Die Flucht war ein Albtraum

Es ist kalt draußen und seit Wochen sitzt Legese Efrem in seinem kleinen Zimmer in Raesfeld und hofft, dass sein Asylantrag bald durch ist.
Rund 90 Flüchtlinge aus aller Welt beherbergt Raesfeld momentan, die alles in ihrer Heimat zurückgelassen haben, um hier Frieden zu finden.
Efrem Legese kommt aus Eritrea, einem Land, in dem sich der moderne Mensch vor Jahrtausenden entwickelt hat und nach vielen Jahren Bürgerkrieg seit 1961 unabhängig von Äthiopien ist. Nach außen hin ein moderner Staat, in dem jedoch Menschenrechte wenig Bedeutung haben. So wenig, dass ein Mann von dort flieht und seine Frau mit drei Kindern im Alter von drei, sechs und 11 Jahren zurücklässt.

Legese Efrem aus Eritrea lernt fleißig Deutsch
Legese Efrem aus Eritrea lernt fleißig Deutsch

Der 45 jährige Legese Efram machte sich im letzten auf einen Weg, von dem er nicht wusste, ob er jemals irgendwo ankommt. Sein Ziel war Deutschland, irgendwie, nur weg aus dem Land, wo Menschen wegen ihres Glaubens gefoltert und verfolgt werden, wo Menschenrechte mit Füßen getreten und missachtet werden. Er gehört der Glaubensgruppe Jehovas an, die 1994 ihre grundlegende Freiheit und ihre Staatsbürgerschaft durch eine Verordnung des Präsidenten Afewerki 1994 aberkannt bekamen. Ein Grund dafür war unter anderem, weil sie aus Gewissensgründen den Wehrdienst verweigerten.

Seitdem werden Zeugen Jehovas in Eritrea von staatlichen Sicherheitskräften inhaftiert, gefoltert und schikaniert; man will sie zwingen, ihren Glauben aufzugeben.

Er selber hatten einen sehr guten Job in seinem Land, ein Diplom in Erziehung und Verwaltung und er arbeitete als Lehrer. Immer wieder aber landete er wegen seines Glaubens im Gefängnis und lebte in ständiger Angst, dass er und seine Familie ermordet werden.

Sein Fluchtweg führte ihn auf der 1. Etappe zu Fuß durch den Sudan nach Libyen. Weiter ging es von dort aus, eingepfercht mit 120 weiteren Flüchtlingen in einem Laster 12 Tage Richtung Italien. „Die Reise durch die Wüste war ein Alptraum. Wir bekamen kein Wasser und kein Essen. Viele Menschen im Auto hatten Malaria“, erinnert sich der 45jährige Flüchtling an diese Reise. Besonders schlimm waren die Pausen in der Wüste. „Wenn wir erschöpft aus dem Auto fielen und um Wasser baten, wurden wir geschlagen. Die Menschen die uns auf der Reise begegneten, schlugen immer nur auf uns ein, für alles um was wir baten“, so Legese Efrem.

Der Familienvater hielt durch und schaffte es, über Sizilien, Italien bis nach Raesfeld. Seit er in Raesfeld ist, besucht Legese Efrem regelmäßigeinen Sprachkurs und fährt zweimal die Woche bei Wind und Wetter mit seinem alten Fahrrad nach Borken. „Ich möchte schnell die Deutsche Sprache erlernen, einen Ausweis bekommen und so gerne bald eine Arbeit hier finden“, gesteht der Flüchtling. Dann kann er seine Frau und seine Kinder nachkommen lassen um hier in Deutschland in Frieden zu leben.

 

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