Nach gut vier Jahren heißt es am Sonntag, den 27. Oktober, zum letzten Mal: Torten, Kuchen und Kaffee im idyllischen Ambiente der Kuchenkiste am Sterndeuterturm Schloss Raesfeld.
Das beliebte Café, das im Januar 2020 kurz vor den Herausforderungen der Corona-Pandemie eröffnete, schließt seine Türen – und das auf eigenen Wunsch.
Die Entscheidung fällt aus Personalmangel
„Es ist einfach zu viel geworden“, erzählt Danny Moritz, der gemeinsam mit seiner Frau Sonja das Café Buschmanns Kuchenkiste führt. „Wir arbeiten sieben Tage die Woche und backen jeden Kuchen selbst – für zwei Läden und sogar für andere Gastronomen. Und die Mutter ist über 70 Jahre und hilft ebenfalls noch in der Backstube aus“. Der Grund dafür sei auch, dass es nicht nur personelle Engpässe in der Gastronomie gäbe, sondern auch im Backhandwerk gebe.

Die Belastung, ohne ausreichende Unterstützung externer Hilfskräfte, hat die Betreiber schließlich zur Entscheidung geführt, das Café zu schließen. Trotz eines engagierten Teams fehlt es an genügend Personal, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden. „Für Kunden haben wir kein festes Personal, und viele unserer jungen Aushilfen studieren und können während der Woche nicht arbeiten. Das ist unser größtes Problem.“
Ein Abschied auf eigenen Wunsch, nicht durch äußeren Druck
Entscheidend ist dabei: Die Schließung erfolgt auf eigenen Wunsch. Die Betreiber traten an ihren Verpächter Reinhard Nießing heran und baten um eine Auflösung des Mietvertrags. Ein Anliegen, das dieser mit Verständnis aufnahm, obwohl er alles darauf setzte, das Café am Standort zu halten. „Er hat uns auf Biegen und Brechen versucht zu halten“, unterstreicht Moritz. „Doch unsere Entscheidung steht fest. Wir haben uns für unser Leben entschieden“.

Ein Café aus der Pandemiezeit
Mitten in der schwierigen Coronazeit eröffnete die Kuchenkiste am Schloss Raesfeld im Jahr 2020 – und wurde schnell zu einem Anlaufpunkt für Liebhaberhandgefertigter Backwaren. In den ersten Monaten konnte der Kuchen nur über die Theke verkauft werden, doch auch so fand das Café bald eine treue Gemeinschaft rund um das Schloss.
Sieben Tage Arbeit – ein hoher Preis für Selbstgemachtes
„Es ist einfach zu viel geworden“, erklärt das Danny Moritz. Mit täglichen Öffnungszeiten und hausgemachtem Kuchen für zwei Standorte, sowie Lieferungen an andere Gastronomiebetriebe, war die Belastung enorm. Der Personalmangel machte es nicht leichter: „Wir haben viele junge Mitarbeitende, die uns sehr am Herzen liegen, aber oft auch studieren und unter der Woche nicht verfügbar sind“, so Danny Moritz.

Ein lachendes und ein weinendes Auge
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge blickt auch Sonja Moritz auf die Zeit in Raesfeld zurück: „Im Grunde genommen sind wir sehr dankbar. Wir haben hier so viele Menschen kennenlernen dürfen, die uns auch privat begleiten. Doch am Ende blieb uns oft keine Zeit, um diese Menschen auch einmal außerhalb der Arbeit zu treffen.“ In der Gastronomie ging es schließlich auch darum, sich Zeit für die Gäste zu nehmen und Beziehungen zu pflegen – das, was Sonja Moritz besonders Freude bereitete , aber leider zu kurz kam.
Nicht immer höher, schneller und weiter
„Deshalb haben wir bewusst gesagt, wir gehen einen Schritt zurück“, erklärt sie. „Wir sehen optimistisch in die Zukunft und freuen uns darauf, wieder Zeit für gemeinsame Erlebnisse zu haben.“ Es müsse nicht immer höher, schneller und weiter sein. Statt weniger zu arbeiten, gehe es für sie darum, die Arbeit anders zu verteilen. Denn die bisherigen Arbeitszeiten waren lang und fordernd: „Ich fange oft um halb drei nachts an und arbeite bis in den Abend hinein.“

Ein freiwilliger Abschied – auf eigenen Wunsch
Die Schließung am Sonntag, den 27. Oktober, erfolgt auf eigenen Wunsch. Das Ehepaar wandte sich an ihren Verpächter Reinhard Nießing, der sich äußerst verständnisvoll zeigte. „Er hat alles versucht, uns hier zu halten. Doch unsere Entscheidung steht fest“, so Moritz.

Vielen Dank an die Gemeinde und die treuen Gäste
Das Team blickt mit Wehmut und Dankbarkeit auf die Zeit zurück: „Es war eine schöne Zeit in Raesfeld, und wir wurden von allen, auch von den Freiheiter Bürgern und der Gemeindeverwaltung, herzlich aufgenommen. Besonders danken wir unserem Verpächter Reinhard Nießing.“
Der letzte Öffnungstag wird gewiss ein emotionaler Abschied für Gäste und Betreiber, wenn die Kuchenkiste ein letztes Mal ihre beliebten Tortenstücke serviert.
Kuchengenuss bleibt – in Marienthal
So ganz weg ist das Ehepaar, dass zwischen Raesfeld und Marienthal wohnt, jedoch nicht: Das Café „Buschmanns Kuchenkiste“ an der Pastor-Winkelmann Straße 7 in Marienthal bleibt bestehen. Hier können die Gäste weiterhin das Frühstück sowie die hausgemachten Kuchen und Torten genießen, welche die Kuchenkiste am Raesfelder Schloss zu einem Treffpunkt für Genießer gemacht haben getreu dem hauseigenem Slogan: „Ein Leben ohne Kuchen ist möglich, aber sinnlos“.