Der Aelkeshof – Raesfelds Beitrag zum Weltkulturerbe

Wow!!! – Endlich mal wieder Stimmung inne Bude! Ein Beitrag von Detlef Wolf

Raesfeld ist aus dem hochsommerlichen Hitzekoma erwacht, die Wogen der Empörung gehen hoch, bis hin zur vermeintlichen „strafrechtlichen Relevanz“. Sieht fast so aus, als müsse das Thema dringend auf die Agenda der nächsten UNO-Vollversammlung. Mindestens. Wenn es nicht sogar darüber hinaus noch bei Arno anne Theke diskutiert werden muß.

Der Grund?

Der geplante Abriß einer maroden Bude, mit der kein Mensch mehr was anfangen kann. Drum steht sie auch leer. Und vergammelt so langsam.

Na gut, nach der Bude selber kräht kein Hahn mehr. ABER: Die Fassade! Von Großdübellöchern übersät wie ein Schweizer Käse, und in den Mörtelritzen hat sich Professor Grzimecks Steinlaus eingenistet, egal. Diese marode Fassade paßt so gut ins Raesfelder Weichbild, also muß sie stehenbleiben. Koste es, was es wolle.

Meinen einige.

Der Gemeinderat, als gewählte Vertretung der Gesamtheit der Raesfelder Bürger, war da anderer Ansicht. Der hatte nämlich die Kosten ermitteln lassen. Eine schlappe, halbe Million sollten die Raesfelder dafür berappen. Okay, im Vergleich zu den Kosten der Hamburger Elbphilharmonie sind das jetzt vielleicht Peanuts, aber Hamburg ist ja auch nicht Raesfeld.

Und so sprach die Volksvertretung: „Ceterum censeo, Aelkeshof esse delendam!“

In seltener Einmütigkeit. Bemerkenswert, denn normalerweise sind die Schwatten den Roten nicht grün, die Grünen sehen rot, wenn sie über die Schwatten reden, und die Roten werden grün im Gesicht, angesichts der Schwatten.

Diemal nicht.

Letzten Dienstag war abschließende Beschlußfassung im Rat, und danach hieß es dann: „Senatus locuta, Causa finita. – Basta!“

Das brachte nun postwendend das Raesfelder Fassadenerhaltungsblut in Wallung. Aber Hallo! Keine Empathie gegenüber den Fassadenbluthochdrucklern, wurde da gezetert.

Naja, also gut, angesichts von fünfhundert Kilo-Euro zur Sanierung einer heruntergekommenen Ziegelwand, kann man sich vielleicht ausmalen, daß das mit der Empathie möglicherweise tatsächlich nicht ganz soweit her ist.

Aber, das mit den fünfhundert Mille, das stimme ja gar nicht, meinten die Ziegtelsteinverliebten. Das sei ja absichtlich hochgerechnet.

Okay, jetzt nehmen wir doch mal für einen Moment lang an, das wäre tatsächlich so, und der Ziegelsteinfassadenvernichtungssachverständige hätte es mit seiner Kostenschätzung maßlos übertrieben. Ziehen wir also einen Ziegelsteinerhaltungssachverständigen heran und lassen ein Gegengutachten erstellen.

Und tatsächlich! Der findet heraus, die Kosten sind um – sagen wir – 20% zu hoch geschätzt. Mehr geht ja auch gar nicht, das hätte sich der Vernichtungssachverständige wohl kaum getraut, ohne unseriös zu wirken. Schließlich hat der Mann ja auch einen Ruf zu verlieren. Als Gutachter.

Aber sei’s drum. Dann würde demnach die Fassadenerhaltungsveranstaltung eben keine 500k€ mehr kosten, sondern nur noch mickrige 400k€. Ich bin mir nicht sicher, ob das dem kommunalen Geldbeutelverwalter jetzt statt der Tränen in die Augen ein Lächeln ins Gesicht zaubern würde. Obwohl, sollte es eigentlich, wenn man bedenkt, was man mit den gesparten Hunderttausend alles anfangen könnte…

Aber: Vorschlag zur Güte. Die Ziegel werden wiederverwendet. Und da, finde ich, ist jetzt die Aelkeshoffassadenerhaltungsbürgerinitiative gefragt. Zieht Euch mal geschwind Blaumann und Handschuhe an, damit Ihr die Fassade Ziegel für Ziegel abtragen könnt. Anschließend wird jeder der wertvollen Steine sorgfältig saubergekloppt, zur gefälligen Wiederverwendung. Die Trümmerfrauen nach dem Krieg seien Euch ein Vorbild.

Und der Lohn: Ein neues Pfarrheim erstrahlt mit alter Fassade. Eine halbe Million Euro sind gespart, und das Raesfeld-Kulturerbe ist gerettet. Halleluja!

Aber mal ehrlich: Kulturerbe? – Echt jetzt? – Oder ist das vielleicht doch alles nur Fassade?

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