Was gut läuft soll nicht geändert werden – Klimaschutz soll weiterhin ohne Klimaschutzmanager/in in der Hand der Raesfelder Verwaltung bleiben
Die Fraktion Bündnis 80/Die Grünen stellte einen Antrag für die Einstellung eines Klimaschutzmanagers und der zeitnahen Umsetzung einer Vollzeitstelle an die Verwaltung. Das wird ein Thema in Ratssitzung am 28. Juni sein.
Wenn es jedoch nach Bürgermeister Martin Tesing geht, dann sollte von einem Klimaschutzmanager abgesehen werden, aber der bisher beschrittetene Weg in Raesfeld hinsichtlich Klimaschutz- Klimaschutzkonzept weiter forciert werden. Beispielsweise durch eine interne Arbeitsgruppe „Klimaschutz“. Gleichzeit jedoch stimmt Martin Tesing dem Leitgedanken der Grünen „Global denken – lokal Handeln“ ohne „Umschweife“ zu.
Deshalb steht zur Beschlussvorlage bei der nächsten Ratsitzung am 28. Juni auf der Tagesordnung, dass die Verwaltung ein Klimaschutzkonzept mit Unterstützung eines Beratungsbüro erstellt. Zur Umsetzung von Klimaschutzprojekten im kommunalen Umfeld möchte die Gemeindeverwaltung Fördermittel beantragen und 30.000 Euro außerplanmäßig dafür bereitstellen.
Dringlichkeit ist unbestritten
Der Grund dafür liege, so Tesing auf der Hand. „Das Thema Klimaschutz ist in der Gemeinde Raesfeld nicht neu. Auch die Dringlichkeit ist unbestritten“. Untermauert wird dies dadurch, dass die Verwaltung in den vergangenen Jahren in Sachen Klimaschutz nicht untätig gewesen sei und den Lippenbekenntnissen auch Taten hat folgen lassen.
So hat die Gemeinde Raesfeld bereits Anfang der 2010er Jahre einen Großteil der Mittel aus dem Konjunkturpaket II in Höhe von 302.000€ in die energetische Sanierung ihres Gebäudebestandes investiert und damit einen wichtigen nachhaltigen Schritt zur Umsetzung der Pariser Klimaschutzziele zu einem Zeitpunkt geleistet als diese überhaupt noch nicht festgelegt waren.
Klimaschutzziele 2030
Parallel hierzu wurde von der gemeindlichen Gebäudewirtschaft ein Energiecontrolling aufgebaut, jährlich fortgeschrieben sowie dem Rat regelmäßig vorgestellt. Darüber hinaus wurden die Notwendigkeit des Klimaschutzes, insbesondere auch im integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept „Raesfeld 2030“ unter Beteiligung der Bürger festgestellt und Klimaschutzziele definiert. Hier habe die Verwaltung mit ihrer grundsätzliche Ausrichtung der kommunalpolitischen Klimapolitik nicht zuletzt auch aufgrund diverser Anträge der CDU-, UWG-und Bündnis90/DieGrünen-Fraktionen gehandelt.
Als direkte Folge ist seinerzeit die Gemeinde dem vom Kreis Borken und der Wirtschaftsfördergesellschaft des Kreises Borken initiiertem Projekt „ÖkoProfit“ beigetreten. Dies wurde im Jahre 2020 erfolgreich abgeschlossen.
Klimaschutz ohne Klimaschutzmanager vorangetrieben
Damit jedoch nicht genug. Alleine in diesem Jahr sind bzw. folgende klimaschutzunterstüzende Maßnahmen vom Rat beschlossen worden und: „Dies alles ohne Klimaschutzkonzeptmanager und ohne Belastung der Haushaltskasse“, so Bürgermeister Tesing.
Baumpflanzungen Im Frühjahr wurden über 280 zusätzliche heimische Bäume an verschiedenen Stellen auf dem gesamten Gemeindegebiet entsprechendden Vorgaben des Landschaftsplanes gepflanzt(Kosten:129.000€).
Sukzessive Erneuerung der Straßenbeleuchtung Die Straßenbeleuchtung wird seit 2016 sukzessive auf eine energiesparende LED-Beleuchtung umgestellt. So wurde diese allein in diesem Jahr bereits in den Straßen Freiheit, Schulstraße und Heideweg46 Leuchten erneuert (Kosten 15.000€).
Entsiegelung von Flächen: Im Zuge der Sanierungsmaßnahme am Südring wurde im Bereich des Karpfenteiches der Gehweg entfernt und Grünflächen angelegt. Des Weiteren werden bei der Sanierung des Schulhofes der Julia Koppers Gesamtschule zusätzliche Grünflächen im Schulhof angelegt.
Installation von Photovoltaikanlagen Auf den Dächern des Rathauses, der Julia-Koppers-Gesamtschule sowie der Zweifach Sporthalle Raesfeld wurden Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von ca. 218 kWp installiert. Hinzu kommen Stromspeicher im Rathaus und der Sporthalle mi teiner Kapazität von ca. 155kWh (Kostenca.359.000€).
Energetische Sanierung: Ferner wurde die energetische Sanierung des Dachstuhls der Julia-Koppers-Gesamtschule abgeschlossen (Kosten243.000€).
Aufforstung Gemeindewald: Im Gemeindewald am Schulten Matt wurden auf einer Fläche von 1,5 Hektar 550 Stieleichen-und 330 Rotbuchensetzlinge das 5 Hektargroße Areal aufgeforstet (Kosten3.000€).
Ausschreibung eines Klimapreises: Zusammen mit der Westenergie wurde in diesem Jahre ein Klimaschutzpreis für die gemeindlichen Schulen ausgeschrieben (Förderpreis1.000€).
Seminare Solarenergie: In Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk Raesfeld wurden zweikostenlose Informations-veranstaltungen für Raesfelder Bürger zum Thema „Photovoltaik und Stromspeicher–Solarstrom Tag und Nacht nutzen“ durchgeführt. Beide Veranstaltungen waren mit jeweils 60 Teilnehmern ausgebucht.
Weitere Klimaschutzaktivitäten aufeinander abstimmen
Für die Zukunft gilt es laut Tesing, weiterhin eine Vielzahl von bevorstehenden Klimaschutzaktivitäten aufeinander abzustimmen und die Klimafolge ganzheitlich für die Gemeinde Raesfeld in den Blick zu nehmen. Insofern sei dem Antrag der Fraktion Bündnis90/DieGrünen auf Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes nach Auffassung der Verwaltung unbedingt zuzustimmen.
Jedoch müssen Klimaschutzkonzepte laut Förderrichtlinien bestimmte Mindestanforderungen enthalten wie unter anderem kurz-, mittel- und langfristige Ziele und Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasen auf oder eine Empfehlung für ein geeignetes Instrument zum Managment und Controlling.
Verwaltung spricht sich gegen Klimaschutzmanager aus
Getreu dem Motto „Wir machen Klimaschutz selber“, spricht sich die Verwaltung gegen die Einstellung eines Klimaschutzmanager aus. Der Grund: Ob sich diese Förderrichtlinien mit Hilfe eine Klimaschutzmanagers sachgerecht und effektiv umsetzen lassen, dürfe auch mit Blick auf die Erfahrungen in anderen Gemeinden, zumindest bezweifelt werden.
Alleine was die Anforderungen und Qualifikation eines Klimamanager betreffe wie bzw. Verwaltungserfahrung, Kenntnisse im Baurecht, Marktkenntnisse über Energieträger oder Kenntnisse im Klimaschutz und Naturschutzrecht sowie Kommunikationsfähigkeit, müsse dieser, um alle Punkte zu erfüllen, schon die Qualifikation einer „eierlegenden Wollmilchsau“ mitbringen, ergänzt Tesing.
Kosten von mehr als 30.000 Euro
„Und dies mit einen auf zwei Jahre zeitbefristeten Arbeitsvertrag“. Darüber hinaus würde ein Klimaschutzmanager der Gemeinde bei einem Eigenanteil rund 30.000 Euro kosten zuzüglich der Sachkosten wie Büromöbel, Raumkosten oder EDV-Ausstattung. Dieser Eigenanteil könnte, so die Auffassung der Verwaltung, effizienter für die Vergabe von Einzelauträgen an externe Dienstleister ausgegeben werden.
Interne Arbeitsgruppe eingerichtet
Vor diesem Hintergrund sei Anfang diesen Jahres eine fachbereichsübergreifende interne Arbeitsgruppe, bestehend aus fünf Mitgliedern und federführend des Bürgermeisters, eingerichtet: Markus Büsken (Erster Beigeordneter), Stefan Bröker (Fachabteilung Gebäudewirtschaft, zertifizierter Klimaschutz- und Flächenmanager), Daniel Knufmann (Zentrale Förderstelle) und Norbert Altrogge (Fachbereich Ordnung, Projektleiter „Öko-Profit).
Mit dieser wichtigen organisatorischen Maßnahme, so die Auffassung der Verwaltung, sei gewährleistet, dass die notwendige fachbereichsübergreifende Abstimmung für dieErstellung eines Klimaschutzkonzeptes sicher gestellt ist und diese zu einer zeitnahen Konzipierung führt.