Warum ist Karfreitag eigentlich so still? Für Christinnen und Christen auf der ganzen Welt gehört dieser Tag zu den wichtigsten im Kirchenjahr.
Er erinnert an das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz – ein zentrales Ereignis des christlichen Glaubens. Überall auf der Welt wird Karfreitag begangen, doch oft sehr unterschiedlich: mal in Stille, mal in großen Prozessionen. Was alle verbindet, ist die Botschaft von Trauer, Hoffnung – und Besinnung.

Der stille Feiertag in Deutschland
In Deutschland ist Karfreitag gesetzlich als stiller Feiertag geschützt. Öffentliche Feiern, Tanzveranstaltungen oder laute Musik sind untersagt. In den Kirchen finden schlichte Gottesdienste statt – ohne Glockengeläut, oft ohne Orgel, manchmal in fast völliger Stille. Die biblische Passionsgeschichte wird gelesen, das Kreuz steht im Mittelpunkt der Liturgie. In vielen Gemeinden werden auch symbolische Kreuzwege gegangen oder einfache Andachten gehalten.
Rituale und Bräuche weltweit
Auch in anderen Ländern wird Karfreitag intensiv begangen – teils mit eindrucksvollen Ritualen:
Philippinen
Gläubige nehmen an Passionsspielen teil, manche lassen sich sogar tatsächlich ans Kreuz schlagen. Diese dramatische Form der Buße ist umstritten, zeigt aber, wie tief die religiöse Verbundenheit in manchen Regionen geht.
Spanien
In Andalusien sind die Semana Santa-Prozessionen weltberühmt. Männer in traditionellen Gewändern tragen schwere Heiligenfiguren durch die Straßen, begleitet von Trommeln und Bläsern. Emotion und Glaube gehen hier Hand in Hand.
Italien
In Rom findet am Karfreitag der „Via Crucis“ statt – ein Kreuzweg unter freiem Himmel am Kolosseum. Der Papst selbst leitet diese feierliche Zeremonie, die Millionen Menschen weltweit verfolgen.
Großbritannien
Dort sind es eher stille Gedenkzüge – sogenannte Walks of Witness –, bei denen Christinnen und Christen schweigend durch die Straßen gehen, um an das Leiden Jesu zu erinnern.
Mexiko
In Mexiko zählt das Passionsspiel von Iztapalapa bei Mexiko-Stadt zu den größten religiösen Laienaufführungen weltweit. Tausende Menschen wirken mit, um das Leiden Christi nachzustellen – ein Fest des Glaubens mit tiefer gesellschaftlicher Bedeutung.

Kanada – Karfreitag in Toronto
Auch in Toronto, der größten Stadt Kanadas, wird Karfreitag öffentlich begangen – besonders im Stadtteil „Little Italy“. Dort versammeln sich jedes Jahr Hunderte zur großen Prozession Celebrating our Faith and Heritage. Die College Street West wird zur Bühne des Glaubens, wenn Gläubige gemeinsam an das Leiden und Sterben Jesu erinnern. Toronto beherbergt rund 600.000 Menschen italienischer Herkunft – die größte italienische Gemeinschaft außerhalb Italiens. Karfreitag ist hier nicht nur religiöses Gedenken, sondern auch Ausdruck kultureller Identität.
Zwischen Trauer und Hoffnung
Karfreitag ist kein Tag der Festlichkeit, sondern des Innehaltens. Doch er steht nicht allein. Denn mit dem Ostersonntag folgt die Botschaft der Auferstehung – die Hoffnung auf neues Leben. Diese Verbindung von Tod und Neubeginn macht Karfreitag so besonders: still, ernst, aber auch voller Trost.