„Wer vorwärts aussteigt, der fliegt durch!“ 16 Männer nehmen in dieser Woche bei Heermann Abbruch in Gescher-Hochmoor an einem ganz besonderen Lehrgang teil: sie werden geprüfte Abbruchbaggerfahrer.
Köln (pd). Im Mittelpunkt: das Thema Sicherheit – und das technisch-fachliche Know-how.
„Wer vorwärts aussteigt, der fliegt durch, nur damit das klar ist!“, Heinz Ehrmann meint es sehr ernst. Der 69-jährige Fachdozent für Abbruch und Baumaschinen im Hoch- und Tiefbau leitet diese Woche den Lehrgang zum sogenannten Geprüften Abbruchbaggerfahrer in Gescher-Hochmoor auf dem Gelände der Firma Heermann Abbruch.

Gefahren auf der Baustelle
Er weiß, was alles schiefgehen kann, wenn auf der Baustelle nicht ordentlich gearbeitet wird. „Die größte Gefahr besteht darin, dass man sich selbst oder die Kollegen verletzt – und wenn im Abbruch nicht mit Sachkenntnis gearbeitet wird, kann es sehr gefährlich werden: man muss die Statik genau kennen, damit nicht zum Beispiel plötzlich eine Seitenwand auf die Straße fällt.“
Auch dass bei einem Abbruch einer Wand plötzlich ein Aktenschrank oder ein Schreibtisch hinterherflog, hat der gelernte KFZ-Meister schon erlebt. Und schon beim Ausstieg aus dem Bagger kann es schon zu heftigen Verletzungen kommen, wenn Baggerführer sich nicht an die Regel halten, rückwärts auszusteigen. „Ich habe da Unfälle gesehen, abgerutscht vom Trittbrett, da war die ganze Haut vom Schienbein abgezogen, also es passieren sehr viele Unfälle beim Be- und Entsteigen von Maschinen.“

Richtiges Aussteigen aus dem Bagger
Für den 22-jährigen Andreas Noll aus Alfeld an der Leine erst mal ungewohnt, sich ganz umzudrehen, bevor er aussteigt – gerade bei dem kleinen Bagger, an dem er gerade übt: „gar nicht so einfach, wenn man jetzt nicht richtig schlank ist“. Aber: er sieht es ein, sicherer ist es auf jeden Fall.
32 Menschen kamen im Jahr 2021 bei Unfällen auf Abbruchbaustellen und bei Renovierungen ums Leben, 42.865 wurden verletzt, so die BG Bau – dem will die DA Service GmbH als Tochter des Deutschen Abbruchverbandes e.V. mit ihren Lehrgängen entgegenwirken.

Thema Sicherheit
Die DA Service GmbH bietet u.a. Lehrgänge zum Geprüften Abbruchbaggerfahrer und zum Geprüften Longfrontbaggerfahrer an.
Gerade das Thema Sicherheit komme auf Abbruchbaustellen oft zu kurz, so Heinz Ehrmann, deshalb wird es diese Woche mit den Teilnehmern intensiv besprochen. Weitere Themen: Wie fahren Bauarbeiter mit dem Bagger im öffentlichen Straßenverkehr und wie bekomme ich gerade größere Bagger sicher auf einen Tieflader.
Und: Wie wechselt man die sogenannten Anbaugeräte zum Beispiel von einem Baggerlöffel zu einer Schere sicher, schnell und materialschonend, denn hier können für die Arbeitgeber große Kosten entstehen. Eine Abbruchschere kostet mehrere 10.000 Euro, je nach Größe, und ein sachkundiger Umgang mit dem Gerät vermeidet Beschädigungen und damit Ausfall an der Baustelle.
Baggerfahrer aus ganz Deutschland
16 Baggerfahrer zwischen 21 und Mitte 50 sind aus ganz Deutschland zum Lehrgang angereist. Allerdings dürfen nur Baggerfahrer teilnehmen, die mindestens 3 Jahre Praxiserfahrung haben und deren Arbeitgeber im Deutschen Abbruchverband e.V. (DA) Mitglied und bei der BG Bau versichert sind. Dafür wird die Schulung der DA Service GmbH vom Deutschen Abbruchverband e.V. und von der BG Bau bezuschusst.

Zertifikat des Geprüften Abbruchbaggerfahrers
Der Lehrgang endet mit einer theoretischen und praktischen Prüfung. Nur wer besteht, bekommt das Zertifikat des Geprüften Abbruchbaggerfahrers, das von der DA Service GmbH, dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) und dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) und der BG Bau ausgestellt wird. Allerdings ist es noch keine Voraussetzung, um im Abbruch arbeiten zu dürfen.
Besondere Fähigkeiten und Kenntnisse
Aber: gerade für den Abbruch von Gebäuden sind besondere Fähigkeiten und Kenntnisse nötig, so Dozent Heinz Ehrmann. Der Vorteil des Zertifikats: Bei öffentlichen Ausschreibungen wird es zunehmend verlangt. Im Falle eines Unfalls beweist es zudem der Berufsgenossenschaft, dass der Baggerführer geeignet und geschult ist, die Maschine zu führen.
Weitere Informationen auf: www.deutscher-abbruchverband.de