Beim „Forum Artenvielfalt und Kulturlandschaft“ in Borken stand der gezielte Einsatz der Blutbär-Raupe im Mittelpunkt. Fachleute diskutierten praxistaugliche Lösungen für den Umgang mit dem giftigen Jakobskreuzkraut – mit Blick auf Naturschutz, Landwirtschaft und Tiergesundheit.
Austausch zu einem drängenden Problem
Kreis Borken. Wie lässt sich das zunehmend problematische Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea) naturschonend eindämmen? Mit dieser Frage beschäftigte sich das fünfte „Forum Artenvielfalt und Kulturlandschaft“, zu dem die Stiftung Kulturlandschaft Kreis Borken gemeinsam mit dem Fachbereich Natur und Umwelt eingeladen hatte. Über 60 Teilnehmende aus Landwirtschaft, Naturschutz, Kommunen und Fachinstitutionen folgten der Einladung ins DRK-Zentrum in Borken.
Blutbär-Raupe als biologische Lösung
Im Mittelpunkt stand ein Vortrag von Andreas Frahm, Landwirt aus Schleswig-Holstein. Er berichtete aus über zehn Jahren praktischer Erfahrung mit der Blutbär-Raupe (Tyria jacobaeae), einem heimischen Schmetterling, dessen Raupen fast ausschließlich Jakobskreuzkraut fressen. Frahm zeigte auf, wie sich die Tiere gezielt ansiedeln lassen und welche Bedingungen für eine wirksame Bekämpfung notwendig sind – ganz ohne chemische Mittel.

Diskussion und Besichtigung vor Ort
Im Anschluss diskutierten die Teilnehmenden konkrete Fragen zur Flächenauswahl, Pflegekonzepten und Wirksamkeit der Methode. Am Nachmittag ging es auf zwei stark betroffene Flächen: in das Naturschutzgebiet „Burlo-Vardingholter Venn“ bei Burlo und ins „Kuhlenvenn“ in Gescher. Gemeinsam mit dem Referenten bewerteten sie die dortige Situation und besprachen mögliche Anwendungsmöglichkeiten auf extensiv genutztem Grünland.
Natürliche Prozesse für Kulturlandschaften nutzen
Bernd Garvert, Geschäftsführer der Stiftung Kulturlandschaft Kreis Borken, betonte die Bedeutung solcher Ansätze: „Das Jakobskreuzkraut ist vielerorts ein echtes Problem – besonders da, wo Landwirtschaft, Naturschutz und Tierhaltung zusammentreffen. Der gezielte Einsatz des Blutbären zeigt, wie sich natürliche Prozesse sinnvoll nutzen lassen.“ Die Stiftung prüft nun Modellprojekte zur weiteren Erprobung im Kreisgebiet.
Forum als Plattform für Zusammenarbeit
Das Forum wurde von vielen Beteiligten als wertvoller Ort für fachlichen Austausch gelobt. Vertreterinnen und Vertreter aus Umweltverbänden, Landwirtschaft, Kommunen und biologischen Stationen kamen ins Gespräch, knüpften Kontakte und entwickelten erste Ideen für mögliche Kooperationen. Die Stiftung will das Format weiterführen und künftige Themen aus der Praxis aufgreifen.
Hintergrund: Jakobskreuzkraut gezielt eindämmen
Das Jakobskreuzkraut ist giftig für Weidetiere und breitet sich vielerorts rasant aus. Die Raupen des Blutbären gelten als vielversprechender biologischer Gegenspieler. Durch gezielte Förderung der Tiere kann das Kraut eingedämmt werden – ohne negative Auswirkungen auf andere Arten oder das Ökosystem.
Hintergrund: Forum Artenvielfalt und Kulturlandschaft
Mit dem Forum bieten der Kreis Borken und die Stiftung Kulturlandschaft regelmäßig Raum für Information, Austausch und Vernetzung zu Themen rund um Biodiversität und Kulturlandschaftspflege. Ziel ist es, Akteure aus verschiedenen Bereichen zusammenzubringen und gemeinsame Lösungen zu entwickeln.