Kindergarten des Kreises setzt auf heilpädagogische Angebote / An den kommenden beiden Sonntagen stehen die Türen für interessierte Familien offen
Kreis Borken (pd). Wenn er sich um Roy kümmern kann, ist Justus in seinem Element. Mit Schubkarre und Schaufel saust der Fünfjährige dann über die Weide des weißen Ponys am Heilpädagogischen Kindergarten des Kreises in Borken. Dass es dem kleinen Wallach gut geht, dafür fühlt sich Justus verantwortlich. „Diese Aufgabe gibt ihm viel Selbstvertrauen“, sagt seine Mutter Nadine Zimmermann. Körperlich ist der Sohn der Velenerin topfit, aber besonders im sprachlichen Bereich macht er langsamer Fortschritte als seine Altersgenossen.
Deshalb haben seine Eltern ihn vor drei Jahren in Borken-Gemen angemeldet. 23 Kinder besuchen zurzeit die Einrichtung des Kreises an der Mozartstraße 27. Sie alle erhalten vor Ort eine individuelle Förderung. Die Gruppen sind mit maximal acht Kindern deutlich kleiner als in Regelkindergärten. Zusätzlich kommt eine Vielzahl von Therapeuten in die Einrichtung, um die Kinder vor allem im sprachlichen und motorischen Bereich zu fördern. Diese Möglichkeiten haben auch Martina Heßing aus Reken überzeugt. Ihr fünfjähriger Sohn Jonathan ist stark schwerhörig. „Die Kleingruppe ist für ihn ganz wichtig, er hat sich hier wahnsinnig entwickelt“, sagt sie.
Wie Justus ist auch Jonathan gerne mit Pony Roy unterwegs. Direkt gegenüber kann der Kindergarten eine Weide und einen Stall nutzen, den die Lebenshilfe zur Verfügung stellt. Unter Anleitung der Erzieherin Ursula Gutheim nehmen fast alle Mädchen und Jungen, die den Kindergarten besuchen, regelmäßig auf Roys Rücken Platz. Die Leiterin der Einrichtung, Roswitha Kölker-Krüchting, beobachtet dabei immer wieder große Fortschritte. „Kinder, die sonst kaum sprechen, fangen an zu reden. Sie gewinnen eine muskuläre und innere Stabilität.“ Dabei werde sichtbar, „dass Körper, Geist und Seele ganz eng zusammenhängen“.
Tiergestützte Pädagogik spielt im Kindergarten eine große Rolle. Neben Roy kümmern sich die Kinder auch um den Esel Igor und mehrere Kaninchen. „Im Umgang mit Tieren lernen Kinder, Rücksicht zu nehmen, Grenzen zu akzeptieren und ihr Verhalten anzupassen“, erklärt Roswitha Kölker-Krüchting. Gleichzeitig könnten Tiere über negative Erlebnisse hinweghelfen und neue Lebensfreude spenden.
An den kommenden beiden Sonntagen, 28. November und 5. Dezember, sind die Türen des Kindergartens jeweils von 10 bis 12 Uhr für Familien geöffnet, die einen Kitaplatz mit heilpädagogischem Schwerpunkt suchen. Bei schönem Wetter haben Kinder dann auch die Gelegenheit, eine Runde auf Roy zu reiten. Die Leiterin Roswitha Kölker-Krüchting steht Interessierten gerne auch zu anderen Zeitpunkten für ein persönliches Gespräch zur Verfügung. Sie ist erreichbar unter Tel.: 02861/943245. Weitere Informationen zum Kindergarten gibt es im Internet unter www.hpk-borken.de.