Hohe Integrationsquote
Münsterland (pd). 2017 war ein erfolgreiches Jahr für die fünf Jobcenter des Münsterlandes. Die Arbeitslosenquote im Bereich Grundsicherung für Arbeitssuchende sank in der Region im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozentpunkte auf durchschnittlich 2,8 Prozent und erreichte zum Jahresende sogar einen historischen Tiefstand.
Insgesamt waren im Jahresdurchschnitt rund 26.000 Menschen im Münsterland als arbeitslos im Rechtskreis SGB II gemeldet. Das sind 5,1 Prozent aller Betroffenen in NRW. Damit schneide das Münsterland im landesweiten Vergleich sehr gut ab, betonen die Leitungen der Jobcenter.
Viele Integrationen in Arbeit
Ursächlich für diese positive Entwicklung sei die anhaltend gute wirtschaftliche Entwicklung, die auch die Unternehmen im Münsterland beflügele und zu einer starken Nachfrage nach Fachkräften führe, so Thomas Ostholthoff, Vorstand des jobcenter Kreis Steinfurt. Davon profitieren natürlich auch die Jobcenter der Region.
So gelang es im vergangenen Jahr, über 15.000 Menschen aus dem SGB II-Bezug wieder in Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln. „Unsere Integrationsquote lag mit durchschnittlich 25 Prozent mehr als zwei Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt“, bilanziert Ostholthoff zufrieden.
Die hohe Anzahl erfolgreicher Integrationen sei ein Beleg für die gute Arbeit der Fachleute der münsterländischen Jobcenter, so Thomas Bleiker, Leiter des Jobcenters Kreis Coesfeld. Sicherlich sei es ein großer Vorteil, dass sie aus der Region kommen, Land und Leute kennen und in allen Orten und Stadtteilen präsent sind.
Ein weiteres Erfolgsgeheimnis der Jobcenter und deren hohe Vermittlungsquote: Sie haben sich als verlässliche Ansprechpartner in der Region etabliert. „Ich weiß aus zahlreichen persönlichen Gesprächen, dass ihre Arbeit von der hiesigen Wirtschaft sehr geschätzt wird“, lobt Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales im Land NRW.
Karin Ostendorff, Leiterin des Jobcenters Kreis Borken, betätigt: „Wir profitieren bei unserer Arbeit natürlich von dem gesunden Branchenmix und den vielen familiengeführten mittelständischen Unternehmen, die sich unserer Region verpflichtet fühlen und mit denen wir gut und eng zusammenarbeiten.“
Jungen Menschen Perspektiven geben
Auch junge Menschen konnten im Münsterland an der prosperierenden Arbeitsmarktsituation teilhaben. Während die Jugendarbeitslosigkeit in NRW bei 5 Prozent lag, weist sie im Münsterland mit 2,7 Prozent den geringsten Wert in Nordrhein-Westfalen auf.
„Durch eine Integration in Ausbildung schaffen wir nachhaltige Perspektiven für junge Menschen und geben eine wesentliche Grundlage, nicht auf die Grundsicherung für Arbeit angewiesen zu sein“, betont Ralf Bierstedt, Leiter des Jobcenters der Stadt Münster.
Alleinerziehende profitieren
Besonders erfreulich in diesem Zusammenhang ist die gute Integrationsquote von Alleinerziehenden im Münsterland. Sie liegt mit 21,4 Prozent fast drei Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt. Diese Gruppe weist im Vergleich zum Rest der Bevölkerung eine überproportional hohe SGB II-Hilfequote auf, sowohl im Land NRW als auch im Münsterland.
So setzt sich in der Region jede fünfte Bedarfsgemeinschaft aus Alleinerziehenden mit Kindern zusammen. „Ein Grund für diese hohe Hilfequote ist natürlich die besondere Herausforderung, vor der Alleinerziehende stehen, Erziehungsaufgaben und Einkommenserwerb miteinander zu vereinbaren – und zwar ohne Hilfe durch einen Partner“, erläutert Dr. Ansgar Seidel vom Jobcenter Kreis Warendorf. Umso erfreulicher, dass es zunehmend besser gelinge, diese Personengruppe in Arbeit zu vermitteln.
Die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften
Trotz dieser insgesamt sehr guten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ist die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften in 2017 gestiegen und lag im Jahresdurchschnitt bei 45.372 im Münsterland. Das sind 3,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Dies ist auf die vermehrte Einmündung von Personen im Kontext von Fluchtmigration in den Rechtskreis SGB II zurückzuführen.
Ihr Anteil an den Arbeitslosen im Bereich der Grundsicherung liegt mit 16,4 Prozent im gesamten Münsterland 6,8 Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt. Dementsprechend ist auch die Zahl der Regelleistungsbezieher im Vergleich zum Vorjahr um 6,3 Prozent auf durchschnittlich 89.208 Personen angewachsenen.
Ohne diesen flüchtlingsbedingten Anstieg wäre die Zahl der Bedarfsgemeinschaften im Münsterland zum Jahresende um rund 6.200 Haushalte geringer ausgefallen und läge insgesamt bei zirka 38.000. Dies entspräche in etwa dem Niveau von 2011.
„Daraus wird ersichtlich, dass wir den ursprünglichen Bestand an Bedarfsgemeinschaften deutlich verringern konnten und sich die Erhöhung der Bedarfsgemeinschaften durch den Rechtskreiswechsel der geflüchteten Menschen erklären lässt“, so Susanne Lökes vom Jobcenter Kreis Borken.
Integration von Flüchtlingen
Der vermehrte Zuzug von Flüchtlingen stellt die Jobcenter des Münsterlandes vor besondere Herausforderungen. Es besteht ein großer Bedarf an Alphabetisierungs-, Integrations- und Deutschkursen. Den Jobcentern gelinge es aber zunehmend, geflüchtete Menschen in Arbeit zu vermitteln, so das gemeinsame Fazit der Jobcenter-Leitungen.
So konnten im vergangenen Jahr über 1.900 Flüchtlinge eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufnehmen, nicht wenige davon in Ausbildung.
Gute Aussichten
Für das Jahr 2018 seien die Aussichten ebenfalls erfreulich. „Mehr als 500 Unternehmen aus dem Münsterland beurteilen ihre Geschäftslage als gut, das ist laut Aussage der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen der höchste Zufriedenheitswert seit 1990“, zitiert Dr. Seidel.
Mehr als ein Drittel der Betriebe möchte zusätzliches Personal einstellen. „Wir gehen daher auch in diesem Jahr von einer hohen Integrationsquote im Bereich SGB II aus“, führt er weiter aus. Somit habe auch die Personengruppe geflüchtete Menschen zunehmend bessere Chancen auf nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt.