ist wirklich stark.“ Ob er mit einem so raschen Ablauf gerechnet habe? Böckenhoff lachte: Ehrlich gesagt nicht. Aber so wie das aussieht, ist das ja fast schon komplett.“
Seine Begeisterung war spürbar – nicht nur als Nachbar, sondern als Erler, der sieht, wie viel Gemeinschaftssinn in diesem Projekt steckt. „Das passt zu unserem Dorf. Und ich finde es schön, dass so viele Leute mit anpacken.“

Nägel, Korn und ein kleines bisschen Zielsicherheit
Den Abschluss des offiziellen Teils bildete – wie es sich für ein zünftiges Richtfest gehört – das feierliche Einschlagen der Nägel. Zimmermann Max Eckold hatte zuvor den Richtspruch gesprochen, dann durften auch Andreas Grotendorst, Bürgermeister Martin Tesing und Prokurist Peter Stöbel zum Hammer greifen.
Ob nun jeder Schlag sein Ziel fand, ist nicht überliefert – wohl aber, dass jeder daneben gegangene Hieb mit einem „geistigen Getränk“ aus der Erler Kornbrennerei geahndet wurde.

Mit Richtsprüchen, Schnapsgläsern und jeder Menge Applaus endete der festliche Teil, bevor der Abend fließend in geselliges Beisammensein überging. Vor dem Gasthof Brömmel-Wilms wurde der improvisierte Biergarten schnell zum Mittelpunkt des Dorffestes.
Bei kalten Getränken, Bratwurst vom Grill und guter Musik wurde weitergefeiert – bis weit in die Nacht hinein. Und wenn man so manchem Lachen glauben durfte, waren es nicht nur die Nägel, die an diesem Abend tief saßen – sondern auch die Freude über das, was hier in Erle gemeinsam geschaffen wurde.

Das hier wird noch viele schöne Geschichten schreiben
Bürgermeister Martin Tesing