Interview mit Arno Rüb: Abschied vom Adelheids Spargelhaus und neue Wege mit dem Foodtruck
Im Interview spricht Arno Rüb, langjähriger Inhaber des Adelheids Spargelhauses, über seinen Abschied nach 15 erfolgreichen Jahren, die Gründe für seine Entscheidung und seine Pläne für die Zukunft. Er berichtet von seinen Erfahrungen und Herausforderungen in der Gastronomie, reflektiert über die Bedeutung von Qualität und Regionalität und gibt Einblicke in sein neues Projekt: einen Foodtruck, mit dem er weiterhin kulinarische Akzente in der Region setzen will.
Arno, nach wie vielen Jahren hörst du jetzt hier im Adelheid Spargelhaus auf?
Wir haben also im März 2009 angefangen und hören jetzt eigentlich im Jahr 2024 auf. Das sind 15 Jahre, aber insgesamt hatten wir 16 Mal Spargelzeit bei uns. Diese Zeit haben wir mit viel Liebe, Freude und Kraft gestaltet und auch sehr gerne gemacht. Das Spargelhaus ist ja durch den Spargel bekannt geworden, schon damals von Adelheid, und das hat uns immer sehr viel Freude gemacht.
Warum hörst du auf, und gibt es andere Alternativen?
Ich höre aus verschiedenen Gründen auf. Viele wissen es vielleicht schon: Zum einen aus gesundheitlichen Gründen, weil ich einfach kürzer treten muss. Ein großes Problem, das viele Gastronomen betrifft, ist auch die Personalfrage. Es wird immer schwieriger, Personal zu finden.
Seit zwei Jahren arbeite ich fast nur noch mit Leihköchen, was sehr anstrengend geworden ist, weil man das Personal nicht immer so einsetzen kann, wie man es braucht. Wir sind eigentlich ständig unterbesetzt. Letztes Jahr habe ich mir einen Foodliner, also einen Foodtruck-Anhänger, gekauft. Mit diesem Foodliner werden wir demnächst auf verschiedenen Märkten in der Region stehen und auch das eine oder andere Fest besuchen, das schon fest für uns gebucht ist. Für nächstes Jahr sieht es also gut aus.
Du bist ja quasi ein Kind der Gastronomie. Hat dir das bis heute Spaß gemacht? Was hast du gelernt, und wie bist du überhaupt dazu gekommen, hier ins Adelheid Spargelhaus einzuziehen?
Ja, genau, ich bin ein Kind der Gastronomie. Meine Mutter ist 1969 nach Erle gezogen und hat mitten im Dorf den „Gasthof zur Femeiche“ geführt. Sie hat das viele Jahre mit Liebe und Freude gemacht und so bin ich aufgewachsen. Im Haus Hecheltjen in Schermbeck habe ich 1983 Koch gelernt. Danach war es irgendwie selbstverständlich, meiner Mutter zu helfen und weiterzumachen.
Zwischendurch hatte ich verschiedene Stationen und 2009 ergab es sich, dass das Spargelhaus ein halbes Jahr leer stand. Wir konnten es übernehmen und da ich schon immer einen Bezug zur Familie Böckenhoff hatte, war es für mich eine große Freude, selbstständig ein Restaurant zu führen und mich frei entfalten zu können.
Was, glaubst du, hat die Qualität des Adelheid Spargelhauses ausgemacht in all den Jahren, seit du hier bist?
Qualität bedeutete für mich immer, Wert auf regionale und frische Lebensmittel zu legen. Wir haben unsere Zutaten hier aus der Umgebung bezogen – Spargel, Heidelbeeren, Erdbeeren, Gemüse – alles, was wir frisch bekommen konnten. Wir hatten Bio-Fleisch vom Hof Rülfing. Es hat mir viel Spaß gemacht, diese frischen Produkte zu verarbeiten und den Gästen anzubieten.
Du hast jetzt einen Food Truck. Wie geht es damit weiter, und was ist damit geplant?
Mit dem Foodtruck haben wir letztes Jahr angefangen, zum Beispiel auf dem Weihnachtsmarkt in Raesfeld. Das hat sehr viel Spaß gemacht, obwohl wir nicht wussten, was auf uns zukommt. Aber wir waren fast jeden Abend ausverkauft. Wir bieten dort nur eine Handvoll ausgewählter Gerichte an und haben gemerkt, dass es besser ist, sich zu spezialisieren, als ein breites Programm anzubieten. Das kommt bei den Gästen gut an und sie sind offen für Neues.
Wo wirst du mit deinem Food Truck unterwegs sein?
Ich werde schon hauptsächlich hier in der Region bleiben. Es gibt auch Anfragen aus der Nähe von Düsseldorf, da sind wir noch in Verhandlungen. Aber generell werden wir den einen oder anderen Feierabendmarkt besuchen und ansonsten hier in der Region bleiben.
Das Ambiente hier im Spargelhaus ist ja nicht nur von der Lage her etwas Besonderes, sondern du hast hier mit Unterstützung deiner Frau Annika viel geschaffen. Was habt ihr zum Beispiel ganz neu gemacht, seit ihr hier seid?
Als wir 2009 angefangen haben, haben wir ein Restaurant übernommen, das schon ziemlich fertig war, aber es gab noch viel zu tun. Vor allem im Außenbereich mit dem Biergarten haben wir viel investiert. Wir haben den Gästen immer wieder neue Ideen geboten und versucht, uns weiterzuentwickeln, um den steigenden Ansprüchen gerecht zu werden.
Was war dein größtes Highlight, das du hier in all den Jahren gefeiert oder initiiert hast?
Ein besonders schönes Ereignis war ein Betriebsfest einer großen Firma mit 400 Personen. Hier haben wir ein Schützenfest organisiert, mit Vogelschießen, Paradeplatz, Bierwagen und einem riesigen Smoker. Das ging den ganzen Tag bis in den Abend mit Musik und DJ. Das war ein ganz tolles Fest und hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Gibt es ein lachendes und ein weinendes Auge, und was wünschst du dir für einen möglichen Nachfolger des Adelheid Spargelhauses?
Ja, natürlich gibt es beides. Wir haben es immer gerne gemacht, es war für Annika und mich wie ein Kind. Es fällt uns schwer, das aufzugeben, denn wir haben viel Herzblut reingesteckt und viele Stammgäste gewonnen.
Im Moment haben wir leider noch keinen neuen Pächter. Es gab zwar einige Bewerber, aber die Gastronomie ist derzeit sehr schwierig. Man muss ein überzeugendes Konzept haben, um die Gäste weiterhin zu begeistern und eine gute Küche weiterzuführen.
Noch eine persönliche Frage: Kannst du persönlich noch Spargel sehen und essen?
Ja, ich persönlich kann noch Spargel sehen und essen. Es ist immer auf dreieinhalb Monate im Jahr begrenzt. Aber die Spargelzeit ist eigentlich immer die schönste Zeit. Da haben wir am meisten zu tun. Es macht allen Spaß und Freude, immer wieder mit neuen Kreationen ein vernünftiges Gericht auf den Tisch zu bringen. Und auch die Gäste haben sich immer sehr auf die Spargelzeit gefreut. Das war natürlich auch immer unsere Hauptsaison, diese dreieinhalb Monate. Da war schon viel los.
Was ist dein Tipp, Spargel in welcher Version zu zubereiten?
Spargel ist immer sehr interessant. Man kann sehr viel damit machen. Wir haben festgestellt, dass die Klassiker immer gehen, aber auch neue Kreationen. Die Gäste sind offen für auch mal was anderes, was neues, was man so noch nicht kennt. Wir haben Spargel mit Ziegenkäse gemacht, mit geschmorten Backen, klassisch mit Schinken, wie es sich gehört. Aber wenn wir mal ein besonderes Gericht hatten, wo wir eine Wochenendempfehlung gemacht haben, dann fanden die Gäste das immer toll. Also ich glaube, dieser Spargelhype wird bleiben, wenn man es weiterhin vernünftig macht. Also dann wünschen wir dir alle viel Glück und ich denke, der eine oder andere, der dich kennt, wird dich irgendwo auf den Märkten sehen.
Vielen Dank fürs Interview.
Petra Bosse