Mit einem Gottesdienst in der St.-Martin-Kirche begann am Samstagabend offiziell das Schützenfest des Bürgerschützenvereins St. Johannis Raesfeld.

Anschließend zogen Schützen, Musikvereine und zahlreiche Bürgerinnen und Bürger zum Friedhof, wo sie am Ehrenmal der Gefallenen beider Weltkriege inne hielten. Bürgermeister Martin Tesing erinnerte dort in einer bewegenden Rede an die Opfer von Krieg und Gewalt. Nach dem stillen Gedenken setzte sich der Festzug zum Rathaus in Bewegung. Dort spielte die Musik zum traditionellen Großen Zapfenstreich, begleitet von drei lauten Böllerschüssen. Der festliche Auftakt endete mit dem Einmarsch ins Festzelt am Michael.
Auch das amtierende Königspaar sowie das Ehrengefolge Margret Epping und Alfons Wallmeyer sowie Steffi Bahde und Klemens Suer begleiteten den offiziellen Teil des Abends.

Gedenken an 297 Namen am Ehrenmal
Am Ehrenmal wandte sich Bürgermeister Martin Tesing an die versammelte Festgemeinschaft. Er sagte: „Nachdem wir gerade gemeinsam einen sehr feierlichen Gottesdienst gefeiert und für den Frieden gebetet haben, stehen wir nun hier am Ehrenmal der Gemeinde. Das ist ein Ort des Innehaltens, der Erinnerung und der Mahnung.“

Er wies auf die zehn Steintafeln hinter sich hin: „297 Namen sind dort eingraviert. Auf den Tafeln eins bis neun stehen die Namen von 268 Männern aus Raesfeld, die als Soldaten gefallen sind. 94 im Ersten Weltkrieg, 174 im Zweiten Weltkrieg. Auf der zehnten Tafel, ganz links von mir, sind die Namen von 13 Raesfeldern verzeichnet, die als Zivilisten durch Kriegseinwirkungen starben, darunter eine Frau und ein siebenjähriges Mädchen. Auch die Namen von 16 gefallenen Soldaten, deren Angehörige 1945 nach Raesfeld als Vertriebene kamen, sind dort zu lesen.“

Frieden ist nicht selbstverständlich
Tesing hob hervor, dass das Gedenken nicht allein der Vergangenheit diene. „Wir stehen hier, um nicht zu vergessen. Dieses Gedenken ist nicht nur Rückblick, sondern auch Mahnung. Unser Ehrenmal in Hasfeld erinnert uns konkret an die Schrecken und das Leid der vergangenen Weltkriege.“
Mit Blick auf die Gegenwart sagte er: „Gerade in diesen Tagen, in denen wir unsere Gemeinschaft und unsere Heimat feiern, wird uns bewusst, wie zerbrechlich der Frieden sein kann. Wenn wir in die Welt blicken, sehen wir, wie nah Krieg und Gewalt wieder gerückt sind. Der Krieg in der Ukraine zeigt uns auf erschütternde Weise, dass Freiheit und Sicherheit keine Selbstverständlichkeit sind.“
Tesing erinnerte an die Geflüchteten in der Gemeinde: „Allein in Raesfeld leben heute 127 ukrainische Flüchtlinge. Im Kreis Borken sind es 5.150. Das muss uns demütig und zugleich dankbar machen, dass wir hier im Frieden zusammenkommen dürfen.“


Gemeinschaft trägt Verantwortung
Der Bürgermeister betonte, dass die Teilnahme der Feuerwehr, der Musikgruppen und der Schützenbrüder ein Zeichen des Zusammenhalts sei. „Wenn wir heute gemeinsam mit unserer Feuerwehr, den Burgmusikanten, dem Fanfarencorps, dem Spielmannszug Heiden und der Chorgemeinschaft und den Schützenbrüdern am Ehrenmal stehen, dann zeigen wir: Erinnern ist eine Aufgabe, die uns alle verbindet und unsere Dorfgemeinschaft stärkt.“

Er unterstrich auch die Rolle des Schützenwesens: „Das Schützenwesen ist seit jeher eng mit Heimatpflege, Tradition und Gemeinschaft verbunden. Aber es ist mehr als Brauchtumspflege. Es ist ein Zeichen dafür, dass wir füreinander einstehen und Werte bewahren, die unser Zusammenleben tragen. Respekt, Verantwortung, Hilfsbereitschaft und Frieden.“
Mahnung für die Gegenwart
Abschließend rief Tesing dazu auf, aus der Erinnerung an die Toten einen Auftrag für die Gegenwart abzuleiten. „Wenn wir heute an die Gefallenen denken, dann tun wir das nicht nur mit Blick auf unsere Geschichte. Wir tun es auch als Mahnung. Ihre Opfer rufen uns dazu auf, uns jeden Tag für Frieden, Freiheit und Menschenwürde einzusetzen. Hier bei uns und wo immer wir können.“

Schützenfest ist ein Zeichen dafür, dass wir füreinander einstehen und Werte bewahren, die unser Zusammenleben tragen. Respekt, Verantwortung, Hilfsbereitschaft und Frieden.
Bürgermeister Martin Tesing