HUB Erle – Restaurant, Café, Bar: Die Bürgergenossenschaft „Wir in Erle“ hat auf ihrer 3. Generalversammlung am Dienstagabend entscheidende Weichen für die Zukunft des Dorfgemeinschaftshauses gestellt. Christian Lipfert ist der neue Pächter für die geplante Dorfkneipe, Simon Ende soll Küchenchef werden.
An dem Versammlungsabend fanden sich rund 420 Genossen und Genossinnen im Festzelt an der Marienthaler Straße ein. Neben den Berichten des Vorstands und den turnusmäßigen Aufsichtsratswahlen wurde insbesondere die Pächterfrage für die neue Dorfkneipe mit Spannung erwartet.
Trotz einiger Rückschläge in der Vergangenheit durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine und ein Minus in der Kasse, statt anfänglich 1.539.000 Euro Kassenbestand nun aktuell 1.479.000 Euro, haben die Genossen einstimmig für die Fortführung des Projekts gestimmt. (Weitere Zahlen und Fakten auf der Homepage: Wir-In-Erle.de)
Vergrößerung des Aufsichtsrats und Wahlen
Nach dem Bericht des Vorstands über die Geschäftsjahre 2020, 2021, 2022 und Vorlage der Jahresabschlüsse und Vorschläge zur Ergebnisverwendung und dem Bericht des Aufsichtsrats und dem Geschäftsbericht standen die turnusmäßigen Wahlen zum Aufsichtsrat an.
Die Wahlen des Aufsichtsrats führen zur Erweiterung des Gremiums um drei weitere Mitglieder. Bestehende Mitglieder Arno Brömmel, Johannes Böckenhoff, Anne Grunewald und Christiane Sender wurden einstimmig wiedergewählt. Neu hinzugekommen sind Hermann Josef Grewing, Ulrike heidermann und Gurmej Singh.
Existenz des Dorfprojekts auf dem Prüfstand
Die Dorfgemeinschaft stand vor einer entscheidenden Frage: Würde das Projekt der Dorfkneipe mit gezeichneten Anteile à 300 Euro in Höhe von rund 1,74 MIO. Euro fortgeführt oder ad acta gelegt? Laut Oliver Göttlich, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, haben insbesondere die Pandemie und der Krieg in der Ukraine das Vorhaben und der Ausfall des ersten potenziellen Pächters 2022 belastet und finanzielle Verluste verursacht. Kein Bau ohne Pächter. „Bis 2022 sah alles noch gut aus. Bedingt durch den Krieg in der Ukraine mit der Folge von enorm höheren Baukosten und kein Pächter, haben sich viele unserer Genossen große Gedanken über die Zukunft des Projektes gemacht“, so Oliver Göttlich.
Überlegungen zur Pächtersuche und Gastronomiekonzept
Besonders was die Suche nach einem neuen Pächter anbelangt, haben sich der Vorsitzende Andreas Grotendorst und Oliver Göttlich in den vergangenen Monaten viel Gedanken gemacht. „Das ging nicht von heute auf morgen“, betonte Grotendorst.
Zudem habe man Alternativpläne in Erwägung gezogen, sollte sich kein neuer Pächter finden, so Grotendorst weiter. Laut Grotendorst sei Erle ein Ort, der eine Vielzahl von Attraktionen für Menschen aus der näheren Umgebung und von hier aus biete. „Nicht nur die Femeiche und die Kornbrennerei Böckenhoff ziehen Gäste an; auch die Nähe zu Raesfeld und seinem Schloss sei ein Faktor, der jährlich viele Besucher anlockt“, erläuterte er. Deshalb sei es ein ganzheitliches Gastronomiekonzept, das auf drei Säulen basiere – Außengastronomie, Veranstaltungssaal und ein spezieller Saal für Brennereigäste – unerlässlich. „Ein Gastwirt kann derzeit nicht mehr allein mit einer Kneipe überleben“, fügte Grotendorst hinzu.
Zukunftspläne des neuen Pächters und Küchenchefs
Mit dem neuen Wirt und seinem Küchenchef kann der Erfolg für ein neues Dorfgemeinschaftshaus nun weitergeschrieben und vorangetrieben werden. Christian Lipfert (37 J.), plant gemeinsam mit seinem Küchenchef Simon Ende, die Gastronomie des Ortes neu zu gestalten und zu einem Knotenpunkt für Erle zu machen. „’Wir in Erle‘ haben mir eine Aufgabe gegeben, Marketing für Erle und für euch zu machen“, sagte Lipfert.
Zusammenhalt, Tradition und Heimatgefühl
Simon Ende, der sich als „echter Erle Junge“ bezeichnet, betont die Bedeutung der Dorfgemeinschaft und Traditionen. „Wir müssen im Dorf etwas erhalten, was etwas ganz Besonderes ist“, so Simon Ende. Für ihn sei es essenziell, das Besondere des Ortes aufrechtzuerhalten und fortzuführen. „Wichtig in so einer kleinen Struktur wie in Erle sind der Zusammenhalt, die Tradition und das Heimatgefühl. Das möchte ich wiederbeleben, respektive am Leben erhalten, im Anschluss daran, was der Gasthof Brömmel-Wilms geschaffen hat“, fügte Ende hinzu, der seit viele Jahre als Koch bei Arno Brömmel tätig ist.
Zukunft für Erle aktiv gestalten
Unser Ziel ist nicht, den Status quo zu bewahren, sondern die Zukunft für Erle aktiv zu gestalten, genau wie ihr es auch anstrebt. Sonst wären wir heute nicht alle hier“, erklärte der neue Pächter Lipfert. In einer Präsentation www.Hub-Erle.de legte Lipfert dar, wie diese Vision verwirklicht werden soll.
Lipfert, gelernter Koch und derzeit als Mediengestalter tätig, plant, vielfältige Angebote aus einer Hand anzubieten. Dies reicht von digitalen Buchungen für Brennereiführungen und Hochzeiten bis hin zu Terminvergaben für den Veranstaltungssaal.
Dorfgemeinschaftshaus hat einen Namen – HUB Erle
Der Name des neuen Gemeinschaftshauses HUB Erle (HUB gesprochen HAP) soll ein Treffpunkt für alle Menschen im Dorfkern sein. Bekannt aus dem Kontext der Glasfaser-Digitalisierung, steht HUB für die Verbindung von Netzwerkknoten. „Das wird unser zentraler Ort in Erle sein, eine Drehscheibe, an der Verbindungen zusammenlaufen und wir uns alle treffen können“, so Lipfert.
Oliver Göttlich fügte hinzu: „Dies ist ein Projekt, das das gesamte Dorf einbezieht und uns für die nächsten Jahre vernetzen wird.“
Weitere Schritte: Pächtersituation, Bausituation und Beschlussfassung
Wie geht es nun mit dem Projekt weiter? Angesichts eines finanziellen Verlusts von etwa 14 Euro pro Anteil stand die Zukunft des Vorhabens zur Diskussion. Die Genossen haben sich jedoch einstimmig dafür entschieden, die Ausschreibungsunterlagen zu erstellen und den Ausschreibungsprozess einzuleiten. „Erst nach der Ausschreibung werden wir die tatsächlichen Kosten kennen“, erläuterte Grotendorst.
Die Abstimmung unterstrich das starke Gemeinschaftsgefühl in Erle; Ohne Enthaltungen wurde dem Antrag zugestimmt.
Weitere Anteile mit Absichtserklärung können gezeichnet werden
Um die gestiegenen Finanzierungskosten bewältigen zu können, bietet sich nun für alle Genossen, auch für neue, die Möglichkeit, bis zum 15. Januar 2024 weitere Anteile mit Absichtserklärung zu zeichnen. Die dafür notwendigen Formulare sind in der Gaststätte Brömmel-Wilms sowie bei der Volksbank Raesfeld und Erle erhältlich.
Nach dieser Ankündigung zeigten sich bereits einige Genossen motiviert, erneut in den Startlöchern zu stehen und weitere Anteile zu erwerben.
Finanzierung – konstruktive Vorschläge von den Genossen
Um die Finanzierung des Projekts weiter voranzutreiben und die Kosten nach Möglichkeit so gering wie möglich zu halten, gab es zahlreiche konstruktive Vorschläge von den Genossen. Ein Ansatz bestand darin, dass sich Firmen oder Handwerker mit Dienstleistungen unterhalb des aktuellen Marktwerts einbringen könnten, was als effektive Möglichkeit zur Kostensenkung angesehen wird.
Motiviert weiterzumachen
Arno Brömmel schlug zusätzlich vor, im nächsten Jahr ein Konzert mit den Erler Jägern im Festzelt zu organisieren, um Spenden zu sammeln. Arno Brömmel zeigte sich spontan großzügig und kündigte an, ein 200-Liter-Fass Bier zu spenden. Seine Begründung: „Ich bin motiviert weiterzumachen.“
Zuvor hatte auch sein Neffe Fabian Schwering von Eintracht Erle den Vorschlag eingebracht, eine sportliche, unbürokratische Veranstaltung in Form eines Sponsorenlaufs zu organisieren. Dies würde nicht nur zur Finanzierung beitragen, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl im Ort stärken.
Erleichterung und Danke
Das ausgeprägte Maß an Zusammenhalt, das an diesem Abend zu spüren war, überraschte nicht nur die Anwesenden. Sowohl Grotendorst als auch Göttlich gaben übereinstimmend an, mit mehr Widerstand und Konfrontation seitens der Genossen gerechnet zu haben. Die Erleichterung über den harmonischen Verlauf der Versammlung und den starken Gemeinschaftssinn, gemeinsam in Erle etwas Positives für das Dorf zu bewirken, war beiden deutlich anzusehen. Und ja, selbst der Name „HUB Erle“ kam am Ende bei den Bürgergenossen gut an.
Andreas Grotendorst betonte in seinem Schlusswort: „Das sind alles hervorragende Ideen, die den Zusammenhalt in der Gemeinschaft weiter festigen. Ihr seid engagierte und bemerkenswerte Genossen. Wenn wir am Ende des Projekts auf etwa 600 Genossen blicken und das erreichte Ergebnis sehen, werden wir alle wissen, warum wir uns heute so eingesetzt haben.“
Geplanter Spatenstich
Wenn alles nun so klappt, wie sich Aufsichtsrat und der Vorstand es sich erhoffen, könnte laut Grotendorst und Göttlich der Spatenstich für das neue Dorfgemeinschaftshaus bereits im April, Mai 2024 erfolgen.
Sollte alles gemäß den Erwartungen von Aufsichtsrat und Vorstand verlaufen, könnten nach Angaben von Grotendorst und Göttlich die Bauarbeiten für das neue Dorfgemeinschaftshaus bereits im April oder Mai 2024 beginnen.