Raesfeld 2030 – Gute Konzepte für die Zukunft. Gut besucht war am Mittwochabend der Raesfelder Ratssaal, als es um die Neugestaltung der Raesfelder Ortsmitte ging.
Im Detail wurde bei der Bürgerversammlung ein erster Entwurfsplan vorgestellt, der die umfangreiche Umgestaltung des Kirchplatzes, der Borkener Straße und der dortigen Bushaltestelle, des Platzes am zukünftigen Drogeriemarkt Rossmann auf dem Epping-Gelände, des Froschbrunnenplatzes und des Parkplatzes an der Borkener Straße vorsieht. Diese Maßnahmen sollen in den nächsten Jahren bis Ende 2027 in vier Teilabschnitten umgesetzt werden.
Zentrale Plätze im Fokus
Die Planungen konzentrierten sich am Mittwoch auf drei zentrale Plätze: den Froschbrunnenplatz, den Kirchplatz mit angrenzendem Parkplatz, den neuen Parkplatz am zukünftigen Martinus Haus sowie auf das Umfeld vor dem geplante Rossmann-Gebäude (ehemals Epping).
Was unter anderem die Gestaltung des Froschbrunnen- und Kirchplatzes anbelangt, seien diese Planung nichts neues, sondern bereits seit 2013 in Arbeit, erklärte Bürgermeister Martin Tesing. Nun sollen jedoch insbesondere die Ideen und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger berücksichtigt werden. Auch die Kirchengemeinde habe ihre Hilfe bei der Planung angeboten.
Bürgerbeteiligung und Diskussion
Vor allem die zukünftige Parkplatzsituation auf dem Froschbrunnenplatz sorgte am Ende für Diskussionen. Ziel der Umgestaltung sei es, die Aufenthaltsqualität durch den Wegfall der Parkplätze zu erhöhen. Bauamtsleiter und Projektleiter Bernd Roters betonte, dass die vorgestellte Planung nur ein erster Entwurf im Rahmen des städtebaulichen Rahmenkonzeptes sei. Um eine 50-prozentige Förderung zu erhalten, müsse dieser nun zeitnah eingereicht werden.
Abschied vom Kopfsteinpflaster
Ein Beispiel für die geplanten Veränderungen ist der Austausch des Kopfsteinpflasters auf dem Froschbrunnenplatz durch roten Klinker. Eine Entwässerungsrinne und taktile Streifen wie auf dem Kirchplatz in Erle sollen integriert werden. Das sei nicht nur behindertengerechter, sondern auch typisch für Raesfeld und füge sich gut in das Ortsbild ein, erklärte Roters. „Das kommt auch dem gesamten Ortsbild sehr nahe und schließt sich in der Farbe den anderen Bereichen an“, so Roters.
Umgestaltung der Borkener- und Weseler Straße
Die Borkener Straße wird im Bereich der Kirche, im Abschnitt zwischen Marbecker- und Alexanderstraße, durch einen Grünstreifen geteilt und zu einer Tempo-20-Zone umgestaltet. Die beiden Bushaltestellen werden einheitlich gestaltet. Außerdem sollen hier Fahrradboxen aufgestellt werden.
Bereich Rossmann
Auch der neue Rossmann-Markt wird sich dem Ortsbild anpassen. So sei der Eingang von der Weseler Straße aus geplant. Dieser Bereich soll eine Fußgängerzone mit hoher Aufenthaltsqualität – insbesondere im Sommer – werden, z.B. durch ein integriertes Café oder eine Eisdiele. In diesem Bereich an der Weseler Straße sollen zwei neue Kurzzeitparkplätze entstehen. Der Fußgängerüberweg wird geringfügig verlegt.
Umgestaltung des Froschbrunnenplatzes ab 2025
Die neue geplante Borkener Straße und die damit verbundene Verkehrssicherheit sorgten für Bedenken bei einigen Raesfeldern. Bernd Roters versicherte, dass die Fahrbahn trotz der Grünstreifen noch breit genug für LKWs sei. Elisabeth Lindenhahn fragte nach einem Radweg entlang der Borkener Straße, worauf Roters erklärte: „Auf einen zusätzlichen Radweg oder Radfahrstreifen müssen wir verzichten, weil die Breite dafür nicht mehr ausreicht. Da es sich aber um eine Tempo-20-Zone handelt, wird die Unfallgefahr für Radfahrer deutlich reduziert“.
Einige Bürger äußerten auch die Befürchtung, dass größere Fahrzeuge wie Amazon-Lieferwagen nicht mehr ausreichend Platz für die Durchfahrt hätten. Tesing betonte jedoch, dass die meisten Lkw aus dem Gewerbegebiet Raesfeld kämen und vor allem morgens ortsauswärts und nachmittags wieder ortseinwärts fahren würden.
Weitere Details und Anregungen
Die Ampelanlage an der Borkener Straße soll durch zwei Zebrastreifen ersetzt werden. Aufgrund des hohen Schwerlastverkehrs wird auf roten Klinker verzichtet und der gewohnte graue Straßenbelag beibehalten. „Der rote Klinker würde uns durch den Schwerlastverkehr nach wenigen Wochen um die Ohren fliegen“, so der Bauamtsleiter.
Diskussion um Parkplätze
Manuel Happe, Geschäftsführer des Einrichtungs- und Modehauses Hetkamp, äußerte starke Bedenken gegen den Wegfall der Parkplätze auf dem Froschbrunnenplatz. Er befürchtet negative Auswirkungen auf sein Geschäft und die anderen Geschäfte in diesem Bereich. Die Parkplätze seien für das Modegeschäft wichtig. „Wenn unsere Kunden, die hauptsächlich von außerhalb kommen, hier nicht mehr parken können, würde es uns das Genick brechen“, so Happe.
Georg Bleker, Inhaber des benachbarten Sanitärbetriebs, betonte, er habe tagtäglich die Situation vor Augen und festgestellt, dass auf dem Platz nur wenige Menschen zu sehen seien. Jedoch kämen viele Besucher mit dem Auto und frequentierten die umliegenden Geschäfte. Seiner Meinung nach sei der Verzicht auf Parkplätze dort „nicht förderlich für den Einzelhandel“.
Tesing betonte dazu: „Bei der ersten Planung mit Bürgerbeteiligung 2018 stand die Aufenthaltsqualität im Ortskern mit mehr Freiraum für Fußgänger im Vordergrund. Heute heißt es, es gebe zu wenig Parkplätze.“
Oliver Czichowski, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Raesfeld-Erle, erkundigte sich in diesem Zusammenhang, ob Kunden auch weiterhin entlang der Weseler Straße parken könnten. Bernd Roters entgegnete: „Das bleibt wie gehabt.“
Eine Bürgerin war der Meinung, dass auf dem Froschbrunnenplatz ganz auf Parkplätze verzichtet werden sollte.
Verkehrsanalyse Februar 2022
Vier konkrete Maßnahmen sollen umgesetzt werden:
- Froschbrunnenplatz in Verbindung mit dem Kirchplatz bis 2026
- Kirchplatz bis Ende 2025
- Borkener Straße Teilabschnitt, in Verbindung mit dem Kirchplatz in 2026
- Weseler Straße Teilstück in Abstimmung mit Straßen NRW
- Dorstener Straße Teilabschnitt in Abstimmung mit Straßen NRW
Das weitere Vorgehen
Am 21. August findet eine zweite Bürgerversammlung statt. Anregungen zum Ausbau können die Bürgerinnen und Bürger bis zum 5. August 2024 online auf der Seite der Gemeinde oder bei Baumamtsleiter Bernd Roters direkt vor Ort abgeben. Die Beschlussfassung über die Planentwürfe erfolgt am 23. September im Rat.
Die Planentwürfe sind auf der Internetseite der Gemeinde Raesfeld einsehbar.
Ausblick und Förderung
Die Gemeinde Raesfeld plant auf Grundlage des 2018 erstellten Dorfentwicklungskonzeptes die Neugestaltung des Ortskerns. Einige Maßnahmen sind bereits umgesetzt worden. Nach der Bürgerbeteiligung am 24.07.2024 und der Einarbeitung der Verbesserungsvorschläge soll im September ein Förderantrag bei der Bezirksregierung Münster gestellt werden. Die Verwaltung hofft auf eine Förderung in Höhe von 50 % der Gesamtkosten.