Fehlfunktionen der Spieltischelektronik machten Restauration nötig
Erle. Tief ertönen die Pfeifen der Breilorgel oben im Kirchenschiff der St. Silvesterkirche in Erle. Ein leises Piano, dicht gefolgt vom lauten Fortissimo durchbricht die Stille der Kirche. Zartklingende Töne bis hin zur kräftigen Stimme der Kirchenorgel sind zu hören. Die Restauration der Kirchenorgel ist vollbracht.
Die Königin der Kircheninstrumente in Erle hat eine Restauration hinter sich. Ein technischer Defekt in der Orgel brachte alles ins Rollen. In der Vergangenheit kam es immer häufiger zu Fehlfunktionen der Spieltischelektronik.
4096 Speicherkombinationen auf vier Ebenen
Ein angepasster Brandschutz und der Ausbau der Spielelektronik war nötig, erklärt Kirchenmusiker Thomas Harnath aus Erle und weiter: „Anstelle von Handregistern und zwei freien Kombinationen mit eher eingeschränkten Möglichkeiten verfügt das neue System jetzt über 4096 Speicherkombinationen auf vier Ebenen. Diese kann ich mit einem Schlüssel personenbezogen codieren“. Heißt: Kein anderer kann das von ihm eingespielte Stück vor dem Gottesdienst versehentlich verändern.

Foto: Marie-Therese Gewert
Schließlich ist Thomas Harnath nicht der einzige, der hier an der Orgel sitzt und probt. Nach längerer Vorbereitungszeit restaurierten das Instrument die Orgelbaufirma Fleiter aus Münster mit Firmenchef Eberhard Hilse und Orgelbauer Stefan Reider. Vieles erfolgte in Handarbeit. Passgenau angefertigte Bretter, Lötungen für jedes einzelne Teil auf vier Ebenen.
Neuintonation des Pfeifenwerkes nach Restauration
Darüber gab es kleinere Umbauten im Orgelfuß: „Diese ermöglichen jetzt einen besseren Zugang zur Stromversorgung der Orgel bei Wartungsarbeiten“, meint der Organist weiter. Um das Werk zu vollenden, erfolgte bei der Restaurierung abschließend eine Neuintonation des Pfeifenwerks: „Jede der knapp 1500 Pfeifen wurde überprüft und der Klang auf den Raum der Silvesterkirche ausgerichtet.“

Foto: Marie-Therese Gewert
Dafür kamen die Pfeifen mit nach Münster. Da jede Kirche ihren eigenen Raumklang und Nachhall hat, werden die Pfeifen speziell darauf angepasst. In der kleineren Kirche in Erle ist der Nachhall geringer als beispielsweise in Raesfeld. Thomas Harnath hört den feinen Unterschied des Klangcharakters der Orgel sofort.
Repertoire kann um moderne Stücke erweitert werden
Durch den Umbau hat sich für Thomas Harnath im Orgelspiel einiges vereinfacht: Einzelne Knöpfe sind beim Spielen schnell erreichbar. Einen gewissen Part übernimmt die Orgel selbst. Dadurch kann er sich mehr aufs Spielen an sich konzentrieren.

Foto: Marie-Therese Gewert
Ein weiterer Vorteil ist die Vielseitigkeit der Breilorgel nach den Arbeiten. Ihr Repertoire beschränkt sich nun nicht mehr nur auf die alten Stücke. Es kann um moderne Stücke erweitert werden. Wo der Organist vorher noch Unterstützung brauchte, richtet er das Ganze jetzt als „One-Man-Show“.
Radiologe als Kirchenmusiker
Thomas Harnath machte seine Passion zum Zweitberuf, übt drei bis viermal die Woche. Hauptberuflich arbeitet der 41-Jährige als Radiologe.
Eingeweiht hat die Orgel kürzlich Ulrich Grimpe aus Münster, Orgelbausachverständiger und Leiter des Referats Kirchenmusik, in einer kleinen Vesper. Er begutachtete das Instrument zuvor und riet zur Orgelrenovierung.
Die Arbeiten dauerten rund vier Wochen. Aufgrund von Corona zelebrierte man die Einweihung im Kleinen. Wer das Gesicht der Orgel kennen lernen möchte: In regelmäßigen Abständen gibt es innerhalb der Sonntagsgottesdienste Werke von Johann Sebastian Bach, Präludien, Fantasien, Toccaten und Fugen zu hören.