Zeitzeugin Dr. Elisabeth Schwane gestorben – Engagierte Heimatforscherin
Am 30. März verstarb Dr. Elisabeth Schwane im Alter von 97 Jahren als älteste Bürgerin Erles.
Die ehemalige Gymnasiallehrerin für Deutsch, Englisch und Geschichte war in Erle eine bekannte Persönlichkeit.
1939 legte sie bei den Ursulinen in Dorsten das Abitur ab. In der Nazizeit machte sie prägende Erfahrungen. Dem Nationalsozialismus stand sie ablehnend gegenüber und musste sich sogar gegenüber einem NS-Parteigericht wegen ihrer Aussage: „Die Nazis haben doch gar keine Kultur“ verantworten.

Deutschlehrerin
Dem Ansinnen, in Erle eine BDM-Gruppe (Bund deutscher Mädel: NS-Jugendorganisation) aufzubauen, entzog sie sich, indem sie ins Internat der Ursulinen nach Dorsten zog. Im Krieg war sie u.a. in Königsberg und in Polen als Deutschlehrerin für deutsche Umsiedler eingesetzt. Das Elend im jüdischen Ghetto in Lodz konnte sie mir eigenen Augen sehen.
Sie stellte sich deshalb auch bewusst in den letzten Jahren als Zeitzeugin Schülerinnen und Schülern zur Verfügung und vermittelte mit ihren anschaulichen Erzählungen Geschichte sozusagen aus erster Hand.
Nach ihrer schulischen Laufbahn als Lehrerin an einem Dortmunder Gymnasium kehrt sie nach Erle zurück. Bei der Gründung des Heimatvereins Erle gehörte sie zu den Frauen der ersten Stunde und als Schriftführerin vier Jahre dem Vorstand an.
Geschichtenbuch „Querbeet“
Ihr besonderes Interesse galt der Pflege der plattdeutschen Sprache in Wort und Schrift sowie der Lokalgeschichte und Brauchtumspflege.

Von ihr in Erler Platt verfasste Texte wurden auf Heimatabenden vorgetragen, sind zu hören auf einer CD, sind zu lesen in dem 2007 vom Heimatverein herausgegebenen Geschichtenbuch „Querbeet“ und erschienen regelmäßig auch im Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck. Die Plattdeutsch-AG mit Erler Schülerinnen und Schülern führte viele Märchen auf, die Elisabeth Schwane in Erler Platt übersetzt hatte.

Elisabeth Schwane wirkte ebenso mit bei der Herausgabe von Schriften des Heimatvereins. Ganz überwiegend ihr Werk ist das Buch „Erle 1945“ über das Kriegsende in Erle, das sie hautnah miterlebte. Seit einigen Jahren war sie aufgrund ihres weit zurückreichenden Erinnerungsvermögens eine engagierte und unverzichtbare Mitarbeiterin in der Fotogruppe des Heimatvereins, den Koffieköppkes, die Unmengen von Fotos aus den Jahren von ca. 1920 – 1970 gesichtet, Personen und Orte identifiziert und katalogisiert hat.
Die Erler schätzten Elisabeth Schwane nicht nur als engagierte Heimatforscherin und Bewahrerin von Erler Platt und Brauchtum, sondern auch als offenen, humorvollen und hilfsbereiten Menschen. Würde sie diesen Artikel lesen, würde sie ihn in ihrer bescheidenen Art mit einem kernigen „to völle puchtet“ (übertrieben) kommentieren.

Text: Carlo Behler
Die Nazis haben doch gar keine Kultur
Dr. Elisabeth Schwane