Der Beobachter – Klatsch und Tratsch (14)

Neues von DeWo zu Samstags bei Silvester  und Gastredner Weihbischof Dr. Hegge

Wieder mal. Diesmal allerdings am Sonntag, weil der Gastredner samstags nicht konnte. Dafür war’s dann aber auch einer, nach dessen Vortrag es (hoffentlich) kein Gezeter in der Gemeinde gibt: Der Vize vom Bischof, Dr. Christoph Hegge. Ohne Mitra und Stab hatte der allerdings so garnix Episcopales. Dafür dann aber was höchst Sympathisches. Kein Wunder, als einer mit sechs Geschwistern und einem Rudel teils halbwüchsiger Neffen und Nichten, die, wenn er mal zum Essen vorbeikommt, genervt konstatieren: „Der Christoph ist da, wir müssen beten.“ Hat er jedenfalls so erzählt.

Und erzählt hat er noch eine ganze Menge anderer Sachen. Anderthalb Stunden lang. Und wie! Mein lieber Scholli, das war ein Worte-Tsunami, den er da losgetreten hat, da mußte man höllisch aufpassen, daß man den Faden nicht verliert. Also, himmlisch aufpassen, besser gesagt. Junge, Junge, sollte jemals ein Nachfolger für Pater Leppich gesucht werden, Herr Dr. Hegge wäre ein veritabler Kandidat.

Es ging um das Thema: „Neue Strukturen brauchen neue Menschen, oder: Kirchenreform beginnt bei Bekehrung und Glaubenserneuerung.“ Können Sie sich nix drunter vorstellen? – Ich auch nicht, und drum hab ich gedacht, hörst Du Dir das mal an.

Los ging’s – wie konnte es anders sein – mit einem Zitat der neuesten Akquisition des himmlischen Heiligen-Clubs e.V., Mutter Theresa, die auf die Frage, was sich denn an der Kirche ändern müsse, damit der lahme Laden mal wieder flott wird, antwortete: „Sie und ich.“

Aha.

Und dann hat er der zahlreichen Zuhörerschaft (der große Saal des Silvesterhauses war bumsvoll) geschlagene eineinhalb Stunden lang verklickert, was darunter zu verstehen sei. Aaanstrengend, kann ich Ihnen sagen! Denn bei diesem rasanten Vortrag mußte man gut Obacht geben, daß man nicht aus der Krurve fliegt. Besonders, wenn er zitiert hat. Und wen der alles zitiert hat. Nicht nur Mutter Theresa, sondern auch Papst Benedikt, Papst Franziskus, Kardinal Marx, The Queen of England, die Beatles und Diana Ross & The Supremes… – wenn ich mich recht erinnere. Und immer so hochwohlformulierte Sprüche, deren Degustation dermaßen schwierig war, daß, wenn man sie dann schließlich kapiert hatte, der Mann schon wieder dreizehn Gedankengänge weiter war und man seine liebe Not hatte, ihn wieder einzuholen. Eine Mental-Raserei war das, die jeden Radarfallenpolizisten in die hellste Verzückung versetzt hätte.

Einen roten Faden hatte der Vortrag allerdings nicht. Seine Gedanken orientierten sich eher an einem roter Strick, der nur leider an zahlreichen Stellen ein wenig ausgefranst war, so daß man Gefahr lief, sich bei den einzelnen Fasern zu verlaufen. So ging denn auch der – scheinbar beiläufig erwähnte – Satz, der, nach meiner Ansicht, das Thema: „Neue Strukturen brauchen neue Menschen“ am treffendsten auf den Punkt brachte, beinahe unter.

Der Bischof sagte: „Den Glauben kann man den Leuten nicht ex Cathedra vermitteln. Das funktioniert nicht. Und genau deshalb ist Gott auch auf die Idee gekommen, Mensch zu werden, um uns an die Hand zu nehmen und es uns zu zeigen. SO funktioniert das!“ Also, das war ja mal eine Sicht der Dinge, auf die ich im Leben nicht gekommen wäre. Aber dafür braucht’s eben auch einen Bischof, der einem sowas verklickern kann.

Naja, und dann hat er uns erläutert, was das heißt, wie er das macht und wie jeder von uns das machen könnte. Jeden Tag. Womit er des Pudels Kern präzise beim Schwanz gepackt hatte.

Der Applaus am Ende war ein wenig verhalten. Kein Wunder, denn die Leute hatten noch damit zu tun, das Gesagte in herunterschluckbare Brocken zu zerkauen. Aber ich nehme an, das wird ihn nicht sonderlich gestört haben. Im Gegenteil, das war ja vermutlich der Zweck seiner Übung. Und daher: Mission accomplished.

Einen Tag später musste er nach Berlin, um dort dem CDU-Präsidium unter dem Vorsitz der Budeskanzlerin Ähnliches nahezubringen. Hoffentlich gelingt es ihm, bei dem Verein die gleiche Nachdenklichkeit hervorzurufen wie bei den Leuten, die ihm  im St. Silvester Haus zugehört haben. Schön wär’s ja.

Bis dahin
Ihr DeWo

 

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