Martin Tesing ist designierter Bürgermeisterkandidat der CDU. Muss ein Bürgermeister auch im gleichen Ort wohnen?
Diese Frage stellten wir dem Bürgermeisterkandidaten der CDU Martin Tesing. Noch nicht gewählt und schon wirft die Kandidatur von Martin Tesing erste Fragen auf.
Vorweg gesagt: Es gibt keine Residenzpflicht für einen Bürgermeister. Dennoch sollte er die Gemeinde gut kennen. Wie Martin Tesing.
Seit nun gut zehn Jahren ist Martin Tesing, wohnhaft in Weseke, in der Gemeinde als Kämmerer und Erster Beigeordneter tätig.
Obwohl er nicht in Raesfeld lebe, habe er es in dieser Zeit nie als Nachteil empfunden, nicht vor Ort zu leben. „Es wird definitiv nicht an fehlender Präsens liegen, wenn ich nicht im Ort wohne. Wenn etwas anstehen sollte, wie beispielsweise besondere Anlässe und Versammlungen, bin ich, wie in den vergangenen zehn Jahren auch, natürlich da“, fügt Tesing hinzu. Außerdem müsse er, wie er sagt, ja erst noch gewählt werden. „Noch bin ich nicht Bürgermeister“.
Vorteile
Darüber hinaus sehe Tesing auch Vorteile darin, dass er, falls er überhaupt als Bürgermeister gewählt werde, nicht im Ort wohne. Ein Grund dafür sei, dass es mittlerweile in Nachbargemeinden Diskussionen darüber gebe, wenn ein Bürgermeister zu sehr im örtlichen Vereinsleben eingebunden sei, es dadurch zu Interessenkollisionen führen könne.
Und weiter: „Was bringt dem Raesfelder Bürger das an mehr Qualität oder was hätte jeder einzelne davon, ob ich nun im Ort wohne oder nicht?“, fragt Tesing.
Anders zu bewerten sei, so räumt der Erste Beigeordnete ein, wenn jemand aus einer anderen Stadt käme, der noch nie in Raesfeld war, sich, ohne die Menschen zu kennen, sprichwörtlich ‚jungfräulich‘ hier als Bürgermeister bewerben möchte. „In den letzten zehn Jahren habe ich viele Einblicke in das Gemeindeleben bekommen und schon den einen oder anderen Bürger kennengelernt. Wichtig für mich ist, dass ich so ein Stück mehr Unabhängigkeit habe und dadurch Entscheidungen neutraler und objektiver betrachtet werden können. Das ist für mich ein ganz wichtiges Argument“.
Für Tesing sei klar, dass das Amt des Bürgermeisters ein Volltimejob ist. Außerdem identifiziere er sich voll und ganz mit der Gemeinde. „Sonst würde ich das nicht machen“, so Tesing.
Die Empfindung des Kandidaten in allen Ehren, aber die Empfindungen der Raesfelder Bürger sind doch wohl wichtiger. Und hier glaube ich, ohne ein großer Prophet zu sein, dass es ein Nachteil für einen ersten Bürger der Gemeinde ist, nicht auch in der Gemeinde seinen Lebensmittelpunkt zu haben. Dies empfinde ich sehr wichtig für die gesamte Sensorik, auch des Amtes. Nur wenn man 24 Stunden, bei Tag und Nacht, mit seiner Familie den Puls der Gemeinde fühlt, kann man auch die Bedürfnisse der Gemeinde wahrnehmen und diese vertreten.
Auch wenn es faktisch keine gesetzliche Residenzpflicht gibt, so gibt es diese sehr wohl als ungeschrieben Regel. Aber auch das ist eine Frage der Sensorik, diesmal der inneren.
Ich finde es sehr fraglich, ob man nach 10 Jahren im Dorf, noch irgendetwas „objektiver“ beurteilen kann, nur weil man seinen Wohnsitz woanders hat. Irgendwie ist man ja schon eingeordnet und sich seine Meinung gebildet.