Der Beoachter – Klatsch und Tratsch

Neues vom Beobachter. Heute- Gewonnen! War das doch mal ein Freudentag!

Ich saß an meinem Schreibtisch, und da klingelte das Telephon. „Sie haben gewonnen!“ rief eine männliche Stimme, freudig erregt. Klar, daß die freudige Erregung sofort auf mich übersprang. Ach ja, was denn?“ rief ich darum strahlender Laune zurück. „Ein Auto. Einen Dreier-BMW“, kam die prompte Antwort.

Aha. War ich jetzt also stolzer Besitzer eines Bayerischen-Maschinen-Wagens. Sehr schön.

Nachmittags klingelte die Quatschmaschine noch einmal. Und, was soll ich Ihnen sagen: Wieder gewonnen! Diesmal verkündete ein holdes Mägdelein mir die frohe Botschaft. In Form einer Reise. Einer Kreuzfahrt, selbstverständlich, drunter tu ich’s ja nicht. Wenn schon gewinnen, dann aber auch richtig.

Mein freudiger Erregungszustand steigerte sich ins Unermeßliche. Ich aktivierte sogleich mein Ehegespons und zerrte die Koffer aus dem Keller. Die Liebste sah mich an, als hätte ich ihr einen unsittlichen Antrag gemacht. Ich kannte diesen Blick, denn das hatte ich schonmal. Vor fast vierzig Jahren. Und damals wie heute beschied sie mich mit der lakonischen Frage: „Du hast wohl nicht alle Nadeln an der Tanne?“

Aber ich ließ mich nicht beirren. Damals nicht und heute auch nicht.

Inzwischen bin ich stolzer Besitzer einer ganzen Flotte von Automobilen und werde demnächst auf Gewinnbasis die ganze Welt bereisen. Denn in den Wochen nach dem besagten Freudentag rissen die Gewinnmeldungen nicht ab.

Theoretisch.

Praktisch stellte sich das so dar, dass ich, um in den Genuss der fahrbaren Untersätze und der Urlaube zu kommen, lediglich meine Zustimmung erklären müsse zu… Ja, zu was denn eigentlich? – Keine Ahnung. Als nämlich die Sache mit der Zustimmung zur Sprache kam, schrillten in meinem Schädel die Alarmglocken so laut, dass ich weder die holde Magd mit den Ferienreisen noch den Tulles mit den Autos mehr hören konnte. Notgedrungen musste ich diese telephonischen Freudenkonversationen dann abbrechen und – mit Tränen in den Augen – den Hörer auflegen. In stiller Trauer.
Ein Bekannter von mir macht sowas nicht ganz so still. Der hat nämlich, in Erwartung solch beglückender Anrufe, eine Trillerpfeife neben dem Telephon liegen, die er dann zur Hand nimmt, um das Gespräch mit einem gellenden Pfiff zu beenden. Er sagt, er wolle den Anrufer am Schrillen seiner Alarmglocken, ob solcher Anpreisungen von Autos und Urlaubsreisen nach Zustimmung zu was auch immer, das kein Mensch braucht und nur die wenigsten bezahlen wollen oder gar können, unbedingt teilhaben lassen. Die Reaktionen der anrufenden Glücksbringer seien gelegentlich bühnenreif, hat er mir erzählt. Sowas entschädige für entgangenen Fahrspaß und vergebliche Urlaubsfreude.

Zum Glück ist also nix draus geworden. Mal ehrlich, ich hätte auch gar nicht gewusst, wo ich die vielen Autos hätte unterbringen sollen. Trotz heftigen Grübelns. In meiner Garage steht nämlich schon ein Auto, und damit ist Bude voll. Und was dann?

Nun lese ich gerade im „Focus“, dass man sich die Belästigung durch solch gewinnbringende Sorgenmacher gar nicht gefallen lassen muss. (guckssu hier: http://www.focus.de/finanzen/recht/unerlaubte-werbeanrufe-es-reicht-welche-rechte-opfer-von-telefonbetruegern-haben_id_6768260.html) Das dürfen die nämlich gar nicht, sowas. Jedenfalls nicht, ohne dass ich zuvor ausdrücklich meine Zustimmung gegeben habe. Sagt das Gesetz. Und zwar: „Wenn der Verbraucher schriftlich oder mündlich zum Ausdruck gebracht hat, dass er im konkreten Fall mit einem Anruf einverstanden ist. Das Einholen der Einwilligung zu Beginn des Telefonats ist laut Bundesnetzagentur unzulässig. Sie müsse vor dem Anruf vorliegen. Auch könne die Einwilligung jederzeit formlos widerrufen werden.“

Aha. Interessant.

Regelkonform geht das also so: Irgendjemand, der mir was Gutes tun will und mich dafür als Gegenleistung abzocken möchte, meldet sich also schriftlich oder (fern-)mündlich bei mir und fragt mich, ob ich damit einverstanden bin, dass er mir was Gutes tut und mich dafür abzockt. Wenn ich das schriftlich oder (fern-)mündlich bejahe, darf er mich anrufen und mir sagen, dass er mir was Gutes tut und mich dafür abzockt.

So hat der Gesetzgeber sich das vorgestellt. Hört sich irgendwie realistisch und praxisnah an.

Nun gut, also: Ich erkläre hiermit Gott und der Welt und der Telephontusse mit den Urlaubsreisen und dem Flabes mit den Autos, daß ich keine Anrufe wünsche, bei denen mir jemand vorschlägt, mir was Gutes zu tun und mich dafür abzuzocken. Verstanden? – Gefälligst!!!

So, und jetzt bin ich mal gespannt, ob das was nützt. Notfalls kann ich mir ja immer noch ‘ne Trillerpfeife besorgen…

 

Schönes Wochenende
wünscht

DeWo
(der sich jetzt in sein gewonnenes Traumauto setzt und die gewonnene Traumreise antritt)

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