Zwei Frauen, eine Idee und ein Laden voller Schuh-Träume
Schermbeck. Wenn Männer zum gemeinsamen Halali ausrufen, ihren Dackel Richtung Beute jagen und – ganz nebenbei – über Stöckelwild ihre Scherze machen, dann… ja folgen die Herren der Schöpfung ganz und gar ihrem Jagdtrieb. Schier unzähmbarem Jagdtrieb sind jetzt auch zwei Schermbeckerinnen erlegen. Und sie wollen die gesamte Frauenwelt der Region mitreißen. Anke und Edda Tebartz eröffnen als Quereinsteiger eine außergewöhnliche Schuhboutique. Der Name: Stöckelwild. Das Motto: „Don´t dream it, be it…“
Wenn der Jäger über Stöckelwild spricht, dann meint er nicht das erlegte Wildschwein, dann spricht er von schönen Frauen. Wenn Frauen über Stöckelwild sprechen, dann geht es nicht um Männer, dann geht es um eine neue Schuhboutique, die Anfang Juli in Schermbeck eröffnet.
Frauen. Schuhe. Träume. Anke und Edda Tebartz aus Schermbeck sind da keine Ausnahme. Sie lieben Schuhe. Sie träumen von Schuhen. Sie möchten am liebsten alle haben. Vor allem die mit „Stöckel“. Immer schon träumten die zwei Frauen davon, ihr Faible für Mode und Schuhe zum Beruf zu machen. Für viele Menschen bleiben Träume für immer Träume. Nicht aber für die zwei Quereinsteigerinnen. Unter dem Motto „Don’t dream it, be it“ wagen die Ladies in Schermbeck an der Mittelstraße 90 jetzt den Sprung in die Selbstständigkeit.
Mut, Einsatz, Ehrgeiz und Fleiß sind die Begriffe, die die Schermbeckerinnen seit Monaten rund um die Uhr begleiten. Neben allen anderen Herausforderungen des Alltags: Partner, Kinder, Haushalt, Band & Co. All das nimmt schon reichlich Zeit ein. Wie kommt man als Frau dann auf die Idee, auch noch – „mal eben so nebenbei“ – eine eigene Existenz zu gründen?
„Alles begann damit, dass sowohl Anke als auch ich arbeitslos wurden“, berichtet Edda Tebartz. „Im Nachhinein allerdings sind wir glücklich, dass Arbeitsplätze gestrichen und wir somit die Chance für einen Neuanfang bekamen. Die jetzige Arbeit macht uns einfach so viel mehr Spaß.“
Arbeitslosigkeit, aber auch Schicksalsschläge waren für die zwei Frauen schließlich die Basis, sich einen Traum zu erfüllen. „Wir sind beide Hardrockfans“, lacht Anke Tebartz. „Wir können aber auch ganz und gar Tussi sein. Und so tendierten wir immer Richtung Schuhe und Taschen… und dann kamen viele Zufälle auf einmal.“ Ein fantastisches Ladenlokal tat sich auf und das unmittelbar neben der Apotheke von Eddas Bruder. Und dann schloss sich ein Besuch der Existenzgründermesse in Essen im September vergangenen Jahres an. Mit einem Schmunzeln verraten die Schermbeckerinnen: „Wir hatten wirklich Ahnung von nichts, aber wenn wir eines konnten, dann quatschen. Wir haben ‚Jans und Franz’ angesprochen, dabei zahlreiche Kontakte geknüpft, unseren Charme spielen lassen – und stießen so auch auf die perfekten Partner in Sachen Warenbeschaffung.“
Mit einer gesunden Portion kaufmännischem Wissen ging’s weiter. Über die Arge sicherten sich die Frauen den Gründungszuschuss. Und im Rahmen der Existenzgründerseminare erstellten sie den Business-Plan, um bei der Bank vorsprechen zu können. Edda Tebartz: „Die Teilnahme an dem Seminar war ein Muss, aber ohne überheblich klingen zu wollen, für uns war sie weitgehend eine Lachpille. Wer sich selbstständig machen will, der sollte schon 1 und 1 zusammen zählen können, oder?!“
Ihre Stöckelwild-Idee wollten die zwei Ladies schon mit Sekt begießen. Aber irgendwie kam etwas dazwischen. Auch die, wie sie sagen, „zweite Gründung“ in Sachen patentrechtliches Sichern des Firmennamens sollte mit dem Sprudelbräu begossen werden… klappte auch nicht. „Zur Modenschau am 17. Juni ab 19 Uhr im KulturBahnhof Niederrhein Hamminkeln und zur Eröffnung am 1. und 2. Juli in Schermbeck allerdings soll der Sekt endlich fließen“, lachen die zwei Existenzgründerinnen. „Wenn’s dann auch nicht klappt mit der Blubberbrause, dann werden wir echt sauer!“
Seit Februar 2011 stecken die zwei Damen der Altersklasse knapp Ü40 voll und ganz in der heißen Phase. „Familie, Hof managen, eine Ladiesband, die irgendwann bestimmt mal berühmt wird, Ladeneinrichtung, Ware, Marketing, Schlagzeug üben, Auftritte und dem kleinsten Tebartz den eigenständigen Klobesuch beibringen… – das alles und noch viel mehr gehört seither zu meinem Tag“, sagt Edda Tebartz. Die paar freien Minuten, die dann noch bleiben, können durchaus auch mal ein paar Sorgenfalten ins Gesicht treiben. Investitionssumme im oberen fünfstelligen Bereich… „Da kann einem manchmal ganz schön schummerig werden“, sagt Anke Tebartz. Was dann hilft? Die Schermbeckerin bringt’s auf den Punkt: „Wir sind uns da ganz sicher – Schuhe gehen immer!“
Und damit das in Zukunft auch in Schermbeck so ist, setzen die Frauen auf außergewöhnliche Ideen. „Wir setzen auf schöne und ausgefallene Schuhe, tragbar und bezahlbar“, so die Tebartz-Frauen. Wer Prada wünsche, fahre eh nach Düsseldorf. Doch wer zugleich auf Erlebnis setze, der sei bei „Stöckelwild“ genau richtig. „Lieferservice, Gemütlichkeit, Prosecco, Wunschtermine, Schuhpartys, ausgefallene Marketingaktionen, Platzhirsch-Ecke, an alles ist gedacht“, so die Unternehmerinnen.
Platzhirsch-Ecke? Moment mal! „Auch an die Männer haben wir gedacht“, sagt Anke Tebartz, „während ihre Frauen in Ruhe durch das ausgesuchte Angebot stöbern, können die in einer extra eingerichteten Platzhirsch-Ecke entspannen.“ Und Stöbern ist hier wirklich ausdrücklich erlaubt und auch schlecht zu unterdrücken: Paco Gill, Cliptoes, Chinese Laundry, Fernando Berlin… Bekannte Labels sind hier zu finden. Und dazu reichen die Damen coole Handtaschen und Accessoires.
Viele Hürden haben die Neugründerinnen bislang genommen. Und so manches Mal mussten sie doch ein wenig ärgern, wie Edda Tebartz verrät: „Es gibt so viele geile und schöne Schuhe und wir können sie nur deswegen nicht kaufen, weil die Einkäufer grauhaarige Typen zwischen 55 und 66 sind, die nur an Bequemschuhe denken und Null Ahnung von Mode und Trends haben.“ Doch die zwei Mütter befinden sich mitten auf der Zielgeraden, sind mit viel Spaß, Liebe und Passion dabei – und lassen sich auf den letzten Metern in die Selbstständigkeit auch nicht mehr ausbremsen. „Wir sind Powerfrauen, die nicht die Hände in den Schoß legen, Kaffee trinken und in 20 Jahren sagen müssen: Hätten wir’s doch damals gemacht“, ist sich das Tebartz-Duo einig. „Lebe Deinen Traum und träume nicht Dein Leben – denn das Leben könnte kürzer sein, als Du denkst….und ich weiß wovon ich rede, nachdem ich vor fünf Jahren meinen Sohn beerdigen musste“, so Edda Tebartz.
INFO:
Die Jagdsaison beginnt: Stöckelwild feiert am 1. Juli von 11 bis 18 Uhr sowie am 2. Juli von 10 bis 14 Uhr an der Mittelstraße 90 in Schermbeck Eröffnung mit Lounge-Musik.