Fibromyalgie – Betroffene sind keine Hypochonder

Fibromyalgie bedeutet: Schmerzen, die kaum auszuhalten sind.

Raesfeld. Beim Tag der offenen Tür in der Villa Becker lud Birgit Bürgel, Gründerin der Fibromyalgie-Selbsthilfegruppe, zu einem Informationstag am Samstag in die Villa Becker ein.

Birgit Bürgel Gründerin der Selbsthilfegruppe Fibromyalgie Raesfeld

RAESFELD. „Die körperlichen Schmerzen sind teilweise so schlimm, dass ich mich selber verletzen möchte, um davon abzulenken“, sagt Gabriele Termahte aus Borken. Sie leidet seit vielen Jahren an Fibromyalgie.

Schmerzen, die kaum noch auszuhalten sind. Das haben alle, die der Fibromyalgie Selbsthilfegruppe angehören.

Birgit Bürgel Gründerin der Selbsthilfegruppe Fibromyalgie Raesfeld
Birgit Bürgel gründete Selbsthilfegruppe Fibromyalgie Raesfeld

Fibromyalgie-Patienten sind keine Hypochonder

Heute vor fünf Jahren entschloss sich die 61-jährige Borkenerin die Gruppe zu gründen. Der Grund: „Um den Leuten, auch Ärzten mitzuteilen, dass Fibromyalgie-Patienten keine Hypochonder sind und um Betroffenen eine Plattform zum Erfahrungsaustausch anzubieten“.

Die gelernte Altenpflegerin leidet seit 15 Jahren unter dieser chronischen Krankheit. Sie weiß, wovon sie spricht, denn im Verlauf ihrer heute anerkannten Krankheit habe sie, so einige Stolpersteine überwinden müssen, bis ihr überhaupt jemand geglaubt habe. Abgestempelt als Hypochonder, diese Erfahrung habe sie selber gemacht, denn ihr habe niemand geglaubt.

Freigabe von Cannabis auf Rezept

Nach einem Ärztemarathon konnte dann nach einer Rheuma-Therapie in Vreden die Krankheit endlich diagnostiziert werden. Dennoch, Heilung gibt es nicht. „Nur mit starken Schmerzmedikamenten in hoher Dosis wie Ibuprofen oder Tramadol komme ich über den Tag. Niemand kann sich vorstellen, wie groß die Schmerzen sind“.

Katharina Mantler (r.) erklärte Aromatherapie als Unterstüzung

Statt täglich diese Chemiekeulen schlucken zu müssen, könne Cannabis die Leiden mildern. Sie und ihre Leidensgenossen sind jedoch verärgert darüber, dass es bis heute keine Freigabe von Cannabis auf Rezept gebe. Das Einzige, was wirklich helfe. „Dies sollte dringend erfolgen. Die Ärzte tun sich leider sehr schwer. Nur eine von unseren 25 Patienten in der Gruppe profitieren davon und illegal wollen diesen Weg nicht einschlagen“.

Traurig sei, so Bürgel, dass es sehr schwer sei, von den Ärzten ein Rezept für Krankengymnastik verschrieben zu bekomme. „Ich muss regelrecht darum betteln“.

Ganzheitlicher Körperschmerz

Schmerzen, angefangen von Darm bis zum Magen, sehr sensible Augen bei Helligkeit, bis hin zum ganzheitlichen Körperschmerz sowie ein ausgeprägtes Müdigkeitssyndrom begleiten die Betroffenen täglich. Kälte gehe gar nicht, denn Fibromyalgie Patienten brauchen Wärme. „Ich habe es lieber, wenn ich mir in die Hand schneide, denn dann weiß ich, dass dieser kurze Schmerz wieder vergeht“, gesteht Marion Schmidt (44 J.) aus Erle. Allerdings habe sie sich mit dem reinen Körperschmerz arrangiert.

Krankheit nicht nachvollziehbar

Tochter Julia Bürgel leidet ebenfalls unter dieser Krankheit. Die ersten Anzeichen hatte sie mit 19 Jahren. Sie sei von Zahnarzt zu Zahnarzt gelaufen, aber niemand habe etwas festgestellt. Ihr Problem sei es, dass sie keine Schmerzmittel vertrage.

Fibromyalgie Selbsthilfegruppe Raesfeld

Einig sind sich alle. Nachvollziehen kann die Umwelt und die Familie diese Erkrankung nur schwer, denn man siehe es ihnen nicht an. „Es gibt Tage, wo wir für uns alleine weinen, denn die Gesellschaft kann diese Krankheit nicht akzeptieren, da sie bis heute nicht greifbar ist“, fügt Bürgel hinzu.

Fibromyalgie
Barbara Dürmuth (l.). beim Yogaschnupperkurs

Am Samstag gab es Einblick für Interessenten an einem Yogaschnupperkurs, sowie einer Aroma- und Klangschalentherapie und zahlreiche weitere Informationen. Dr. Rainer Michels, Oberarzt der Schmerztherapie im Knappschaftskrankenhaus Bottrop referierte zu dem Thema.

Weitere Information gibt es auf der Seite: www.fibromyalgie-fms.de

Info

Die Selbsthilfe Gruppe trifft sich jeden 1. Freitag im Monat um 19 Uhr in der Villa Becker. Betroffene oder nicht Betroffene sind dazu recht herzlich eingeladen.

Ich habe es lieber, wenn ich mir in die Hand schneide, denn dann weiß ich, dass dieser kurze Schmerz wieder vergeht

Zitat: Marion Schmidt aus Erle

1 Kommentar

  1. Hallo,
    Es ist wirklich schlimm, das Cannabis als Therapie gegen die Schmerzen nicht anerkannt wird und von den Ärzten und Krankenkassen nicht unterstützt wird.
    Habt ihr es vielleicht schon einmal mit einem Hanfvollextrakt in Form von Tropfen versucht ? Dies ist frei verkäuflich, wie CBD Öle, nur sond in diesem Hanfvollextrakt alle, bis auf THC, Cannabidoide enthalten.

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